10. Ordentliche Weltbischofssynode tagt ab Sonntag unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen
Vatikanstadt, 28.9.01 (KAP) Unter erhöhten Sicherheitsmaßnahmen beginnt am Sonntag im Vatikan die 10. Ordentliche Weltbischofssynode. Rund 300 Kardinäle, Bischöfe, Priester, Ordensleute, Laienvertreter beraten über ein ebenso zentrales wie komplexes Kirchenthema: das Bischofsamt. Der genaue Titel des vierwöchigen Treffens, dessen Beratungen auch Papst Johannes Paul II. weitgehend persönlich mitverfolgen wird, lautet: "Der Bischof als Diener des Evangeliums Jesu Christi für die Hoffnung der Welt".
Nach den Terroranschlägen in den USA richten die italienischen Sicherheitsbehörden ein wachsames Auge auf alle Veranstaltungen mit vielen Menschen und viel Prominenz, auf Fußballstadien, das Parlament und große Papstmessen oder -audienzen. So werden auch die Teilnehmer der Messe zur Synodeneröffnung am Sonntag im Petersdom zuvor gründlich kontrolliert. Aber auch der Zugang zur Synodenaula neben dem Palazzo der Glaubenskongregation dürfte diesmal noch strenger bewacht werden als sonst.
Das Thema der Synode ist ebenso grundsätzlich wie brisant. Es geht um nicht mehr und weniger als um den Aufbau der Kirche, ihr Selbstverständnis und ihre Verfasstheit. Bischöfe sind Vorsteher ihrer Ortskirchen und zugleich - als Nachfolger der Apostel - Mitglieder im Bischofskollegium der Universalkirche. Ihre dreifache Verantwortung für die Verkündigung der Lehre, die Spendung der Sakramente und die Leitung der Ortskirche beinhaltet ein breites Spektrum von Aufgaben und Problemen.
Eine mehrjährige Umfrage vor der Synode hat in einem 106-seitigen Arbeitspapier so gut wie alles aufgelistet und angesprochen, was es zum Bischofsamt und zur Kollegialität in der Kirche, zu Leitungs- und Verwaltungsfragen, zu physischer und psychischer Belastbarkeit des kirchlichen Spitzenpersonals zu bedenken gibt. Die Palette reicht von Fragen der Auswahl und Ernennung von neuen Bischöfen bis zur Einbindung und Versorgung von pensionierten Bischöfen, vom Umgang mit Theologen bis hin zum Engagement des Bischofs für Ökumene und interreligiösen Dialog.
Neben theologischen Grundsatzfragen dürfte das Thema der Kollegialität in der Kirche eine besondere Rolle spielen. Die Frage nach dem Verhältnis von Universalkirche und Ortskirchen, von römischer Kurie und Bischofskonferenzen, von Synoden und Kardinalskollegium wurde in letzter Zeit wiederholt gestellt. Dabei geriet auch die Weltbischofssynode selbst ins Visier, ihre Rolle und Kompetenz wurden hinterfragt, ebenso ihre Organisation und Ablauf, die seit 30 Jahren weitgehend dem gleichen Muster folgt. Hier deutet sich Klärungsbedarf an.
Bisher begannen Synoden stets mit einer breiten Generaldebatte, in der vorbereitete Kurz-Statements verlesen wurden und kaum Gelegenheit für Debatte oder Diskussion bestand. Es folgte eine Arbeitsphase in Sprachzirkeln, in denen in der Regel offener debattiert wurde. Deren Ergebnisse wurden dann im Plenum zusammengefasst - und unveröffentlicht dem Papst für das Schlussdokument zur Verfügung gestellt.
Noch ist nicht absehbar, wo die Synode diesmal ihre Akzente setzen wird, inwieweit etwa Fragen der Kollegialität, die Rolle der Bischofskonferenzen oder Normen zur Bischofswahl in den Vordergrund treten. Ob es eher um die praktischen Fragen in der Organisation einer Diözese geht, was ein Bischof delegieren sollte, und was zu seinem "Kerngeschäft" gehört, auf das er seine wertvolle Zeit konzentrieren sollte.
Interessant wird auch sein, wie sich die Bischöfe der verschiedenen Kontinente geben, ob die Lateinamerikaner dominieren oder die Vertreter der westlichen Länder, wie die Afrikaner ihre Sonderproblemen einbringen oder die Asiaten. Auch wird die aktuelle politische Situation in der Welt eine Rolle spielen, der Umgang des Bischofs mit den Ängsten und Hoffnungen seiner Gläubigen im Zusammenhang mit Frieden und Terror. In der zu erwartenden "Botschaft" am Ende der Synode dürfte dieses Thema einen zentralen Teil ausmachen.
292 Vollmitglieder
An den vierwöchigen Beratungen der Synode nehmen insgesamt 292 Personen teil, darunter 247 Bischöfe, 23 offizielle Beobachter (Auditores), 16 Experten und sechs Delegierte anderer Kirchen. Es sei die größte Zahl von Voll-Mitgliedern bei einem Weltbischofstreffen, betonte der Synoden-Generalsekretär, Kardinal Jan Schotte, bei einer Pressekonferenz im Vatikan. Kardinal Edward Michael Egan aus New York habe sich trotz der aktuellen Situation in seiner Stadt entschlossen, die ihm vor Monaten übertragene Aufgabe in Rom wahrzunehmen.
Von den 247 Voll-Mitgliedern wurden 175 von den Bischofskonferenzen nominiert, 37 sind als Chefs römischen Kurienbehörden oder als orientalische Patriarchen von Amts wegen Synodenmitglieder, und 35 hatte Papst zusätzlich nominiert, führte Schotte an. Die Österreichische Bischofskonferenz wird durch den Innsbrucker Diözesanbischof Alois Kothgasser vertreten.
Die Synode über das Bischofsamt stehe im Kontext zu den letzten Weltbischofstreffen, die sich mit verschiedenen Gruppen in der Kirche befasst hatten, mit Laien, Priestern und Ordensleute, betonte Schotte. Sie stehe jedoch auch im Kontext mit dem Heiligen Jahr sowie mit verschiedenen Kontinentalsynoden, die im Vorfeld der 2000-Feiern in Rom abgehalten worden waren.
Grundlage für die Beratungen bildet ein mehr als 100-seitiges "Arbeitspapier", das auf Grund von Umfragen unter den Bischöfen erstellt worden war. Welche der dort aufgelisteten Themen und Aspekte in den Mittelpunkt der Beratungen rücken würden, hänge von den Synodalen und der Dynamik des Treffens ab, so Schotte. Zurückhaltend äußerte er sich zu einer wiederholt ins Gespräch gebrachten Reform der Bischofssynode. Er sehe "keine realistische Alternative", die dem Auftrag der Synode als eigenständige Institution neben der Kurie Rechnung tragen könnte. Die derzeitigen Regeln, auch die befristete Redezeit von acht Minuten, garantierten allen Synodenteilnehmern gleiche Rechte und den erforderlichen Freiraum. In den vergangenen Monaten waren eine längere Dauer der Synode mit gründlicheren Beratungen oder auch ein längerer Synoden-Prozess mit mehreren, über das Jahr verteilten römischen Sitzungsrunden ins Gespräch gebracht worden.
Kathpress
28. september 2001