Bischofssynode: Kardinal Szoka sieht Begleitung der Priester durch ihren Bischof als eine Hauptaufgabe
Vatikanstadt, 9.10.01 (KAP) Ein Bischof muss nach Ansicht des Mainzer Bischofs, Kardinal Karl Lehmann, überzeugend, argumentativ, dialogbereit und offensiv die christliche Botschaft verkünden. Er dürfe sich angesichts der modernen Herausforderungen nicht in die Defensive drängen lassen, betonte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz bei der derzeit im Vatikan tagenden Bischofssynode. Daraus leiteten sich viele praktische Konsequenzen im Blick auf die Tätigkeit des Bischofs, den Stil seines Auftretens und die Kriterien der Bestellung geeigneter Kandidaten für das Bischofsamt ab, betonte Lehmann.
Die Sendung des Bischofs zu den Menschen, die in der kirchlichen "Communio" (Gemeinschaft) verwurzelt ist, habe Konsequenzen für sein Verhältnis zur Ökumene, zu den nichtchristlichen Religionen und zu den Nicht-Glaubenden. Sie habe Auswirkungen weiter für die Art und Weise, wie der Bischof heute in der säkularen Öffentlichkeit seinen Dienst wahrnehme, unterstrich der Kardinal in seiner Wortmeldung vor der Bischofssynode.
Bischof nicht Verwalter, sondern Hirte
Nach Ansicht des amerikanischen Kurienkardinals Edmund Szoka soll der Bischof "nicht Verwalter, sondern Hirte" seiner Diözese sein. Sein ganz besonderes Augenmerk sollte er dabei der Betreuung und Begleitung seiner Priester widmen, forderte der Präsident des Vatikanstaates vor der Bischofssynode. Dieser Einsatz müsse Priorität vor anderen Aufgaben oder Teilnahmen des Bischofs haben.
Aus seiner langjährigen Erfahrung als Diözesanbischof in Detroit wisse er, dass der durchschnittliche Gläubige die Kirche auf Ebene seiner Pfarrgemeinde erfahre. Ansprechpartner und Bezugsperson sei für ihn der Ortspfarrer. Der Bischof könne Pastoralschreiben erlassen und Pastoralpläne und Programme erstellen; wenn er nicht die Unterstützung seiner Priester habe, die seine Vorgaben auf der Gemeindeebene umsetzten, gäbe es allenfalls Teilerfolge.
Bei der gleichen Synodenrunde ging der römische Kardinalvikar Camillo Ruini auf die Autoritätskrise und die "kulturelle Revolution" ein, die in den vergangenen 35 Jahren die Kirche und das Verhältnis von Papstprimat und Bischofskollegium betroffen habe. Damit Autorität kirchenintern akzeptiert werde, sollte sich vor allem als "Teilnahme an der Mission Christi" verstehen und sich in Demut, Hingabe und Dienst darstellen. Zum anderen müsse eine "fest und überzeugte Einheit" zwischen den verschiedenen Leitungsinstanzen bestehen.
Die malaysische katholische Publizistin Theresa Ee-Choi, Mitglied des päpstlichen Laienrates, hob in ihrem Synodenbeitrag hervor, es brauche Bischöfe, die die Botschaft, die sie verkünden, "konkret leben". Die Bischöfe müssten auch bereit sein, "denen zuzuhören, denen zu dienen sie berufen sind". Autorität in der Kirche sei nicht dazu da, "Macht zu haben, sondern zu ermächtigen" und das Potenzial anderer zu aktivieren. "In unserer Kirche finden wir heute in den Laien ein großes Reservoir an Talenten und Sachkenntnis, das nur darauf wartet, in den Dienst des Himmelreichs gerufen zu werden", so Ee-Choi. Laien müssten eingeladen und herausgefordert werden, nicht nur weil an vielen Orten die Zahl der Priester und Gläubigen kleiner werde, sondern weil dies der Berufung der Laien entspreche.
Kardinal Dionigi Tettamanzi, Erzbischof von Genua, meinte in seiner Intervention, die Bischöfe müssten sich in einer von weltlichen Werten geprägten Kultur fragen, welchen Stellenwert die Frohbotschaft vom ewigen Leben in ihrem Amt habe. Diese christliche Überzeugung sei nichts zweitrangiges oder optionales, sondern sie sei wesentlich. Durch die Verkündigung dieser Wahrheit werde "sowohl der Sinn des Heiligen als auch das Geheimnis wiederhergestellt". Es sei allerdings auch klargestellt, dass "wahre christliche Hoffnung uns nicht von unseren Verantwortungen gegenüber den unzähligen Ungerechtigkeiten und dem Elend der Geschichte abbringt", so Tettamanzi.
Kathpress
9. oktober 2001