Papst fordert Solidarität mit den Benachteiligten
Auftakt des neunten Heimatbesuchs von Johannes Paul II. in Krakau - "Gerechtigkeit, Liebe und Frieden"
Krakau, 16.8.02 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat zum Auftakt seiner dreitägigen Polenreise Solidarität mit den Benachteiligten des Systemwechsels gefordert. Bei der Ankunft auf dem Flughafen von Krakau rief er seine Landsleute dazu auf, ihre Heimat auf den Grundlagen von Gerechtigkeit, Liebe und Frieden aufzubauen. In der wiedererlangten Freiheit müsse Polen sich "mutig auf neue Horizonte der Entwicklung" hinbewegen. Johannes Paul II. beklagte, dass viele Familien und vor allem alte Leute schwer an den Folgen des sozialen und wirtschaftlichen Wandels zu tragen hätten. Niemand dürfe gleichgültig bleiben gegenüber dem Schicksal der Arbeitslosen und der wachsenden Zahl von Armen, mahnte der Papst seine polnischen Landsleute.
Nach dem zweistündigem Flug aus Rom wurde der Papst in Krakau von Präsident Aleksander Kwasniewski und dem polnischen Primas, Kardinal Jozef Glemp, begrüßt. Der Krakauer Kardinal Franciszek Macharski bezeichnete den Papst als "Freund und Hausherrn, den man bei der Rückkehr ins Vaterhaus mit größter Herzlichkeit" willkommen heiße.
"Die Entwicklung in Polen liegt mir sehr am Herzen", betonte Johannes Paul II. in seiner Begrüßungsrede. Der Papst warnte vor einer "materialistischen Sicht des Menschen". Demgegenüber habe die Kirche stets deutlich gemacht, dass man eine glückliche gesellschaftliche Zukunft "nicht auf Armut, Ungerechtigkeit und Leiden der Mitmenschen aufbauen" könne, so der Papst. Seinen Landsleuten wolle er mit dieser Reise eine "Botschaft der Hoffnung" bringen. Diese Hoffnung gründe sich darauf, dass Gott "reich an Erbarmen" sei. Dies ist auch das Motto der 98. Auslandsreise des Papstes.
Als Höhepunkte des Besuchs bezeichnete Johannes Paul II. die Weihe der neuen Pilger-Kirche am Grab der Heiligen Mystikerin Faustyna Kowalska (1905-38). Dann nannte er die vier Seligsprechungen, die bei einer Messe in Krakau für Sonntag auf dem Programm stehen. Schließlich verwies er auf den geplanten Besuch in Kalwaria Zebrzydowska nahe seiner Geburtsstadt Wadowice. Diese Gebetsstätte begeht in diesem Jahr ihr 400-jähriges Bestehen.
Kwasniewski: "Papst Wegweiser der Hoffnung"
Der polnische Präsident Aleksander Kwasniewski wird Johannes Paul II. bei seiner Begegnung mit dem Papst am Samstag ein von polnischen Künstlern geschaffenes Taufbecken schenken. Bei einer Pressekonferenz vor der Ankunft des Papstes versicherte Kwasniewski, dass er "sehr froh" sei, den Papst zum dritten Mal in dessen Vaterland begrüßen zu dürfen. Die Besuche des Papstes seien immer Ereignisse von größter "emotioneller, intellektueller, religiöser, aber auch patriotischer" Bedeutung. Nach Ansicht Kwasniewskis fällt dieser Papstbesuch in "schwere Zeiten": "Die Welt geht nicht in die Epoche des Friedens und Sicherheit, sondern muss mit dem Terrorismus ringen". Die Demokratie erweise sich auch als Quelle von vielen Schwierigkeiten. Polen erlebe wirtschaftliche Probleme, Arbeitslosigkeit und Armut nähmen zu. Kwasniewski hofft, dass die Worte des Papstes für seine Landsleute "wie ein Wegweiser der Hoffnung werden" und aufzeigen, wie auch "die aktuellen Schwierigkeiten zu bewältigen sind".
Zugleich betonte der Präsident bei der Pressekonferenz, er sei sicher, dass Johannes Paul II. den "europäischen Weg Polens" unter Beibehaltung der polnischen Identität unterstützen werde. Ein "bedeutender Teil dieser Identität" sei die christliche Tradition.
Begeisterter Empfang
Trotz seiner Gehbeschwerden stieg Johannes Paul II. bei der Ankunft auf dem Krakauer Flughafen allein die Gangway hinunter. Er wurde von Staatspräsident Aleksander Kwasniewski und dessen Frau, dem polnischen Primas, Kardinal Jozef Glemp, und dem Krakauer Kardinal Franciszek Macharski sowie zahlreichen anderen Bischöfen des Landes begrüßt. Rund 15.000 Gläubige hatten sich zum Empfang des Papstes am Flughafen versammelt. Mit Sprechchören und Applaus bereiteten sie dem sichtlich bewegten Papst einen begeisterten Empfang.
Kwasniewski würdigte in seiner Begrüßungsansprache den Beitrag des Papstes für Polen und die Welt. Johannes Paul II. gebe moralische und spirituelle Wegweisung für sein Heimatland auch im Blick auf den bevorstehenden Eintritt Polens in die Europäische Union. Der Papstbesuch finde in einem historischen Augenblick statt, wo es zu Beginn des dritten Jahrtausends die Hoffnung auf Frieden und Wohlstand gegeben habe. Stattdessen habe der Terror die ganze Welt erschüttert, unterstrich der Präsident. Weiter verwies er auf die derzeitige Überschwemmungskatastrophe in Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik. Macharski, der dem Papst bewegt den Ring küsste, nannte Johannes Paul II. "Freund und Hausherrn", den man bei der Rückkehr ins Vaterhaus mit größter Herzlichkeit" willkommen heiße.
K200205863, K200205854, K200205868
16. august 2002