Botschafter Frankreichs und der USA ins Außenamt zitiert: Kritik an Aussagen des syrischen Präsidenten beruht auf «falschen Interpretationen»
Damaskus-Beirut, 9.5.01 (KAP) Die syrische Regierung hat zur westlichen Kritik an den als «antisemitisch» aufgefassten Äußerungen von Präsident Bashar Al-Assad anlässlich des Papst-Besuches offiziell Stellung bezogen. Wie ein Regierungssprecher in Damaskus mitteilte, wurden die Botschafter der USA und Frankreichs in das Außenministerium zitiert, wo ihnen zur Kenntnis gebracht wurde, dass die Reaktionen ihrer Regierungen auf einer «falschen Interpretation» dessen beruhten, «was während des historischen Besuches von Papst Johannes Paul II. in Syrien gesagt worden ist».
Es sei keineswegs die Absicht von Präsident Assad gewesen, die jüdische Religion zu diffamieren. Es sei ausschließlich darum gegangen, die «tagtäglichen blutigen Übergriffe Israels gegen das palästinensische Volk» anzuprangern und ihr Ende zu verlangen, erklärte der syrische Regierungssprecher.
Die israelische Regierung hatte den Papst aufgefordert, den von Assad erhobenen Vorwürfen und «hasserfüllten Verleumdungen» noch während seines Syrien-Aufenthalts öffentlich zu widersprechen. Ohne Israel und die Juden beim Namen zu nennen, hatte Assad bei der Begrüßung des Papstes am Samstag diejenigen verurteilt, die «alle Prinzipien aller Religionen verletzen, genauso wie sie Jesus verraten haben und versucht haben, den Propheten Mohammed zu töten».
Bei der Verabschiedung des Papstes am Dienstag hatte Assad die internationale Kritik zurückgewiesen und erklärt, es sei bedauerlich, dass «historische Wahrheiten» geleugnet würden; auch die Araber seien Semiten, dennoch werfe man ihnen «Antisemitismus» vor.
Libanesische Parteien dankten Assad
Die pro-syrischen politischen Parteien und Organisationen im Libanon begrüßten unterdessen die anti-israelischen Aussagen Assads. In einem am Mittwoch in Beirut veröffentlichten Kommunique der Plattform «Libanesische Parteien und Kräfte», heißt es, Assad habe die «Wahrheit über den Zionismus» gesagt.
Der syrische Präsident habe «die historische Feindschaft des Zionismus, die gegen den Islam und das Christentum gerichtet ist», in Erinnerung gerufen. Der Zionismus fahre damit fort, «die Leiden des palästinensischen Volkes zu vertiefen», heißt es in der Erklärung der libanesischen Linksparteien.
Kathpress
9. mai 2001