Washington-Rom-Jerusalem, 17.3.00 (KAP) Zwei große Rabbiner-Dachverbände in den USA haben die Versöhnungsschritte Papst Johannes Pauls II. im Blick auf die Juden gewürdigt und rufen gleichzeitig anlässlich der bevorstehenden Papstpilgerreise ins Heilige Land zu einer Dialog-Offensive auf. Die beiden gemeinsam 3.000 Mitglieder zählenden Organisationen - die "Central Conference of American Rabbis" und die "Rabbinical Assembly" - betonen in einem am Freitag veröffentlichten Statement, der "historische Augenblick" der ersten Pilgerreise eines Papstes in den souveränen jüdischen Staat solle dazu führen, dass Juden und Katholiken zu "größerer Versöhnung, Freundschaft und Partnerschaft" gelangen.
Die beiden Rabbiner-Konferenzen würdigen auch die Vergebungsbitte des Papstes von 12. März. Johannes Paul II. habe auch die Unwiderruflichkeit des Bundes, den Gott mit dem jüdischen Volk geschlossen habe, hervorgehoben, heißt es. Als große Verdienste, die sich der Papst seit Antritt seines Pontifikats zur christlich-jüdischen Versöhnung erworben habe, werden weiter hervorgehoben: die Verurteilung von Antisemitismus als "Sünde gegen Gott"; die Aufnahme von diplomatischen Beziehungen zwischen dem Vatikan und Israel; die Anerkennung des Rechtes des jüdischen Staates auf gesicherte Grenzen; der Appell an die Christen, Sühne für den Holocaust zu leisten; die Bitte um Vergebung für Exzesse der Inquisition und der Kreuzzüge; schließlich die erfolgte Absage an die Judenmission.
Peres: «Johannes Paul II. ist großer Papst»
Auch der frühere israelische Ministerpräsident Shimon Peres würdigte die Bemühungen von Papst Johannes Paul II. um einen Ausgleich zwischen Juden und Katholiken. Er halte Johannes Paul II. für einen großen Papst und zolle ihm Respekt, sagte Peres im italienischen Hörfunksender "Radio TreMondo". In der katholischen Kirche habe es enorme Veränderungen gegeben. Ein Papst des Mittelalters hätte sich niemals entschuldigt, so Peres.
Mufti will Dialog-Treffen boykottieren
Dem von den Papstreise-Organisatoren für 23. März, 18 Uhr, im Gebäude des katholischen "Institut Notre Dame de Zion" anberaumten interreligiösen Treffen im Jerusalem will der Mufti von Jerusalem, Scheich Ikrima Sabri, fernbleiben. Das erklärte Sabri Journalisten gegenüber. Sein Fernbleiben wolle er als Protest gegen die israelische Politik gegenüber den Muslimen in Jerusalem verstanden wissen, sagte der höchste islamische Würdenträger der Stadt.
Er habe eine entsprechende Einladung zu dem Gespräch mit Johannes Paul II. abgelehnt, weil an dem Treffen auch jüdische religiöse Würdenträger teilnehmen. "Wenn wir in dieser Zeit mit jüdischen Religionsführern zusammentreffen würden, könnte der Eindruck entstehen, dass in Jerusalem alles normal ist" sagte Scheich Sabri. "Da die israelische Besatzung noch immer besteht, und da jüdische Religionsführer immer noch politische Erklärungen abgeben und Positionen einnehmen, die gegen Frieden mit den Palästinensern gerichtet sind, sehe ich nicht ein, mich mit ihnen in dieser Zeit zu treffen".
Der Papst trifft am Montag in Amman und am Dienstag in Tel Aviv ein. Die Termine für den Mittwoch, 23. März, beschränken sich auf den jüdischen Westteil Jerusalems (Neustadt), was auch in der Ortswahl für das interreligiöse Treffen berücksichtigt wurde. Sabri kündigte an, er werde Johannes Paul II. bei dessen Besuch der Al-Aksa-Moschee (Felsendom) in der Altstadt Jerusalems am 26. März treffen.
Kathpress