Pavebesøket i Yad Vashem et høydepunkt på Israel-reisen
Die Gedenkstätte am Westrand Jerusalems erinnert an die sechs Millionen Toten der Shoah
Jerusalem, 23.3.00 (KAP) Mit dem Besuch der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem am Donnerstagmittag erreicht der Besuch Johannes Pauls II. in Israel einen Höhepunkt. Yad Vashem erinnert an die Judenvernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Gedenkstätte wurde nach einem Beschluss der Knesset, des israelischen Parlaments, 1953 eingerichtet. Juden und Nichtjuden aus Israel und aller Welt gedenken in der am Westrand Jerusalems gelegenen Anlage der sechs Millionen Toten der Shoah. Die hebräischen Worte lehnen sich an eine Passage des Propheten Jesaja an und bedeuten «ein Denkmal und ein Name». Damit sollen auch die Opfer einen Ort des Gedenkens haben, deren Spur sich in den deutschen Vernichtungslagern verloren hat.
Im Zentrum der weitläufigen Anlage steht die fensterlose «Halle der Erinnerung», in der eine ewige Flamme brennt. Im Boden sind in hebräischer und lateinischer Schrift die Namen der 22 größten Vernichtungslager eingeschrieben. Eine Bronzeschale enthält Asche von Opfern der verschiedenen Lager. Das 1987 errichtete «Children Memorial» erinnert an die rund 1,5 Millionen ermordeten Buben und Mädchen. Das «Tal der Gemeinden» gedenkt der rund 5.000 von den Nationalsozialisten zerstörten jüdischen Gemeinden in Europa. In der «Allee der Gerechten» erinnern Bäume an jene Nichtjuden, die unter Einsatz ihres Lebens Juden vor der Vernichtung gerettet haben; diese Auszeichnung zum «Gerechten der Völker» ist die höchste Ehrung, die der Staat Israel zu vergeben hat.
In der «Halle der Namen» sind bislang die Namen von mehr als zwei Millionen Juden erfasst, die den Nazis zum Opfer fielen. Außerdem gehören zu Yad Vashem ein Kunstmuseum mit Werken von Lagerinsassen, das weltweit größte Holocaust-Archiv sowie ein Dokumentations- und Forschungszentrum. Im Archiv befindet sich unter Anderem das Tagebuch des Kriegsverbrechers Adolf Eichmann. (forts) 23.03.2000 08:32 K200001947
KATHPRESS/Israel/Jerusalem/Yad.Vashem/Papstreise/ Papst bekennt in Yad Vashem Antisemitismus der Christen Jerusalem, 23.3.00 (KAP) An der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem hat Papst Johannes Paul II. am Donnerstag nachmittag in Jerusalem feierlich Reue der Kirche für Hass, Verfolgungen und alle antisemitischen Akte, die im Laufe der Geschichte gegen Juden von Christen verübt wurden, ausgedrückt. Gleichzeitig rief der Papst zur Überwindung des Antisemitismus auf. Niemand könne das im Holocaust Geschehene vergessen, ignorieren oder sein Ausmaß herunterspielen, betonte Johannes Paul II. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Ermordung von Millionen von Juden bleibe die Erinnerung bestehen. Er selbst erinnere sich an jüdische Freunde und Nachbarn, von denen einige getötet wurden, während andere überlebten.
In einer feierlichen Formulierung versicherte der Papst «als Nachfolger des Apostels Petrus und Bischof von Rom dem jüdischen Volk, dass die katholische Kirche tiefste Trauer empfindet über den Hass, die Akte der Verfolgung und des Antisemitismus, die jemals irgendwo von Christen gegen Juden gerichtet wurden». Er betonte, das Motiv für diesen Akt seien nicht politische Überlegungen, sondern das biblische Gesetz der Wahrheit und der Liebe.
Zu den Gräueltaten des Nationalsozialismus gegen das jüdische Volk erklärte Johannes Paul II., nur eine gottlose Ideologie sei in der Lage gewesen, die Vernichtung eines ganzen Volkes zu planen und durchzuführen.
Der Papst brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Leiden der Juden im 20. Jahrhundert zu einer neuen Beziehung zwischen Christen und Juden führen werden und sagte: «Lasst uns eine Zukunft ohne anti-jüdische Empfindungen unter Christen und ohne anti-christliche Empfindungen unter Juden aufbauen.» Er erinnerte an das gemeinsame religiöse Erbe von Juden und Christen. Die gemeinsamen geistliche Erfahrung fordere dazu auf, das Böse durch das Gute zu überwinden.
Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak sagte in seiner Ansprache, Johannes Paul II. habe «mehr als jeder andere getan, um den historischen Wandel in der Haltung der Kirche zum jüdischen Volk herbeizuführen». Ausdrücklich lobte er das feierliche «Mea Culpa» des Papstes vom 12. März im Petersdom. «Wir begrüßen diesen noblen Akt zutiefst», sagte Barak. Der Besuch in der Gedenkstätte Yad Vashem bezeichnete er als «Höhepunkt dieser historischen Reise des Wundenheilens» des Papstes.
