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Publisert 5. mai 2001 | Oppdatert 5. mai 2001

Vor der klassischen Kulisse beschworen Johannes Paul II. und Erzbischof Christodoulos den christlichen Geist Europas - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko=

Athen, 4.5.01 (KAP) Vor der klassischen Kulisse der Akropolis haben der römische Papst und der orthodoxe Erzbischof von Athen den christlichen Geist Europas beschworen. In einer gemeinsamen Erklärung, die bei einer feierlichen Zeremonie von Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano und dem orthodoxen Metropoliten Daniel von Saloniki verlesen wurde, verurteilten Johannes Paul II. und der Athener Erzbischof Gewalt und Fanatismus im Namen der Religion sowie alle Formen des Proselytismus. Zugleich beklagten die Kirchenführer die soziale Ungerechtigkeit und die gesellschaftlichen Missstände im gemeinsamen Europa und forderten Frieden, Menschenrechte und Solidarität mit den Armen.

Die Gedenkstunde fand auf dem von der Abendsonne erleuchteten Areopag unterhalb der antiken Säulen und Tempelhallen der Akropolis statt, wo der Apostel Paulus vor fast 2.000 Jahren eine seiner bedeutsamsten Predigten hielt. Als erster Papst seit rund 1.000 Jahren hält sich Johannes Paul II. seit Freitagmorgen in der griechischen Hauptstadt auf. Zur Gedenkstunde hatte Christodoulos eine der wertvollsten Ikonen seiner Kirche, eine kostbare Darstellung des heiligen Paulus, auf den Areopag bringen lassen. Der Erzbischof war es auch, der den 80-jährigen Papst stützte und ihn behutsam vom Auto zu seinem Platz geleitete.

Die Passage der Apostelgeschichte, wie der Völkerapostels den wenig erfolgreichen Versuch unternahm, den intellektuellen Kontakt mit der Philosophie seiner Zeit aufzunehmen, wurde von einem Mann und einer Frau auf Griechisch und Englisch verlesen. Ein gemeinsames Gebet war nicht möglich, da es vom orthodoxen Kirchenrecht nicht zugelassen wird. So tief ist nach wie vor die Kluft zwischen den seit fast 1.000 Jahren getrennten Kirchen des Ostens und des Westens.

Wegen dieser Differenzen war es vor dem Papstbesuch im zu 95 Prozent orthodoxen Griechenland zu lautstarken Protesten gekommen. Der Papst sei ein Feind Griechenlands und der Orthodoxie, kritisierten -in der westlichen Medienberichterstattung weit überbewertete - radikale Splittergruppen, vor allem die "Alt-Kalendarier". Mit der Ankunft des römischen Papstes in der griechischen Hauptstadt waren diese Proteste freilich verstummt. Und die offenen Worte des Gastes aus Rom, seine konkrete Vergebungsbitte zu den Kreuzzügen, und der - wenn auch vage und unverbindliche - Hinweis auf die von den Orthodoxen als "Abtrünnige" empfundenen "Unierten", trugen dazu bei, dass sich das angespannte Klima sichtlich entkrampfte. Die Atmosphäre zwischen den beiden Kirchenführern war denn auch zunehmend von großer Herzlichkeit und Brüderlichkeit geprägt.

Das zeigte sich auch in der Erklärung, die Papst und Erzbischof bei ihrem Treffen im erzbischöflichen Palais von Athen unterzeichnet hatten. Die beiden Kirchen seien sich einig, dass die Globalisierung auch schädliche Konsequenzen haben könne und daher nur im Sinne einer "Globalisierung der Brüderlichkeit" verantwortbar sei, heißt es dort. Sie stimmten überein, dass die "Wurzeln und die christliche Seele" Europas nicht Schaden nehmen dürften. In jedem Falle stelle eine antireligiöse Säkularisierung einen "Rückschritt und eine Leugnung des geistigen Erbes" dar. Eine konkrete Vision entwickelten die beiden Kirchenführer zu den Olympischen Spielen, die 2004 wieder am Ursprungsort Athen stattfinden sollen. Wie in der Antike sollen für die Zeit der Spiele die Waffen schweigen.

Zu den Klängen von Mozarts "Kleiner Nachtmusik" ging die Gedenkfeier im Schatten der Akropolis zu Ende, die eine neue Etappe in den bislang gespannten Beziehungen zwischen dem kirchlichen Rom und dem kirchlichen Athen einleiten könnte. Dies bestätigte auch Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls. "Vor zwei Monaten war die Reise noch undenkbar, vor anderthalb Monaten schien sie nicht realisierbar; jetzt haben wir eine gemeinsame Erklärung", sagte er. Das sei zudem ein weiterer Beweis dafür, "dass dieser Papst Geschichte nicht geschehen lässt, sondern aktiv gestaltend eingreift".(Ende)

K200102810
4. mai 2001

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