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Publisert 27. mars 2000 | Oppdatert 27. mars 2000

Johannes Paul II. folgt Spuren der Bibel im Heiligen Land, er möchte aber auch das ökumenische und das interreligiöse Gespräch vertiefen und einen Beitrag zum Friedensprozess im Nahen Osten leisten - «Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Rom, 19.3.00 (KAP) Auf keine seiner 90 Auslandsreisen hat der Papst so lange warten müssen wie auf den Besuch im Heiligen Land. Bethlehem, Nazareth, der See Genezareth und erst recht Jerusalem: die Heimat des irdischen Jesus schien wegen der verworrenen Lage in Nahost in unerreichbarer Ferne. Zum Heiligen Jahr verwirklicht Johannes Paul II. jetzt seinen Traum. Es soll eine rein religiöse Pilgerreise sein, trotzdem halten manche Vatikan-Diplomaten das Projekt für verfrüht. Und so wird die wichtigste Reise des Papstes sicher auch seine schwierigste.

Die Erwartungen sind hoch: Israelis und Palästinenser, Juden, Christen und Muslime, alle erhoffen sich vom Papstbesuch eine Anerkennung und Aufwertung. Dabei bekommt in der aufgeladenen politischen, religiösen und sozialen Gemengelage des Nahen Ostens und erst recht Jerusalems jeder Schritt, jede fromme Geste und jedes Gebets-Wort vielschichtige Bedeutung. Hart wie selten wurde daher im Vorfeld der Reise um Programm und Präsenz, um Auftritte und Alternativen gerungen.

Am einfachsten ist die erste Etappe, Jordanien. Ein Abstecher auf den Berg Nebo, von wo aus Moses in Gelobte Land schaute, eine Messe im Sportstadion von Amman, ein Besuch beim König und noch ein Stopp an der neu entdeckten Taufstelle Jesu. Das Programm ist sehr dicht, aber noch ohne diplomatische «Tretminen».

Das ändert sich am zweiten Reisetag. Offizielle Begrüßung ist auf dem Flughafen von Lod, nicht in Jerusalem - was Israel lieber gesehen, aber die Araber verprellt hätte. Erste Pilgerstation ist - gemäß der biblischen Chronologie - Jesu Geburtsstadt Bethlehem in den Palästinenser-Gebieten. Nach der Messe vor der Geburtskirche stehen Besuche bei Präsident Arafat und im Flüchtlingslager Daheishe auf dem Programm.

Am vierten Tag ist Johannes Paul II dann im jüdischen Jerusalem: Messe im Abendmahlssaal, Besuch beim Staatspräsidenten, Treffen mit den Ober-Rabbinern und Rede in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Zweifellos der erste Höhepunkt der Reise - politisch wie religiös. Die 40 Jahre lang verweigerte und vor zehn Jahren endlich erreichte volle Anerkennung Israels durch den Vatikan erlebt hier einen Schlusspunkt. Und für die religiöse Aussöhnung zwischen Kirche und Judentum könnte es kaum ein eindringlicheres Symbol geben als die Rede am Shoah-Mahnmal. Sicher wird der Papst hier die Vergebungsbitte zum Anti-Judaismus konkretisieren.

Wie heiß das Pflaster Jerusalems auch für einen Pilger-Papst ist, zeigt die Tatsache, dass die Etappe strikt auf den jüdischen Westteil beschränkt bleibt. Von Jerusalem aus fährt Johannes Paul II. an den folgenden Tagen an die Wirkungsstätten Jesu am See Genezareth und nach Nazareth. Zur Freiluft-Messe auf dem Berg der Seligpreisungen werden insgesamt 150.000 Katholiken - auch aus dem Ausland - erwartet. Die größte Menschenmenge, die je zu einem Ereignis nach Israel eingereist ist, bemerkt die israelische Botschaft in Rom. Auch palästinensische Katholiken aus Gaza und der Westbank, für die Galiläa sonst «off limits» ist, dürfen zur Papstmesse kommen.

Erst nach diesen Überland-Etappen besucht der Papst am letzten Tag die arabische Altstadt von Jerusalem mit der Grabeskirche. Scharfe Sicherheitsmaßnahmen sollen den Papst hier, wie auf der ganzen Reise, schützen und zugleich demonstrieren, wer das Sagen hat. In Jerusalem wird auch die christliche Ökumene betont, wenngleich nicht so spektakulär wie beim historischen Heilig-Land-Besuch von Papst Paul VI. im Jahr 1964, als es zum ersten katholisch-orthodoxen Kirchengipfel seit 910 Jahren kam. Johannes Paul II. wird sowohl den griechisch-orthodoxen Patriarchen Diodoros I. in dessen Amtssitz aufsuchen und dort auch mit den anderen Führungspersönlichkeiten der christlichen Kirchen in Jerusalem zusammentreffen als auch den armenisch-apostolischen Patriarchen Torkom Manoogian im St. Jakobskloster besuchen.

Im Vatikan hofft man, dass die religiöse Reise Impulse für den Friedensprozess bringt. Sodaß die Pilgerfahrt dann doch auch noch eine politische Nebenwirkung hätte. Der päpstliche Pressesprecher Joaquin Navarro-Valls betonte denn auch bei der Präsentation des Reiseprogramms, der Papst denke, dass die Religionen «bei den Bemühungen um einen gerechten und dauerhaften Frieden» eine entscheidendere Rolle spielen müssten.

Navarro unterstrich aber auch, dass alle vier Aspekte der Papstreise gesehen werden müssten: Dem Papst gehe es um eine Pilgerfahrt zu den biblischen Stätten und um eine Rückkehr zu den «Wurzeln des Glaubens», aber auch um die christliche Einheit und um den interreligiösen Dialog und schließlich um den Friedensprozess im Nahen Osten.

Kathpress

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