Vizepräsident kann nicht den Vorsitz bei interreligiösem Treffen mit dem Papst übernehmen
New Delhi, 2.11.99 (KAP) Die indische Polizei hat neun Führer der radikalen Hindupartei "Shiv Sena" mit Blick auf den Besuch von Papst Johannes Paul II. überprüft. Unter ihnen befand sich auch der Vorsitzende der Partei für Nordindien, Jai Bhagwan Goyal. Die Partei gehört zur Regierungskoalition unter dem vor kurzem im Amt bestätigten indischen Ministerpräsidenten Atal Behari Vajpayee. Anhänger von "Shiv Sena" hatten gegen die Papstvisite demonstriert und von Johannes Paul II. gefordert, sich öffentlich für die Tätigkeit der Inquisition in Indien (die während der portugiesischen Herrschaft an der Küste bis Ende des 18. Jahrhunderts aktiv war) sowie für angebliche Zwangsbekehrungen von Hindus zu entschuldigen. Der Papst wird am Freitag zu einem knapp viertägigen Besuch in Indien erwartet. Dabei wird er das postsynodale Dokument der Asien-Synode ("Ecclesia in Asia") promulgieren.
Der indische Vizepräsident Krishna Kant wird nicht an einer Zusammenkunft von Papst Johannes Paul II. mit Führern anderer Religionen teilnehmen. Das berichtete die asiatische katholische Nachrichtenagentur UCAN unter Berufung auf den Vorsitzenden der indischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Delhi, Alan de Lastic. Aus Kants Büro verlautete, er werde den Vorsitz nicht übernehmen, weil das Treffen mit dem Papst von der Regierung als "eine private Veranstaltung und nicht als offizielles Staatsereignis" betrachtet werde. Erzbischof de Lastic hatte Kant nach eigenen Worten offiziell eingeladen, bei dem Treffen den Vorsitz zu übernehmen. Trotz der Absage Kants werde die Begegnung aber in jedem Falle stattfinden, so der Vorsitzende der Bischofskonferenz.
"Wenig Enthusiasmus bei Indiens Katholiken"
Indiens Katholiken sehen dem Papstbesuch in ihrem Land nach Einschätzung des deutschen bischöflichen Hilfswerks "Misereor" mit wenig Begeisterung entgegen. Die Visite von Johannes Paul II. werde sehr vorsichtig vorbereitet, um in der angespannten Situation keine "triumphalistische" Kirche zu demonstrieren, sagte die Leiterin der Asienabteilung bei "Misereor", Irmgard Icking, in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Manche Hindus betrachteten den Besuch als Beweis, dass die katholische Kirche in ihrem Land eine von außen gesteuerte Kraft sei.
Nach Einschätzung der Asien-Expertin wird die Kirche in Indien von den Mächtigen deshalb so angefeindet, weil sie das traditionelle Kastensystem in Frage stellt und sich beispielsweise in Schulen und Sozialeinrichtungen um die Armen und Schwachen kümmert. Die Kastenlosen hätten bis in hohe politische Positionen an Einfluss gewonnen und seien sich mit kirchlicher Hilfe ihrer Machtposition als Wähler bewusst geworden. Icking wörtlich: "Die Kirche wird zum Sündenbock für die Ablehnung all dessen, was unter moderner gesellschaftlicher Entwicklung firmiert".
Knapp drei Millionen Schilling Kosten
Der Besuch des Papstes in Indien wird die Ortskirche knapp drei Millionen Schilling kosten. Wegen der Großzügigkeit der Katholiken bereite das Sammeln von Spenden kein Problem, erklärten die Gastgeber nach einem Bericht der asiatischen katholischen Nachrichtenagentur UCA News vom Mittwoch. Der Pfarrer an der Kathedrale von Delhi, Susai Sebastian, erklärte, auch viele Arme, "besonders Angehörige niederer Kasten", hätten in "sehr großzügiger Weise" auf den Spendenaufruf der Erzdiözese Delhi reagiert. In der Kathedrale von Delhi wird sich der Papst an die asiatischen Bischöfe wenden.
Im Gegensatz zu anderen Staatsoberhäuptern, die Gäste im Haus des Präsidenten sind, wird der Papst in der Nuntiatur in Chanakyapuri, einer diplomatischen Enklave in der Nähe der Innenstadt von New Delhi, wohnen. Sprecher der Nuntiatur betonten, das Besuchsprogramm sei durch Schlichtheit gekennzeichnet. (Schluss)
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KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)