Grazer orthodoxer Theologe: Kloster auf dem Sinai ist Ort gemeinsamer Geschichte
Salzburg, 25.2.00 (KAP) Der erste Besuch eines Papstes im orthodoxen Katharinenkloster auf dem Sinai wird nach Einschätzung des Grazer orthodoxen Theologen Prof. Gregorios Larentzakis die Beziehungen zwischen katholischer und orthodoxer Kirche verbessern. Der Besuch des Papstes sei auch aus orthodoxer Sicht durchaus "positiv", sagte Larentzakis in einem Interview für die jüngste Ausgabe der westösterreichischen Kirchenzeitungen.
Wenn die Kirchen ihre Zusammenarbeit intensivieren, werde damit das christliche Leben gestärkt. "Das ist wichtig in einer Welt, in der aus macht- und wirtschaftspolitischen Interessen die Würde des Menschen zu kurz kommt", so der Theologe. Gemeinsam müssten die Kirchen deutlich machen, "dass es im christlichen Leben nicht um den Erhalt einer Institution geht, sondern mit vereinten Kräften sollen alle Kirchen - des Ostens wie des Westens - die Würde und das Heil des Menschen lautstark in den Vordergrund stellen".
Larentzakis erinnert in dem Interview daran, dass das Katharinenkloster ein Teil der gemeinsamen Geschichte der Kirchen ist. Die ältesten Berichte über das Leben von Mönchen am Moses-Berg reichten ins 3. Jahrhundert zurück. Mit mehr als 2.000 Ikonen besitze das Kloster auch die größte Ikonen-Sammlung. Sie sei auch deswegen bedeutend, weil in ihr Ikonen des 6. Jahrhunderts erhalten sind, die andernorts im Zeitalter des Streites um die richtige Verehrung heiliger Bilder zerstört wurden. Nach der Spaltung von Ost- und Westkirche im 11. Jahrhundert hätten sich nicht nur die Patriarchen des Ostens, sondern auch eine ganze Reihe römischer Päpste für die Mönche am Sinai eingesetzt, hob der orthodoxe Theologe hervor.
Kathpress