Die Welt wartet auf «Zeichen eines konstruktiven Dialogs» im Nahen Osten - Alle Konfliktparteien müssen anerkennen, dass die Konfrontation «gescheitert ist und immer scheitern muss»
Damaskus, 8.5.01 (KAP) Mit einem abermaligen Appell zu Frieden und Dialog zwischen den Völkern hat der Papst am Dienstagvormittag seinen Besuch in Syrien beendet. Auf dem Flughafen von Damaskus erinnerte der Papst vor seinem Weiterflug nach Malta an die wichtige Rolle Syriens für den Nahen Osten, dessen Völker lange unter der Tragödie von Krieg und Konflikt gelitten hätten. Um die Tür zum Frieden zu öffnen, müssten die fundamentalen Fragen der Wahrheit und der Gerechtigkeit gelöst werden. Johannes Paul II. betonte, die Welt blicke «mit Hoffnung und Sorge» auf den Nahen Osten und warte auf «jedes Zeichen eines konstruktiven Dialogs».
Trotz der noch bestehenden Hindernisse müsse der erste Schritt zum Frieden die feste Überzeugung sein, dass eine Lösung des Konflikts im Rahmen des Völkerrechts und der UN-Resolutionen möglich sei. Mit Nachdruck appellierte der Papst abermals an alle betroffenen Völker und ihre politischen Führer, anzuerkennen, dass die Konfrontation gescheitert ist und immer scheitern muss. Nur ein gerechter Friede könne den Völkern der Region die «wirtschaftliche, kulturelle und soziale Entwicklung bringen, auf die sie ein Recht haben.»
Johannes Paul II. erinnerte auch an seinen Besuch in der Omayyaden-Moschee vom Vortag, den ersten Besuch eines Papstes in einem islamischen Gotteshaus, und an den Empfang durch den syrischen Groß-Mufti und die islamische Gemeinschaft. Der Papst erklärte, die Religion als Anbetung des allmächtigen Gottes säe in den Herzen der Menschen die «Saat des Friedens», sie bereichere und vereine die Menschheitsfamilie auf ihrem Weg durch die Geschichte.
Assad weist Antisemitismus-Vorwurf zurück
Der syrische Präsident Baschar Al-Assad nannte in seiner Abschiedsrede den Besuch des Papstes in Syrien ein historisches Ereignis. Er dankte Johannes Paul II. für sein Eintreten für die Gerechtigkeit und die Erfüllung der UN-Resolutionen. Assad ging auch auf die jüngsten Vorwürfe aus Israel und Amerika ein, wo seine Begrüßungsrede an den Papst vom Samstag als «antisemitisch» kritisiert worden war. In jener Rede hatte Assad die Leiden der Palästinenser in Israel mit dem Leiden Jesu verglichen und damit alte anti-jüdische Polemiken aufgegriffen.
Assad betonte nun, auch die Araber seien Semiten, dennoch werfe man ihnen Antisemitismus vor. Er beschuldigte die Kritiker einer doppelbödigen Logik und warf ihnen vor, die historischen Fakten nicht anzuerkennen.
An der Gangway des Flugzeugs dankte Assad abermals dem 80-jährigen Papst für seinen Besuch, den er Syrien trotz sichtbarer physischer Erschöpfung abgestattet habe. Johannes Paul II. entgegnete scherzhaft, Assad sei vermutlich der jüngste Präsident, dem er je begegnet sei, und er selbst sei vielleicht das älteste Staatsoberhaupt.
Kathpress
8. mai 2001