Moskauer Erzbischof Kondrusiewicz fordert von politisch Verantwortlichen des Landes Einhaltung der Gesetze
Rom, 24.4.02 (KAP) Der katholische Moskauer Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hat sich zutiefst besorgt über die anti-katholischen Proteste sowie über die staatlichen Maßnahmen gegen Priester und Bischöfe geäußert. Im Gespräch mit Journalisten sagte der Erzbischof am Dienstagabend in Rom, er fordere die politisch Verantwortlichen in Russland auf, die Einhaltung der Gesetze zu überwachen. Demonstrationen vor Kirchen während des Gottesdienstes seien verboten, der Staat müsse dafür sorgen, dass dies auch beachtet werde.
Kondrusiewicz berichtete, durch die Demonstrationen sowie die Ausweisungen von Priestern entstehe unter den russischen Katholiken ein "Klima der Angst". Er selbst habe den in Saratow residierenden Bischof Kliment Pickel aufgefordert, vorerst das Land nicht zu verlassen, da eine Wiedereinreise nicht gesichert sei. Pickel besitzt keinen russischen Pass.
"Putin schweigt"
Kondrusiewicz bedauerte, dass der russische Präsident Wladimir Putin bisher zu den Vorgängen geschwiegen habe. Er glaube allerdings nicht, dass die Anordnung zur Ausweisung von Bischof Jerzy Mazur von Putin gekommen sei. Er hoffe, der Präsident werde dafür sorgen, dass die Behörden die Maßnahme wieder zurücknehmen.
Der diplomatische Vertreter Russlands beim Heiligen Stuhl, Botschafter Witalij Litwin, erklärte ebenfalls am Dienstagabend in Rom im Gespräch mit "Kathpress", er habe über die Hintergründe der am Freitag erfolgten Ausweisung des Bischofs nach wie vor keine Kenntnis. Er sei jedoch zuversichtlich, dass die Probleme überwunden werden könnten. Die Beziehungen zwischen Russland und dem Heiligen Stuhl bezeichnete er als "konstruktiv". Man müsse unterscheiden zwischen dem Verhältnis des russischen Staates zum Vatikan und dem Verhältnis zwischen der russisch-orthodoxen und der römischen-katholischen Kirche. In der Beziehung der beiden Kirchen gebe es "Höhen und Tiefen".
Zur Frage eines möglichen Papstbesuchs in Moskau sagte der Botschafter, es gebe seitens der russischen Regierung keine Einwände gegen einen solchen Besuch. Allerdings sei es offensichtlich, dass eine Papstreise nach Russland ohne eine Begegnung mit Patriarch Aleksij II. nicht vorstellbar sei.
"Keine Diözese St. Petersburg geplant"
Das britische "Keston Institute" berichtete unter Berufung auf einen hohen Vatikanvertreter, der Heilige Stuhl habe derzeit keine konkreten Pläne zur Gründung einer neuen Diözese St. Petersburg. In Rom habe es seit der Ausweisung Bischof Mazurs Gerüchte gegeben, dass die Visa-Probleme eine vorweggenommene Reaktion Russlands auf einen solchen angeblich geplanten Schritt des Vatikans seien. Der Vatikanvertreter habe - so Keston - allerdings eingeräumt, die Gründung von Diözesen wie St. Petersburg, Wladiwostok oder Kaliningrad würden bereits "seit zehn Jahren" diskutiert; die Gläubigen bräuchten in einem so großen Land wie Russland ortsansässige Diözesen.
Kathpress
24. april 2002