Johannes Paul II. lädt die anderen Kirchen erneut zu gemeinsamen Überlegungen über die Art der Ausübung des Papstamtes ein
Kairo, 25.2.00 (KAP) Einen dringenden Appell zur Erlangung der Einheit der christlichen Kirchen hat Papst Johannes Paul II. am Freitag abend in Kairo formuliert und dabei eine neue Auffassung des Papstamtes im Dienst aller Kirchen vorgeschlagen. Bei einem gemeinsamen Wortgottesdienst mit dem koptischen Papst-Ptariarchen Schenuda III. und Repräsentanten zahlreicher christlicher Kirchen und Gemeinschaften betete der Papst für die vollständige Einheit der Christen im dritten Jahrtausend.
Johannes Paul II. erneuerte bei dieser Gelegenheit sein Angebot, möglichst bald in eine ökumenische Debatte über eine neue Art der Ausübung des Papstamtes einzutreten. Die Hirten und Theologen aller Kirchen sollten gemeinsam nach Formen für dieses Amt suchen, in denen es ein von allen Seiten akzeptierter Dienst werden könne, sagte Johannes Paul II. Dafür gelte es, keine Zeit zu verlieren. Rasches Handeln sei auch deshalb geboten, weil die Menschheit im neuen Jahrtausend vor enormen Herausforderungen stehe. Die Gemeinschaft aller Christen mache ein gemeinsames Zeugnis in ganz unterschiedlichen Weisen möglich.
Speziell mit Blick auf die in Ägypten verwurzelte Tradition des Mönchtums schlug der Papst einen intensiven Austausch der monastischen Gemeinschaften vor. Zuvor hatten sich bei dem Gottesdienst Repräsentanten sowohl der koptischen als auch der orthodoxen Kirche Ägyptens zur Ökumene bekannt. Schenuda III. sagte, dass auch er auf die Einheit der Christen hoffe; er erinnerte an die bislang schon zurück gelegten Schritte auf dem Weg zu diesem Ziel.
Herzliche Worte
Sowohl Johannes Paul II. als auch Schenuda III. beendeten ihre Ansprachen mit einem improvisierten Bekenntnis zur brüderlichen Liebe. Schenuda sagte am Schluss seiner Ansprache zu Johannes Paul II. in englischer Sprache: "Wir lieben unser Land und wir lieben Sie". Der Papst erwiderte dies am Ende seiner Ausführungen mit den Worten: "Ich danke Seiner Heiligkeit für die herzlichen Worte. Wir lieben Sie auch". Zuvor hatte der Papst an die ökumenische Feier in der römischen Basilika San Paolo fuori le Mura am 18. Jänner dieses Jahres erinnert, bei der er gemeinsam mit Vertretern von mehr als 20 anderen christlichen Kirchen und Gemeinschaften gebetet hatte. Dieser freudige Moment sei für ihn ein "Vorgeschmack der vollen Einheit" der Christen gewesen, erklärte Johannes Paul II. Zum Abschluss des Gottesdienstes tauschten alle anwesenden kirchlichen Repräsentanten den Friedensgruß aus.
Kathpress