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Publisert 10. desember 2000 | Oppdatert 10. desember 2000

Die neue Intifada überschattet die Feiern des Heiligen Jahres

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Christoph Strack

Jerusalem, 7.12.00 (KAP) Wie die Stimmung in Bethlehem sei? Siad Bandaq, stellvertretender Bürgermeister der Geburtsstadt Jesu, lässt seinem Frust und seiner Enttäuschung freien Lauf. Er erzählt vom mehrfachen Raketenbeschuss der Vororte, und dass dies ein «Krieg» gegen die Palästinenser sei. Er erinnert an die Toten, die vielen verletzten Kinder und den Besuch des israelischen Hardliners Ariel Sharon auf dem Jerusalemer Tempelberg am 28. September: «Damit hat alles angefangen». Ein atemloser Redefluss. Aber wie er denn nun die Stimmung in Bethlehem einschätze? Bandaq schweigt, dann kommt noch ein Wort: «Traurig».

Bethlehem im Jubiläumsadvent, die Stadt ist aus dem Traum des starken Andrangs im Heiligen Jahr gerissen. Was zu Weihnachten 1999 mit Gästen aus aller Welt anfing, was im März mit dem Besuch von Papst Johannes Paul II. einen, vielleicht den Höhepunkt hatte, ist nun durch die neue Intifada beendet. Immer wieder eskaliert am Rachelgrab am Ortseingang, festungsartig gesichert und von israelischen Soldaten bewacht, die Gewalt. Zu den hässlichen Bildern der vergangenen Monate gehört auch, wie wütende Palästinenser heilige Stätten der Juden zerstören. Und auch in dieser Woche schossen israelische Helikopter erneut auf Beit Jala, das gleich gegenüber dem neu errichteten Jerusalemer Vorort Gilo liegt - in Sichtweite, in Schussweite.

Seit Oktober ist der Touristenstrom nach Bethlehem fast versiegt. Das eine Mal sperrten die Israelis komplett den Zugang, ein anderes Mal war die Lage einfach zu unsicher. Bethlehem, sagt Bandaq, habe im letzten Quartal auf Tausende von Übernachtungsgästen gehofft, nun seien es gerade einmal 2.200 gewesen. Hotels haben geschlossen, Souvenirhändler stehen ratlos vor ihren Auslagen, und auf dem renovierten Krippenplatz vor der Geburtskirche findet sich kein einziger Besucherbus. Der Vize-Bürgermeister, dessen Chef derzeit in Italien und auch beim Papst um Solidarität wirbt, schätzt die Arbeitslosenquote in der 30.000-Einwohner-Stadt auf 70 Prozent. Richtige Arbeitsverträge gibt es hier selten, die Quote reagiert stets rasch und extrem auf die Politik. Eine Fieberkurve.

Najib sitzt vor seinem Andenkenladen in der Gasse neben der Geburtskirche. Das letzte kleine Geschäft gelang am Freitag. Samah Qumsih vom Vorbereitungskomitee spricht von einem Albtraum. Doch die Unruhen treffen nicht nur den Handel. Vor Wochen ging die Meldung durch die Zeitungen, dass eine Palästinenserin wegen der israelischen Straßensperren ihr Baby im Auto habe entbinden müssen. Ein Einzelfall? Im Holy Family Hospital der Malteser, der größten Geburtsklinik der Region, schätzt Verwaltungsleiter Robert Tabasch den Rückgang der Besucherinnen auf 50 Prozent: «Die Leute haben eben Schwierigkeiten, zu uns zu kommen». Unter welchen Zuständen die oft jungen Mütter aus Flüchtlingslagern oder Beduinendörfern dann entbinden, kann er nur erahnen.

Schon vor Tagen sagte die Stadtverwaltung alle Feiern zum Fest ab. Im vorigen Jahr verliehen Lichterketten und Sterne dem Ort ungewohnten Glanz, nun soll es dunkel bleiben, ein gutes Dutzend Konzerte wurde abgesagt. Aber kann Weihnachten ausfallen? Die Kirchen halten an ihren Feiern fest. Aber sie würden «auf ein Mindestmaß reduziert», sagt ein Sprecher des lateinischen Patriarchats in Jerusalem. Auf jeden Fall werde die Mitternachtsmesse in der katholischen Katharinenkirche gleich neben der weltbekannten Geburtskirche stattfinden. Doch schon die Fernsehübertragung ist unsicher, und politische Prominenz aus dem Ausland wird nicht kommen.

Jadallah Shihadeh, evangelischer Pfarrer in Beit Jala, dessen Kirche vor Tagen bei einem Raketenbeschuss auch etwas abbekam, spricht von einer frustrierten und traumatisierten Jugend, die nicht mehr an den Friedensprozess glaube. Und dann erinnert er an das Weihnachten vor 2.000 Jahren: «Viele Familien unserer Gemeinde sind in Not und suchen bei uns Hilfe. Wir helfen, so lange wir Geld haben». Der Pfarrer hofft immer noch auf ein friedliches Weihnachten, aber die Romantik fällt aus: «Wir beschränken uns auf die ursprüngliche biblische Botschaft von Frieden und Freiheit».

Kathpress
7. desember 2000

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