Hopp til hovedinnhold
Publisert 24. mai 2002 | Oppdatert 24. mai 2002

Hintergründe des Papst-Attentats liegen immer noch im Dunkeln

Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Rom-Sofia, 24.5.02 (KAP) Mehr als 20 Jahre nach den Schüssen des Türken Ali Agca auf Papst Johannes Paul II. liegen die Hintergründe für den Anschlag immer noch im Dunkeln. Mit einer Theorie wollte der Papst jedoch aufräumen: Die so genannte «bulgarische Spur» gibt es für ihn nicht, sagte er dem bulgarischen Staatspräsidenten Georgij Parwanow. Er habe «nie daran geglaubt - wegen seines tiefen Respekts für das bulgarische Volk», betonte Johannes Paul II. bei seinem ersten Besuch in dem ehemaligen Ostblock-Staat.

Ali Agca selbst, der den Papst am 13. Mai 1981 mit mehreren Schüssen schwer verletzte, hatte weit mehr als 100 Versionen der Hintergründe in die Welt gesetzt, darunter auch die von der «bulgarischen Spur». So gab sich der Türke das eine Mal als vom Osten ferngesteuerter Gesinnungstäter, das andere Mal als islamischer Einzelgänger aus; wieder ein anderes Mal spielte er den geistig abgetretenen Mystiker, bezeichnete sich selbst als Jesus Christus und Rächer des Weltgeschicks. Dann wieder bereute er als angeblich manipuliertes Opfer seine Tat, nannte Johannes Paul II. seinen Vater, für den er bete.

Ende der neunziger Jahre rückte Agca endgültig von der These der Mitwirkung und Urheberschaft östlicher Geheimdienste am Papstattentat ab. Die «bulgarische Spur» sei eine reine Erfindung gewesen. Italienische Geheimdienste hätten ihm versichert, wenn er in diesem Sinne aussage, komme er bald frei. Damals sei in Italien ein angeblich bulgarischer Luigi Scricciolo verhaftet worden, der dem Vernehmen nach Lech Walesa töten wollte. Auf dieser Schiene habe er seine Version aufgebaut. Das Ganze war «ein Kapitel des Kalten Krieges», meinte der Türke in einem Interview.

Auch habe Agca den von ihm zunächst schwer belasteten römischen Geschäftsträger der bulgarischen Fluggesellschaft «Balkanair», Juri Antonow, nie kennen gelernt, versichert er. Und er sei auch nie in dessen Wohnung gewesen, die er - auf Grund von Erzählungen - so genau beschrieben habe. Es tue ihm aber nicht Leid, dass er die Bulgaren hineingezogen habe, so Agca. Denn sie hätten immerhin eine «moralische Verantwortung für das Papstattentat». Bei einem Aufenthalt in der bulgarischen Hauptstadt Sofia kurz vor dem Anschlag habe der dortige Geheimdienst von seinen Plänen gewusst, gab sich Agca überzeugt. Aber statt ihn zu stoppen, habe man ihn indirekt unterstützt.

Führende Politiker des früheren Ostblocks, darunter auch der sowjetische Ex-Präsident Michail Gorbatschow, hatten jegliche Verwicklung östlicher Geheimdienste in den Anschlag immer wieder energisch zurückgewiesen. Die italienische Staatsanwaltschaft hingegen hielt noch 1998 an der «bulgarischen Spur» fest. Türkische Hintermänner Agcas hätten Verbindung zu Bulgarien gehabt, sagte damals Staatsanwalt Antonio Marini. Und der ehemalige Richter des italienischen Kassationsgerichts, Ferdinando Imposimato, sagte im gleichen Jahr, das Attentat auf den Papst sei von Bulgarien im Auftrag des sowjetischen Geheimdienstes KGB verübt worden. Drei in Italien der Mittäterschaft angeklagte Bulgaren wurden jedoch aus Mangel an Beweisen wieder freigesprochen.

Ali Agca selbst sagte in seiner letzten Version des Hergangs, er habe den Papst ermorden wollen, weil er, der arme Vorbestrafte und Flüchtige, für die Welt «ein Signal» setzen wollte. Im Übrigen fühle er sich aber als «Werkzeug des Schicksals». In den Tagen vor dem Attentat sei er in Rom in zwei Polizei-Razzien hineingeraten - und ihm sei nichts passiert: «Es schien mir als Wink des Schicksals, dass niemand mich von den Schüssen auf den Papst abhalten kann». Vom Schicksal und von einem «mysteriösen Zeichen der Vorsehung» habe auch der Papst bei seinem Besuch im Gefängnis im Dezember 1983 gesprochen: «Bruder, ich habe dir vergeben und bete jeden Tag für dich», habe er ihm damals gesagt.

Ali Agca, der im Juni 2000 nach 19-jähriger Haft in einem italienischen Gefängnis begnadigt wurde und in die Türkei ausreisen konnte, sitzt derzeit in Istanbul in Haft. Dort muss er noch rund sechs Jahre wegen der Ermordung eines Journalisten verbüßen.

Kathpress
24. mai 2002

Mer om: