Der 11. September prägte auch die römische Weltbischofssynode

Der Dialog mit dem Islam und die Rolle des Bischofs als Friedensstifter traten in den Vordergrund

"Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Vatikanstadt, 28.10.01 (KAP) Mit einem Appell zum Frieden in der Welt und zu kirchlicher Geschlossenheit hat Papst Johannes Paul II. am Samstag die erste Bischofssynode des dritten Jahrtausends beendet. Nur wenn die Bischöfe untereinander, mit dem Papst und mit ihren Priester geeint seien, könnte die Kirche heute eine glaubwürdige Antwort auf die Herausforderungen in Gesellschaft und Kultur geben, betonte er bei der Abschlussmesse im Petersdom. Und nur so könnte sie in einer von Terrorismus bedrohten und von Erpressung und Rache verängstigen Welt zu Hoffnung und Frieden beitragen.

Es war die größte Kirchenversammlung seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 292 Synodale nahmen teil, davon 247 Bischöfe. Die Ereignisse des 11. September prägten die Synode. In den vierwöchigen Beratungen über das Bischofsamt traten Struktur- und Organisationsfragen überraschend zurück. Themen wie der interreligiöse Dialog, insbesondere mit dem Islam, die Rolle des Bischofs als Friedensstifter, seine Verpflichtung für die Ökumene, aber auch letzte Sinn- und Existenzfragen standen im Zuge der aktuellen Lage plötzlich im Vordergrund.

Vier Wochen lang diskutierten die Bischöfe aus aller Welt über das Amt des Bischofs, seine Aufgaben, seine Verantwortung und sein Selbstverständnis. Es ging um die drei zentralen Zuständigkeiten des Bischofs für die Verkündigung der Glaubenslehre, für die Sakramentenspendung und für die Leitung der Diözese. Aber es ging auch um seine Ausbildung und Fortbildung, und vor allem um sein Profil. Er müsse "Freund, Vater und Bruder" seiner Priester und der Menschen in seiner Diözese sein.

Die aktuelle Situation hat eine Verschiebung in der Themenwahl der Synodenbischöfe erkennen lassen, betonte Kardinal Karl Lehmann in einem Bilanzinterview mit "Kathpress". Im Schatten der Bedrohung durch den Terrorismus, aber auch angesichts der Nachrichten aus Bethlehem und Jerusalem, war den Synodalen offensichtlich weniger nach Diskussionen um Kirchenstrukturen, Organisationsformen und deren Reformen zumute, sondern mehr nach Sinn- und Existenzfragen. Der interreligiöse Dialog wurde zum vieldiskutierten Thema, die Ökumene stand zunächst weniger im Blick, wurde in der zweiten Phase dann aber doch deutlicher thematisiert. Und die Friedensdiskussion, die Verantwortung des Bischofs für den Frieden, wurde stark akzentuiert.

Vor allem ging es der Synode freilich um Berufsbild und Persönlichkeitsprofil des Bischofs: Was und wie muss ein Bischof sein, welche Fähigkeiten muss er besitzen, wo und wann welche Prioritäten setzen.

Auch die "Kollegialität" war ein Thema, aber sie stand nicht so im Vordergrund, wie zunächst zu erwarten war. Erst zu Jahresbeginn hatte der Papst dazu aufgerufen, die Instrumente der Kollegialität auf ihre Wirksamkeit hin zu überprüfen. Auch das Kardinals-Konsistorium im Mai hatte hier Gesprächsbedarf signalisiert. Die Synode sprach das Verhältnis von Ortskirche und Universalkirche, von Vatikan und Bischofskonferenzen, Kardinalskollegium und Petrusamt zwar an, aber es gab keine neuen Lösungsvorschläge. Kein einziges Mal sei der Begriff der bischöflichen "Macht" gefallen, wie zum Schluss Synoden-Sonder-Sekretär Marcello Semeraro, Bischof aus dem süditalienischen Oria, hervorhob.

Wie schon bei den letzten Bischofsynoden ist es schwer, einen roten Faden aufzuzeigen. In den 240 Wortmeldungen der ersten Synodenphase kam fast alles zur Sprache, was rund um den Bischof und in der Kirche wichtig und richtig ist. Manche Oberhirten nutzten die Redezeit zu Darstellungen ihrer Diözese, die nicht immer ganz zum Thema passten. Allerdings wurden die monologartigen Statements in den anschließenden Sprachzirkeln intensiv diskutiert. Dennoch blieb das Synoden-Ergebnis mit seinen 67 "Thesen" sehr breit.

Daher wurde auch die Synode selbst zum kritisch hinterfragten Thema. Das Themenspektrum sei zu breit, so sinnvoll das Recht auf volle Redefreiheit ist, ab einem bestimmten Punkt müsse man sich auf Schwerpunkte konzentrieren. Es gab konkrete Vorschläge, etwa den, dass die Arbeit der Synode nach einer bestimmten Zeit ausgesetzt werden sollte, um Experten Zeit zur gründlichen Arbeit an einem Synodentext zu geben.

Die zum Schluss verabschiedeten 67 "Schluss-Thesen" der Synode, aus denen der Papst ein Schluss-Dokument erstellen will, sind bislang "offiziell" nicht bekannt. Die Zusammenarbeit von Vatikan und Bischofskonferenzen soll darin thematisiert sein, ebenso die Arbeitsweise der Synode, aber auch die Verpflichtung des Bischofs für Ökumene und interreligiösen Dialog.

Veröffentlicht hat die Synode dagegen zum Abschluss eine "Botschaft der Hoffnung" an die Welt. Neben theologischen Überlegungen enthält sie einen eindringlichen Friedensappell und eine entschiedene Verurteilung des Terrorismus. Die Bischöfe rufen zum Kampf gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit, gegen Armut, Not, Verfolgung, Analphabetismus und Aids auf. Und ausdrücklich fordern sie Frieden für die Heilige Stadt Jerusalem. Der Papst fügte in seiner Schlusspredigt einen Aspekt hinzu, der in diesen Tagen Furore machte: China. Nach seinem aufsehenerregenden Appell an Peking zu Zusammenarbeit und Versöhnung richtete Johannes Paul II. erneut Grüße an die chinesischen Katholiken und ihre Bischöfe. Mit Applaus machten sich die Synodalen den Vorstoß zueigen und stellten ihn damit auf eine breitere Basis.

Kathpress
28. oktober 2001

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