Kardinal Lehmann warnt eindringlich vor aktiver Sterbehilfe

Aachen, 24.4.04 (KAP) Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat zum Auftakt der ökumenischen «Woche für das Leben» in Deutschland eindringlich vor aktiver Sterbehilfe gewarnt. «Jede vorzeitige, direkte und gewollte Beendigung des Lebens ist ein sich Vergreifen am unantastbaren Recht des Menschen auf sein Dasein», sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Samstag beim Eröffnungsgottesdienst im Aachener Dom. Bis zum 1. Mai werben die christlichen Kirchen in Deutschland bei der «Woche für das Leben» für Verbesserungen bei der Pflege Sterbenskranker sowie eine bewusstere Trauer- und Bestattungskultur.

Eindringlich forderte Lehmann den Verzicht auf eine eigenmächtige und totale Verfügung über menschliches Leben. Statt «Hilfe zum Sterben» sei «Hilfe im Sterben» geboten. Mitleid ohne die Bereitschaft, den Weg mit dem Sterbenden zu gehen, könne sich als wenig human erweisen. Die Nähe des Todes gebe dem Menschen die letzte Chance, sein Leben zu bilanzieren. «Mancher Sterbende hat sich in dieser Stunde mit seinen Familienangehörigen ausgesöhnt, hat alte menschliche Schuld abgetragen und ein neues, versöhntes Verhältnis zu seiner Mitwelt gefunden», so der Bischof.

Nach den Worten Lehmanns ist es aber auch eine unerlaubte Manipulation, bei Sterbenden «mit allen Mitteln medikamentöser und technischer Art» eine Lebensverlängerung zu erzwingen. Der Kardinal: «Der technisch verzögerte Tod darf nicht den Sieg über das menschliche Sterben davontragen». Eine «geschwisterliche Solidarität» zwischen Ärzten, Pflegern und Patienten trage dazu bei, dass der Kranke nicht einfach als «Objekt» behandelt werde.

Die inzwischen zehnte gemeinsame Aktion der christlichen Kirchen in Deutschland steht unter dem Leitwort «Die Würde des Menschen am Ende seines Lebens». Zum Auftakt der Woche veranstalteten die Kirchen in der Kaiserstadt an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden einen «Markt der Möglichkeiten» über kirchliche und soziale Initiativen zum Thema.

Kathpress
24. april 2004