Kardinal Agre fordert mehr Aufmerksamkeit für Probleme Afrikas
Erzbischof von Abidjan warf Industrienationen auf Bischofssynode vor, den afrikanischen Kontinent zu plündern - EU-Außenminister wollen Demokratisierung und Wiederaufbau in afrikanischen Ländern unterstützen
Vatikanstadt-Brüssel, 9.10.01 (KAP) Kardinal Bernard Agre, Erzbischof von Abidjan (Elfenbeinkünste), hat den Industrienationen vorgeworfen, den afrikanischen Kontinent zu plündern. Dieser von "schlechten Nachrichten erfüllte Kontinent interessiert niemanden mehr", es interessierten nur noch die Bodenschätze, die multinationale Unternehmen mit Hilfe skrupelloser Nationen ausraubten, beklagte der Kardinal am Montagabend auf der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode. Sollten sich die Menschen nicht besinnen und umkehren, dann würden die Entscheidungsträger in allen Länder aus der Globalisierung lediglich ein neues Instrument der organisierten Ausbeutung und Kolonisierung machen.
Kritik übte der Kardinal auch an den Voraussetzungen zur Vergabe von Entwicklungshilfe. Anstatt dem Armen zu helfen, der auf der Straße liege, verlange der Norden, dass der Arme sich zunächst selbst erhebe, bevor er Hilfe bekomme. Das nenne man dann vornehm "neue Bedingungen für internationale Hilfe", sagte Agre. Nord und Süd seien aber so eng verbunden, dass wenn der Norden nervös und unruhig werde, der Süden vom Fieber geschüttelt werde.
EU will sich stärker in Afrika engagieren
Die Europäische Union (EU) hat unterdessen die Absicht bekundet, sich angesichts der dortigen Konflikte stärker in Afrika engagieren zu wollen. Für Mittwoch und Donnerstag hat die belgische EU-Präsidentschaft hochrangig besetzte Treffen mit afrikanischen Politikern in Brüssel anberaumt. Wie die EU-Präsidentschaft weiter mitteilte, sprachen sich die EU-Außenminister bei ihrer Zusammenkunft in Luxemburg am Montag konkret dafür aus, Kongo und Burundi finanziell bei Demokratisierung, Versöhnung und Wiederaufbau zu helfen.
Am Mittwoch werden in Brüssel die Staats- und Regierungschefs aus Südafrika, Nigeria, dem Senegal, Algerien, Ägypten und Sambia erwartet. Dabei soll es um die vom südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki vorgeschlagene "New African Initiative" gehen. Kernpunkte dieser Initiative sind unter anderem die Förderung der Demokratie, Konfliktvermeidung, Ausbau des Gesundheits- und Bildungswesens sowie die Wirtschaftsförderung, vor allem durch den Ausbau des Handels zwischen Afrika und den Industrieländern.
Für Donnerstag ist in Brüssel ein EU-Afrika-Ministertreffen anberaumt. Es ist das erste Treffen auf Politiker-Ebene seit dem EU-Afrika-Gipfel vom April 2000 in Kairo. Gesprächsthemen sind die andauernden Konflikte und die Konfliktverhütung, die wirtschaftliche Zusammenarbeit, AIDS, Menschenrechte und der Schuldenerlass für Afrika. Ein Schwerpunkt unter anderen soll die Lage in der ostafrikanischen Krisenregion sein. Mit Blick auf Ostafrika hatten die EU-Außenminister am Montag beschlossen, ihre Unterstützung für den Friedensprozess in Burundi zu verstärken. Für den Kongo ist vorgesehen, die Entwicklungszusammenarbeit schrittweise wieder aufzunehmen, sofern Fortschritte beim Friedensprozess zu verzeichnen sind.
Kathpress
9. oktober 2001