Kardinal Ratzinger bedauert negatives Echo auf "Dominus Iesus"
Utl: Präfekt der Glaubenskongregation gegen "falsche Beruhigungstheorien" über den Stand der Ökumene - Um Kirchenverständnis muss weiter gerungen werden, "ohne zu beschönigen" =
München, 30.10.00 (KAP) Der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hat die vatikanische Erklärung "Dominus Iesus" bekräftigt, gleichzeitig aber "Kommunikationsprobleme" gegenüber der Öffentlichkeit eingeräumt. Eine bessere Öffentlichkeitsarbeit für die Erklärung sowie flankierende Dialog-Angebote für "suchende Menschen" wären erforderlich gewesen, sagte der Kardinal am Montag in München bei der Präsentation seines neuen Buchs mit dem Titel "Gott und die Welt. Glauben und Leben in unserer Zeit".
Ratzinger betonte, die "ökumenische Leidenschaft" von "Dominus Iesus" sei viel stärker als die jener, die "falsche Beruhigungstheorien" über die weitgehende Übereinstimmung zwischen den christlichen Kirchen verbreiteten. Vor allem um das Kirchenverständnis müsse weiter gerungen werden, "ohne zu beschönigen". Der Lehrtext "Dominus Iesus" schlage Pflöcke über Glaubensinhalte ein, die nicht verloren gehen dürften. Die "gewaltige Sprache des Lehramts" müsse jedoch begleitend in eine "menschennahe Sprache des Dialogs umgesetzt und in die Gegenwart vermittelt werden".
Der bayrische Kurienkardinal wies darauf hin, dass die Erklärung "Dominus Iesus" zwar von ihm verantwortet werde, aber nicht allein von ihm stamme. Bei der Glaubenskongregation handle es sich um ein "Kollegialorgan". Auch der Papst sei in die Entstehung eingebunden gewesen. Ratzinger widersprach Darstellungen, wonach Kardinal Edward Idris Cassidy, der Präsident des Päpstlichen Rats zur Förderung der Einheit der Christen, inhaltlich nicht mit dem Dokument übereinstimme. Cassidy habe ausdrücklich erklärt, dies sei nicht der Fall.
"Dominus Iesus" wolle im Heiligen Jahr die öffentliche Aufmerksamkeit auf Christus als den einzigen Mittler des Heils und "Mitte der Geschichte" lenken. Kardinal Ratzinger bedauert es deshalb, "dass der Streit der Kirchen so viel stärker ist, dass wieder niemand mehr von Christus spricht". Zentrales Problem in einer pluralistischen Welt mit verschiedenen Religionen sei, dass durch die Toleranz gegenüber anders Denkenden die Einzigartigkeit Christi "heruntergeschraubt" werden könnte. Dem wolle die Erklärung "Dominus Iesus" entgegenwirken. (Ende)
30.10.2000 13:59
K200006806
KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)
30. oktober 2000