Erzbischof Tauran verweist in Radio Vatikan-Interview auf Schluss-Dokument der Wiener KSZE-Konferenz von 1989
Vatikanstadt, 24.6.02 (KAP) Der Vatikan ist irritiert über das Verhalten der russischen Führung im Zusammenhang mit der "Ausweisung" des katholischen Bischofs Jerzy Mazur. Präsident Wladimir Putin habe bislang nicht auf ein entsprechendes Schreiben von Papst Johannes Paul II. vom 8. Mai geantwortet, betonte der vatikanische "Außenminister", Erzbischof Jean-Louis Tauran, in einem Interview mit Radio Vatikan. Auch auf seine eigene Anfrage bei seinem "Amtskollegen" Igor Iwanow vom 21. April habe er keine Reaktion erhalten. Der Vatikan kenne bislang nicht die Gründe, warum dem Bischof - der polnischer Staatsbürger ist - die Rückkehr in seine Diözese Irkutsk verwehrt wird. Die russischen Behörden hatten Mazur am 19. April ohne Angabe von Gründen auf dem Moskauer Flughafen das Visum entzogen und ihn im nächsten Flugzeug nach Warschau zurückgeschickt.
Das Verhalten der Moskauer Behörden widerspreche dem Schluss-Dokument der Wiener KSZE-Konferenz von 1989, in dem auch die Sowjetunion als Rechtsvorgängerin Russlands den religiösen Gemeinschaften weitgehende Rechte garantiert hatte, betonte Tauran. Die Unterzeichnerstaaten schrieben damals das Recht der Religionsgemeinschaften fest, sich nach ihrer eigenen hierarchischen Struktur zu organisieren und das entsprechende Personal nach ihren Regeln zu wählen, zu ernennen oder zu ersetzen. Bereits im Mai hatte der Vatikan in einer öffentlichen Erklärung das Fehlen einer russischen Antwort auf die Anfragen im Fall Mazur beanstandet. Vor zwei Wochen war Mazur persönlich mit dem Papst zusammengetroffen.
Tauran machte seine Erklärung vor Antritt einer mehrtägigen Reise in die Ukraine. Anlass ist der erste Jahrestag des Papstbesuchs in Kiew und Lemberg und der 10. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Ukraine.
Kathpress
24. juni 2002