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Publisert 10. mai 2001 | Oppdatert 10. mai 2001

Johannes Paul II. als Friedensstifter zwischen den Fronten

«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

La Valletta, 9.5.01 (KAP) Es sollte eine fromme Pilgerreise auf den Spuren der Bibel sein. Aber Papst Johannes Paul II. nutzte seinen sechstägigen Besuch in Griechenland, Syrien und Malta zugleich zu einer politischen Friedensmission, zu ökumenischen Versöhnungsinitiativen und zu einem Neuanfang im Dialog mit dem Islam.

Bleiben werden die Bilder von der Umarmung des Papstes mit dem griechisch-orthodoxen Erzbischof Christodoulos, vom Friedensgebet in der Geisterstadt Kuneitra und von seinem beschwerlichen Gang durch die Omayyaden-Moschee. Selten zuvor hat der Papst bei einer Auslandsreise so oft «Neuland» betreten. Und es war bewegend, wie der 80-jährige Papst in seiner Gebrechlichkeit das strapaziöse Mammut-Programm absolvierte, bei sengender Hitze in Damaskus und eisigem Wind auf den Golan-Höhen.

Anders als vor einem Jahr in Jerusalem, Bethlehem und Nazareth standen in Athen, Damaskus und auf Malta nicht Heilige Stätten im Vordergrund, sondern ein Programm: Die Gestalt und das Wirken des Apostels Paulus, der wie kein anderer Vertreter der frühen Kirche unkonventionelle Wege ging, Grenzen überschritt und auf neues Terrain vorstieß; und der um seiner Vision willen auch nicht die Auseinandersetzung mit den übrigen Aposteln scheute.

Ähnliches spiegelt auch die Paulus-Reise des Papstes. Mit seinem Besuch in Athen betrat Johannes Paul II. ein Land, in dem ein römisches Kirchenoberhaupt bis vor zwei Monaten noch als «Persona non grata» galt. Auf dem Areopag gab er zusammen mit dem orthodoxen Erzbischof eine gemeinsame Europa-Erklärung ab. Der Dialog zwischen Rom und Athen, der bisher im Argen lag, soll vorangebracht werden, einigten sich beide Seiten. Zuvor hatte der Papst eine Vergebungsbitte für Vergehen von Katholiken während der Kreuzzüge abgelegt, vor allem während der berüchtigten Eroberung von Konstantinopel im Jahre 1204.

Zwar wurden bereits Stimmen laut, die diese neue Entschuldigung des Papstes für überflüssig und überzogen halten. De facto ging Johannes Paul II. aber in Form und Inhalt nicht über die Vergebungsbitten vom Heiligen Jahr hinaus. Doch in Athen, vor den Betroffenen, für die das Jahr 1204 noch immer ein Trauma bildet, war es befreiend und vertrauensbildend - und schaffte möglicherweise einen Durchbruch.

Neuland bedeutete auch der erste Besuch eines Papstes im Inneren einer Moschee, in Damaskus. Für wenige Minuten konnte der Papst still am Reliquien-Monument für Johannes den Täufer verweilen. Ob er dabei still gebetet hat oder nicht - es gab keine christliche Geste, durch die er das Empfinden der Muslime verletzt oder den eigenen Glauben irgendwie diskreditiert hätte. Allerdings hat auch dieser Besuch in konservativen Kirchenkreisen Befremden ausgelöst.

Vorsichtig und geschickt meisterte Johannes Paul II. auch das dritte Problemfeld der Reise, die Etappe in Nahost. Der junge Präsident Baschar Al-Assad verknüpfte die Begrüßung des Papstes mit heftigen Anschuldigungen gegen Israel - eine Rhetorik, die er möglicherweise seinen Anhängern und innenpolitischen Widersachern schuldig war. Der Papst fing den forschen Auftritt souverän ab. In seiner Antwort lobte er die «Weisheit» des jungen Präsidenten, der bereits erkannt habe, dass ein gerechter und globaler Friede ganz im Interesse Syriens sei. Und dass er ihm zutraue, dass Syrien unter ihm eine immer bessere Harmonie unter den Völkern der Region anstrebe. Deutlicher lässt sich Überparteilichkeit kaum demonstrieren.

Und auch mit seinem Besuch in Kuneitra, das nicht nur als Mahnmal, sondern auch zu Propagandazwecken und zur Pflege eines klaren Feindbildes fungiert, ließ sich der Pontifex nicht vereinnahmen. Er forderte Friede und Gerechtigkeit für alle, durch Dialog und ohne Gewalt, unter Beachtung von UNO-Normen. Lob wie Kritik aus den unterschiedlichsten politischen Lagern lassen folgern, dass dem Papst auch hier ein geschickter Weg über den Fronten gelungen ist.

Am Ende seiner Reise in Malta wirkte der Papst erschöpft. Der begeisterte Empfang auf der katholischen Insel zwischen Europa und Afrika tat ihm sichtlich gut. Und schon plant er neue Reisen, um noch weiteres Neuland zu betreten: Im Juni die Ukraine, im September Armenien. Und auch für 2002 denkt er an zwei weitere Länder, verriet sein Sprecher. Möglicherweise handelt es sich um Bulgarien und Weißrussland.

Kathpress
9. mai 2001

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