Starker Österreich-Bezug des neuen bosnischen Seligen Ivan Merz

Johannes Paul II. spricht am 22. Juni in Banja Luka den mit 32 Jahren verstorbenen katholischen Intellektuellen selig - Exerzitien im Missionshaus St. Gabriel prägten seinen Weg

Sarajevo, 12.6.03 (KAP) Papst Johannes Paul II. wird bei seinem eintägigen Besuch in Banja Luka, der Hauptstadt der serbischen «Entität» des Staates Bosnien-Hercegovina, den katholischen Intellektuellen Ivan Merz selig sprechen. In der Gestalt des neuen Seligen werden die letzten Jahre des alten Österreich lebendig. Merz (1896-1928) stammte aus einer Offiziersfamilie, sein tschechischer Vater war in Banja Luka stationiert, seine Mutter stammte aus einer ungarisch-jüdischen Familie. Ein Jahr verbrachte er an der Militärakademie in Wiener Neustadt und ging dann an die Universität Wien. In den Kriegsjahren 1916-18 war er in Graz und an der Isonzo-Front.

1920 machte Merz für seine Zukunft entscheidende 40-tägige Exerzitien im Missionshaus St. Gabriel der Steyler Missionare in Mödling (Niederösterreich). «Das Kloster St. Gabriel wird in meinem Leben unvergesslich bleiben», notierte der 24-jährige in der Folge in seinem Tagebuch. Hier kam er auch mit der damals neu entstandenen Liturgischen Bewegung im deutschsprachigen Raum in Berührung, die in St. Gabriel, Salzburg und Klosterneuburg ihre österreichischen Zentren hatte. Ebenfalls in St. Gabriel entschloss sich Merz, seine Beziehung mit Greta Teschner, die er seit seinem 16. Lebensjahr kannte, zu beenden.

1921/1922 studierte Merz an der Sorbonne in Paris. Im Jahre 1922 kam er nach Zagreb, wo er als Professor für französische Sprache und Literatur arbeitete. Seine Doktorarbeit machte er an der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb.

Die Schrecken des Krieges hatten bei Merz eine Reflexion ausgelöst, die ihn zu vertieftem christlichen Engagement führte. Er widmete seine Freizeit in der katholischen Organisation «Adlerbund» der Vermittlung christlicher Werte und Ideale an Jugendliche.

Merz war auch ein Vorkämpfer der Liturgischen Bewegung und der Katholischen Aktion in seiner Heimat. Durch sein Apostolat und seine journalistische Tätigkeit hinterließ Merz ein reiches geistiges Erbe. Wichtig war auch seine Vorarbeit zur Gründung eines Säkularinstituts. Es wurde nach seinem Tod von Marica Stankovic unter dem Namen «Vereinigung der Mitarbeiterinnen Christi des Königs» gegründet.

Ivan Merz starb am 10. Mai 1928 in Zagreb im 32. Lebensjahr im Rufe der Heiligkeit. Im Jahre 1958 wurde der diözesane Prozess für seine Seligsprechung eröffnet. Sein Grab befindet sich jetzt in der Herz-Jesu-Basilika in Zagreb. Kardinal Christoph Schönborn hatte den künftigen bosnischen Seligen vor kurzem in einer Katechese als «leuchtende Gestalt» bezeichnet, die mit anderen jugendlichen Heiligen des 19./20. Jahrhunderts wie Frederic Ozanam oder Piergiorgio Frassati vergleichbar sei.

Kathpress
12. juni 2003

av Webmaster publisert 21.06.2003, sist endret 21.06.2003 - 21:15