Johannes Paul II. traf im geistlichen und kulturellen Zentrum Bulgariens mit Ministerpräsident Sakskoburggotski zusammen
Sofia, 25.6.02 (KAP) Eine «Wallfahrt im Hubschrauber» hat Papst Johannes Paul II. am Samstag zum berühmten Rilakloster unternommen. In dem Kloster, das zugleich Symbol des spirituellen und kulturellen Erbes Bulgariens ist, traf der Papst auch mit Ministerpräsident Simeon Sakskoburggotski, dem früheren Zaren, zusammen.
Das von dem Einsiedler Iwan Rilski (876-946) im 10. Jahrhundert begründete Kloster liegt rund 120 Kilometer südlich von Sofia in einem abgelegenen Tal des Rila-Gebirges. Seine Geschichte ist ein Spiegelbil des wechselhaften Schicksals des Landes, das seine Identität im Brennpunkt griechisch-byzantinischer, türkischer und russischer Einflüsse fand.
Nach der Eroberung Bulgariens durch die Türken 1395 wurde auch das Kloster Rila geplündert. Mitte des 15. Jahrunderts zerstörte ein Brand große Teile der Gebäude, wenige Jahrzehnte später erreichten die Mönche von den osmanischen Behörden die Wiederzulassung des Klosters. Im 18. und 19. Jahrhundert war Rila eines der geistigen Zentren der bulgarischen «Wiedergeburt», die sich gegen die türkische Herrschaft im weltlichen und gegen die Unterordnung unter Konstantinopel im kirchlichen Bereich richtete und letztlich zur nationalen Unabhängigkeit sowie einem eigenen orthodoxen Patriarchat führte.
Die zentrale Kirche der Anlage und ein großer Teil der heutigen Gebäude stammen aus dem 19. Jahrhundert. Von unschätzbarem wert sind die in Rila aufbewahrten Reliquien, Ikonen, Handschriften und Inkunabeln aus sieben Jahrhunderten. Unter der kommunistischen Herrschaft wurde das bulgarische Mönchsleben zunächst unterdrückt, 1968 begann eine zaghafte Wiederbelebung. Derzeit zählt die Kommunität acht Mönche. Seit 1983 gehört das Kloster Rila zum Weltkulturerbe.
Kathpress
25. mai 2002