Eine Million Pilger beim Gottesdienst mit Johannes Paul II
Lissabon, 13.5.00 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat am Samstag bei seinem Kurzbesuch im portugiesischen Marienwallfahrtsort Fatima die beiden Geschwister Jacinta Marto (1910-20) und Francisco Marto (1908-19) selig gesprochen. Den beiden Kindern war am 13. Mai 1917 die Gottesmutter erschienen. Mit Jacinta und Francisco Marto sind zum ersten Mal in der Geschichte der katholischen Kirche Kinder selig gesprochen worden, die nicht Märtyrer waren.
Rund eine Million Menschen nahm an der Seligsprechung und der Messe auf dem großen Platz vor der Basilika von Fatima teil. Unter den Pilgern kamen rund 200.000 aus dem Ausland.
"Ein Appell zur Umkehr"
"Die Botschaft von Fatima ist ein Appell zur Umkehr", sagte der Papst in seiner Predigt mit Bezug auf die Geschichte des 20. Jahrhunderts. Er verwies auf die "Schrecken der beiden großen Kriege und der anderen Kriege in vielen Teilen der Welt", auf die Konzentrations- und Vernichtungslager, auf den Archipel Gulag, die ethnischen Säuberungen und Verfolgungen, den Terrorismus, die Entführungen, die Drogenkriminalität usw. In Fatima seien diese Nöte "prophezeit" worden. Die Gottesmutter habe dieses Zeichen den "Kleinen" anvertraut, wie auch schon im Evangelium davon die Rede sei, dass den "Kleinen" vieles geoffenbart werde, was den "Weisen und Klugen" verborgen bleibt.
Johannes Paul II. erinnerte daran, dass in den beiden Hirtenkindern nach den Erscheinungen eine bemerkenswerte völlige Änderung ihres Lebens vor sich gegangen sei. Francisco und Jacinta hätten die Trauer Jesu über die Sünde tief mitempfunden, sie hätten ein intensives spirituelles Leben geführt, wie es für ihr kindliches Gemüt möglich war und seien bereit gewesen, die Sünden der anderen wieder gut zu machen.
In seiner Predigt verwies der Papst auf die vielen Glaubenszeugen des 20. Jahrhunderts, deren er vor einer Woche zusammen mit Repräsentanten der anderen christlichen Kirchen beim römischen Kolosseum gedacht hatte. Zugleich dankte er für seine Errettung beim Attentat vom 13. Mai 1981.
Abschließend wandte sich Johannes Paul II. an die in Fatima versammelten Bischöfe der portugiesischsprachigen Welt. Er wünschte insbesondere dem immer noch vom Bürgerkrieg zerrissenen Volk von Angola Versöhnung und rief zur Hilfe für die Opfer der Überschwemmungskatastrophe in Moçambique auf.
Begegnung mit Schwester Lucia
Mit der einzigen Überlebenden der drei Hirtenkinder, denen 1917 in Fatima die Visionen zuteil wurden, der heute 94-jährigen Karmelitin Lucia Dos Santos, war Johannes Paul II. vor Beginn des Gottesdienstes zu einem zehnminütigen Gespräch in der Sakristei der Wallfahrtsbasilika zusammengetroffen.
In einer bewegenden Geste hatte der Papst bei seiner Ankunft in Fatima dem Heiligtum den Bischofsring des polnischen Kardinals Stefan Wyszynski gewidmet; der Kardinal hatte Johannes Paul II. den Ring zur Papstwahl geschenkt.
Zuwendung zu den Kranken
Am Ende der Messfeier richtete der Papst einen besonderen Gruß an die vielen Kranken, die zum Gottesdienst auf den riesigen Platz des Wallfahrtsheiligtums gebracht worden waren. Er sprach den Kranken und Leidenden Mut zu. Krankheit und Tod seien keine Endstation; jeder Mensch habe eine unsterbliche Seele. Auch das Alter sei nicht die letzte Etappe des Lebens, denn die letzte sei der "Frühling der Auferstehung". Und weiter sagte er: "Habt Vertrauen! Überlasst euch seien fürsorglichen Händen, wie die Hirtenkinder Francisco und Jacinta es getan haben. Sie sagen euch, dass ihr nicht allein seid. Der himmlische Vater liebt euch!"
Kathpress