Jerusalem, 8.5.01 (KAP) Israel hat Papst Johannes Paul II. aufgefordert, noch während seiner Syrienreise den gegen die Juden gerichteten Vorwürfen des syrischen Staatspräsidenten Baschar Al-Assad öffentlich zu widersprechen. «Wir hoffen, dass Seine Heiligkeit eine passende Gelegenheit finden wird, noch im Laufe seines Besuches seine Ablehnung dieser hasserfüllten Verleumdungen zu äußern», hieß es in einer am Montag in Jerusalem veröffentlichten Erklärung des israelischen Außenministeriums.
Assad hatte bei der Begrüßung des Papstes am Samstag an die Leiden des palästinensischen Volkes erinnert und ein Ende der Ungerechtigkeiten in der Region gefordert. Ohne Israel beim Namen zu nennen, beschuldigte er die Juden, «alle Prinzipien aller Religionen zu verletzen, genauso wie sie Jesus verraten haben und versucht haben, den Propheten Mohammed zu töten». Vatikansprecher Joaquin Navarro-Valls hatte anschließend darauf hingewiesen, dass die Äußerungen Assads dessen Privatmeinung darstellten. Die Position der katholischen Kirche zum Antisemitismus sei bekannt.
Islam-Gelehrter: Papst soll Israel verurteilen
Ein führender Islam-Vertreter in Syrien hat Papst Johannes Paul II. aufgefordert, ein deutliches Wort zu den israelischen Aggressionen gegen die Palästinenser zu sagen. Salah-ed-Din Kaftaro, Professor für Islam-Wissenschaften und Sohn des syrischen Großmuftis Ahmad Kaftaro, betonte in einer am Montag in Damaskus veröffentlichten Erklärung, der Papst müsse sich deutlich für die unterdrückten palästinensischen Muslime und Christen einsetzen. Mit dem Ölbaum, den Johannes Paul II. am selben Tag in Kuneitra gesegnet habe, schaffe man keinen Frieden. Auf der anderen Seite rissen die «Zionisten» in Palästina ständig Ölbäume aus, so Kaftaro junior.
Der Papst habe bei seiner Ankunft in Syrien die Umsetzung der UNO-Beschlüsse gefordert und von der Illegalität der Besetzung fremden Landes gesprochen, erinnerte Kaftaro. Das gebe Anlass zur Hoffnung, dass Johannes Paul II. «die Wiege der Zivilisation nicht verläßt, ohne mit Mut und Entschlossenheit Position für das palästinensische Volk und dessen Drama zu beziehen», so Kaftaro.
Kathpress
8. mai 2001