Synode: Ostkirchen als Vorbilder
Kollegialität in der Kirche und das Verhältnis zwischen Universal- und Ortskirche stehen im Mittelpunkt des Interesses der Synodenväter
Vatikanstadt, 5.10.01 (KAP) Die katholische Weltkirche sollte sich bei der Ausübung des Bischofsamtes, aber auch der Kollegialität unter den Bischöfen am Vorbild der Ostkirchen orientieren, sagte der in Istanbul amtierende Apostolische Vikar, Bischof Louis Pelatre, bei der Weltbischofssynode im Vatikan. Die Ostkirchen hätten über Jahrhundert unter schwierigsten äußeren Umständen die Tradition der Ökumenischen Konzile im Blick auf die Ausübung des Bischofsamtes und die Organisation der Kollegialität bewahrt. Dabei hätten sie weder die Hilfe brillanter Theologen noch einer mächtigen Organisationsstruktur gehabt. Vielmehr sei die Überlieferung "demütigen und einfachen Hirten" und einer Hierarchie zu verdanken, die den Lehren der Apostel und der Kirchenväter treu geblieben sei, so Pelatre.
Besorgt über die Zukunft der Kirche im Nahen Osten äußerte sich der maronitische Patriarch von Antiochien, Kardinal Nasrallah Sfeir. Aus dem Libanon seien in den vergangenen zehn Jahren rund eine Million Bürger abgewandert, meist junge Menschen mit guter Ausbildung, sagte er vor der im Vatikan tagenden Weltbischofssynode.
Aufgabe der libanesischen Bischöfe sei es, den Menschen in dieser Situation Hoffnung zurückzugeben und die "Moral der erniedrigten, gequälten und ihrer nationalen Würde beraubten Gläubigen" zu heben, so Sfeir. Der Bischof - so das Resümee des libanesischen Kardinals - muss "Prophet der Hoffnung" sein, auch wenn er unter der Last seines Amtes den Eindruck hat, dass alle Horizonte verschlossen seien: "Er muss hoffen wider jede Hoffnung".
Erwartungsgemäß finden die Terroranschläge in den USA und die Diskussion um Gegenmaßnahmen breiten Niederschlag in der Synode. Etliche Bischöfe änderten oder konkretisierten ihr vorab erstelltes Statement und äußerten sich zur Verantwortung der Kirche und des Bischofs für Frieden und Gerechtigkeit. Die neue Situation machte für etliche Synodalen die Zusammenarbeit und den Dialog der Religionen zu einem wichtigen Thema.
Im Mittelpunkt des Interesses der Synodenväter stehen aber die Kollegialität in der Kirche und das Verhältnis zwischen Universal- und Ortskirche. In ungewohnter Offenheit stellten mehrere Synodalen Anfragen an die Zusammenarbeit zwischen römischer Kurie und Diözesen sowie Bischofskonferenzen. "Subsidiarität" ist ein immer wieder benutzter Begriff.
Subsidiarität beeinträchtige nicht das kirchliche Prinzip der Einheit der Bischöfe mit und unter dem Papst, meinte der Vorsitzende der US-Bischofskonferenz, Bischof Joseph Anthony Fiorenza. Man müsse nach neuen Formen der Teilnahme und der Kollegialität suchen, nach anderen Arten, wie der Vatikan den Ortskirchen bestimmte Aufgaben übertragen könnte.
Statt einer Reform der Synode plädierten andere Redner für eine Stärkung der Bischofskonferenzen. Bischof Patrick James Dunn von Auckland in Neuseeland etwa empfahl regelmäßige Treffen der Bischofskonferenz-Vorsitzenden mit der römischen Kurie.
"Östliche Patriarchate gleichwertig"
Mehr Eigenständigkeit für die katholischen Ostkirchen forderte der melkitische ("unierte") Patriarch von Antiochien, Gregorios III. Laham. Das Amt des Patriarchen sei weder von Rom geschaffen noch ein Privileg, das von Rom gewährt oder mit Rom ausgehandelt worden sei. Nach ostkirchlichem Verständnis seien vielmehr das römische Patriarchat und die anderen Patriarchate gleichwertig, hob er hervor.
Wenn das römische Kirchenverständnis dies verkenne, werde es auch keine Fortschritte im ökumenischen Dialog, insbesondere mit der Orthodoxie geben, so Gregorios III. Er bedauerte, dass die Konzilsdekrete und Papst-Enzykliken über die orientalischen Kirchen noch nicht genügend umgesetzt seien. Die melkitische Kirche zählt rund drei Millionen Mitglieder im ganzen Nahen Osten, in Europa und Amerika.
Kathpress
5. oktober 2001