Ratzinger: Menschen wollen Botschaft Jesu, nicht Kirchenprobleme
Vatikanstadt, 7.10.01 (KAP) Das zentrale Problem für die Kirche heute ist nach Ansicht des deutschen Kurienkardinals Joseph Ratzinger die Ausgrenzung Gottes aus der Welt und die Aushöhlung der historischen Gestalt Jesu. Die Menschen seien nicht an internen kirchlichen Problemen interessiert, sondern an der Botschaft Christi, sagte Ratzinger am Samstag bei der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode. Insbesondere der Bischof müsse in einer agnostischen und atheistischen Kultur für diese Botschaft kämpfen. Dabei sei eine klare Orientierung am Evangelium, eine Unterscheidung der Geister und ein Erkennen der "Zeichen der Zeit" notwendig. Die Aufgabe der Bischöfe sei es, die Fülle des Evangeliums mit dem "Mut der Wahrheit" und der "Bereitschaft zum Leiden" zu verkünden.
Kardinal Wetter für mehr Mitbestimmung
Für eine stärkere Beteiligung der Kirchenprovinzen an Bischofsernennungen hat sich der Münchner Kardinal Friedrich Wetter bei der derzeit im Vatikan tagenden Weltbischofssynode ausgesprochen. So sollte zunächst die Empfehlung der Bischöfe im jeweiligen Metropolitan-Bereich eingeholt werden, die der Nuntius dann zusammen mit seiner eigenen Vorschlagsliste von drei Namen nach Rom schicken sollte, sagte Wetter am Freitagnachmittag vor dem Synoden-Plenum. Die freie Ernennung durch den Papst bleibe davon unberührt, fügte er hinzu. Wetter berief sich bei seinem Vorschlag auf eine frühchristliche Praxis.
Vor dem Weltbischofsgremium plädierte Wetter zugleich dafür, die Arbeitsweise der Synode zu straffen. So sollte man sich auf eine konkrete Zahl von Fragen konzentrieren, die von gesamtkirchlicher Bedeutung seien und die zur Klärung anstünden.
Der Münchener Kardinal warnte weiter davor, das Bischofsamt auf eine Funktion zu reduzieren und den Bischof als Funktionär zu sehen. Demgegenüber müsse man an der "sakramentalen Gestalt des Bischofsamtes" festhalten. Das Kollegium der Apostel setze sich im Kollegium der Bischöfe fort.
Kathpress
7. oktober 2001