Vor seiner Ansprache hatte der Papst in der Gedenkstätte mehrere Überlebende des Holocaust begrüßt, darunter seinen Schulfreund Jerzy Kluger sowie Juden aus Polen und der Slowakei, die im Schutz von Klöstern überlebt hatten. Im Anschluss an die Gedenkfeier traf Johannes Paul II. weitere ehemalige Jugend- bzw. Schulfreunde aus seiner polnischen Heimat, die nach Israel emigrieren konnten.
«Nie wieder»
«Er hat mir damals das Leben gerettet», sagte Edith Zierer, eine Überlebende des Holocausts, am Donnerstag in Yad Vaschem. Damals - das ist 55 Jahre her. An einem Jännermorgen 1945 traf sie auf einen jungen Priester, der ihr half, zu überleben. Viele Stunden trug er sie auf dem Rücken und überließ ihr seinen Mantel. Am Donnerstag traf die 70-Jährige aus Haifa ihren Retter in der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem wieder. Der junge Geistliche von damals ist heute ein weißhaariger, vom Alter gezeichneter Mann: Papst Johannes Paul II.
Es herrschte Ergriffenheit und Stille, als Johannes Paul II. an der Seite von Premierminister Ehud Barak die «Halle der Erinnerung» betrat. Jenen schlichten Raum des Gedenkens, in dem eine ewige Flamme lodert und in dessen Fußboden in hebräischer und lateinischer Schrift die Namen der 22 größten Vernichtungslager eingeschrieben sind. Kurz vorher war der vatikanische, gelb-weiße Kranz in die Halle gebracht worden. Der Papst aus Polen traf auf die Namen vieler Orte seiner Kindheit und Jugend; und unter den Gästen sassen auch rund 20 Bewohner seines Heimatortes Wadowice, die ihren Jugendfreund «Lolek» wiedersehen wollten.
Stille, als der Papst dann von der Erinnerung an seine getöteten jüdischen Freunde sprach. Kein Wort, nur Schweigen sei «stark genug, um die entsetzliche Tragödie der Shoah zu betrauern», der geplanten Vernichtung des jüdischen Volkes. «Nie wieder», das müsse Auftrag aller sein. Und dann kam der Satz, der so viel umfasst: «Als Bischof von Rom und Nachfolger des Apostels Petrus versichere ich dem jüdischen Volk» - dieses «dem jüdischen Volk» wiederholte er - «dass die katholische Kirche, motiviert durch das biblische Gesetz der Wahrheit und der Liebe, tiefste Trauer empfindet über den Hass, die Verfolgungen und alle antisemitischen Akte, die jemals irgendwo gegen Juden von Christen verübt wurden». Er nannte keine Namen, nicht - was nicht wenige in Israel gehofft hatten - seinen Vorgänger Pius XII. Aber er liess jeden Gedanken zu, von den Kreuzfahrern bis zur Nazizeit. Und in ersten Kommentaren lobten Israeli die Rede als bedeutend und als vorbildlich.
Dass es eine historische Stunde wurde, dafür sorgte auch Premier Barak, der mit fast gebrochener Stimme sprach. In Israel geboren, erzählte er von seinen Großeltern. Elka und Shmuel Godin starben in Auschwitz. Der israelische Premier betonte, «mehr als jeder andere» habe Johannes Paul II. für die historische Wende in der Haltung der Kirche zum jüdischen Volk getan. Und Barak würdigte nachdrücklich die Vergebungsbitte vom 12. März, die gerade für die Verfehlungen gegen das jüdische Volk gelte. So sei der Besuch des Papstes ein Höhepunkt dieser historischen Reise der Versöhnung. Der Papst und Barak zitierten die Bibel. Passend das Gastgeschenk für den Papst, eine Bibel mit Illustrationen, deren Vorlagen im KZ entstanden.
Oberrabbiner Lau vermisst Wort zu Pius XII
Israels ashkenazischer Oberrabbiner Israel Lau hat sich unzufrieden über die Papstrede an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem geäußert. Er habe sich von Papst Johannes Paul II. Aussagen «nicht nur über Mitglieder der Kirche, die gegen das jüdische Volk gesündigt haben, erwartet, sondern auch über die katholische Kirche als solche», die mehrfach zum Hass gegenüber den Juden angestachelt habe. Unter Anspielung auf Papst Pius XII. erklärte Lau, er hoffe, dass «die Gerechten unter den Völkern» kanonisiert würden und nicht jene, «die geschwiegen haben, während das Blut unseres Volks floss».
Lau hatte am Morgen gemeinsam mit dem sephardischen Oberrabbiner Israels, Eliahu Bakschi-Doron, den Papst am Sitz des Großrabbinats in Jerusalem zu einem Höflichkeitsbesuch empfangen. Im Anschluss hatte er gesagt, es sei «schwierig für Johannes Paul II., einen seiner Amtsvorgänger zu kritisieren». Gleichzeitig würdigte er das Eintreten von Johannes Paul II. gegen den Antisemitismus seit Beginn seiner Amtszeit. Auch hätten die Juden den Kampf des Papstes gegen den Kommunismus geschätzt. Dadurch hätten «unsere Brüder und Schwestern, die hinter dem eisernen Vorhang gefangen waren, zu uns kommen können», so der Oberrabbiner.
Kathpress