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Publisert 1. juli 2000 | Oppdatert 1. juli 2000

Jerusalem, 29.6.00 (KAP) Erstmals hat sich ein israelischer Oberrabbiner dafür ausgesprochen, den Tempelberg unter palästinensischer Verwaltung zu belassen. Das solle auch nach der Klärung des endgültigen Status von Jerusalem gelten, erklärte der sephardische Oberrabbiner, Eliahu Bakschi-Doron, in einer Botschaft für ein interreligiöses Treffen in Mailand. Die israelische Delegation bei dem Kongress schlug ferner die Gründung eines interreligiösen Rates vor, der für die heiligen Stätten in Jerusalem, insbesondere den Tempelberg, verantwortlich sein solle, berichtete die israelische Tageszeitung "Ha'aretz".

Das Treffen, bei dem es um eine Lösung für die Frage der Heiligen Stätten in Jerusalem ging, wurde von Yair Hirschfeld und Ron Pundak mit Unterstützung der Europäischen Union und italienischer Friedensgruppen veranstaltet. Für Hirschfeld, der auch am Zustandekommen der Vereinbarungen von Oslo 1993 beteiligt war, sei die Frage der Verwaltung des Tempelbergs eines der Haupthindernisse auf dem Weg zu einem Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, so "Ha'aretz".

Der Vatikan tritt für einen internationalen Status von Jerusalem ein, um für die drei monotheistischen Religionen den Zugang zu ihren heiligen Stätten zu gewährleisten.

Unter "israelischer Hoheit"

Nachdem orthodoxe jüdische Kreise die Vorschläge des Oberrabbiners scharf kritisierten, präzisierte dieser am Donnerstag, er befürworte zwar eine palästinensische Verwaltung des Tempelbezirks, diese müsse allerdings unter israelischer Hoheit stehen. Um den Frieden zu fördern und palästinensische Befürchtungen zu zerstreuen, habe er sich verpflichtet gefühlt, in einer offenen Erklärung mitzuteilen, dass das religiöse Establishment Israels keine Absichten hege, die Muslime vom Tempelberg zu vertreiben, so der Oberrabbiner.

Wie "Ha'aretz" am Donnerstag berichtete, eröffnete Doron auf Bitten der israelischen Regierung einen eigenen geheimen Gesprächskanal mit palästinensisch-muslimischen Geistlichen, um das Vertrauen zu vertiefen und eine Friedensregelung auch für den umstrittenen Tempelberg zu ermöglichen.

Israel hatte nach der Eroberung Ost-Jerusalems 1967 die innere Verwaltung des seit über 1.300 Jahren muslimischen Heiligtums dem Wakf, der obersten muslimischen Behörde, überlassen. Der Wakf unterstand zunächst Jordanien, ist aber durch politische Schachzüge des von PLO-Chef Jassir Arafat eingesetzten Mufti Ekrem el Sabri mittlerweile in palästinensische Hand übergegangen. Ohnehin verbietet das jüdische Religionsgesetz frommen Juden, den Tempelberg zu betreten, weil der genaue Ort des Allerheiligsten im ehemaligen salomonischen Tempel, wo "Gott seine Wohnung auf Erden" bezog, verloren gegangen ist und dessen Betreten unter Androhung der Todesstrafe laut Bibel verboten ist.

Kritik an Bauarbeiten

Scharfe Kritik übte Doron an den laufenden Ausgrabungs- und Bauarbeiten des Wakf auf dem Tempelgelände. Demgegenüber will Premierminister Ehud Barak nach Empfehlungen von Polizei und Geheimdiensten die Bauarbeiten fortsetzen lassen, obgleich nach Angaben von Archäologen der historische Untergrund bereits schwer beschädigt wurde. Der Tempelberg ist seit 3.000 Jahren fast ununterbrochen ein Heiligtum, auf dem Juden, Christen und Muslime zentrale Gotteshäuser errichtet hatten. Nach Angaben von Jerusalem-Minister Chaim Ramon dürfen Vertreter der israelischen Antikenbehörde künftig die Arbeiten zwar beobachten; es sei ihnen aber untersagt, dabei zu fotografieren oder einzugreifen.

Der Wakf hatte sich nach Angaben des Mufti Ekrem el Sabri geweigert, Baugenehmigungen von den israelischen Behörden einzuholen, weil die Behörde autonom sei. Israelische Archäologen und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hatten die Bauarbeiten scharf kritisiert. Es werde versucht, historisch wertvolle Funde vor allem aus der Periode vor der Zerstörung des jüdischen Tempels zu verhindern, so ihr Vorwurf. Allein im Dezember wurden 6.000 Tonnen Erdreich ohne archäologische Überwachung in 250 Lastwagenfuhren innerhalb von drei Nächten abtransportiert und auf eine Müllhalde gekippt. Dort fanden Archäologen dann Scherben und andere Fundstücke aus drei Jahrtausenden.

Kathpress

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