Zu der angekündigten "größten Messe aller Zeiten" soll es nicht kommen
Ciudad de Mexico, 31.5.02 (KAP) Das Programm für den für Ende Juli geplanten Papstbesuch in Mexiko wurde stark gekürzt. Um die Gesundheit des Papstes nicht übermäßig zu strapazieren, wird es demnach doch nicht zu der mehrfach angekündigten "größten Messe aller Zeiten" kommen.
So wird das Hauptereignis der Visite, die Heiligsprechung des indianischen Sehers Juan Diego, nach dem aktuellen Plan nicht auf einem freien Gelände zwischen den Satellitenstädten Ecatepec de Lorelos und Texcoco de Mora stattfinden. Dieser Standort hatte wegen des erwarteten Ansturms von fünf Millionen Menschen Planungspräferenz. Im neuen Programm allerdings soll die Seligsprechung auf dem Platz vor der Basilika von Guadalupe stattfinden. Der Platz fasst rund 100.000 Menschen.
Die Änderungen des Programms teilte der Erzbischof von Ciudad de Mexico, Kardinal Norberto Rivera Carrera, bei einem Pressegespräch mit. Anlass war die Präsentation eines Buches Riveras über Juan Diego.
Derzeitiger Planungsstand ist ein Kurzaufenthalt von Papst Johannes Paul II. in Mexiko von Dienstag, 30. Juli, bis Donnerstag, 1. August. Am 31. Juli ist die Heiligsprechung Juan Diegos vorgesehen, am 1. August die Seligsprechung der Märtyrer Jacinto de los Angeles und Juan Bautista, die im 18. Jahrhundert gelebt hatten. Der Papst will seinen Mexiko-Besuch im Anschluss an einen Guatemala-Besuch abhalten. Erste und wichtigste Etappe des Amerika-Besuchs soll aber der diesmal in Toronto stattfindende Weltjugendtag sein.
Johannes Paul II. hatte im Dezember grünes Licht für die Heiligsprechung des Mexikaners Juan Diego gegeben. Die Papstreise nach Mexiko - es wäre die fünfte - soll auch ein Signal sein: Mexiko ist das zweitgrößte katholische Land der Welt, im Blick auf Glaubenspraxis, Priester- und Ordensnachwuchs steht das Land jedoch heute mit Abstand an der Spitze in der Weltkirche.
Dem Indio Juan Diego (1474-1548), der 1525 getauft wurde, soll 1531 eine "wunderschöne dunkelhäutige Frau" erschienen sein, die sich als die Gottesmutter zu erkennen gab. Sie redete in indianischer Sprache mit ihm und hinterließ ihr Bild auf dem Poncho des Indio.
Das Bild der Muttergottes von Guadalupe ist seitdem Mittelpunkt der größten Wallfahrtsbewegung der Welt. Die dunkelhäutige Madonna ("La Morenita") gilt auch als Symbol für die Armen und Entrechteten. Die 1971 neben der barocken Kirche erbaute neue Basilika von Guadalupe, die das Madonnenbild beherbergt, ist die größte Kirche der Welt.
In einem von der Erzdiözese Ciudad de Mexico geförderten Forschungsprojekt im Vorfeld der Heiligsprechung Juan Diegos mit dem Auftrag, Licht ins Dunkel der Historizitätsfrage zu bringen, sei man auf Nachfahren des Sehers gestoßen, berichteten mexikanische Medien. Im Zusammenhang mit der Ahnenforschung habe sich weiters gezeigt, dass Juan Diego nicht - wie bisher vermutet - ein Indio einfacher Abstammung gewesen sei, sondern dass er ein Edelmann war.
Johannes Paul II. war zuletzt im Jänner 1999 in Mexiko. Die Strapazen, die große Höhe (Ciudad de Mexico liegt 2.300 Meter hoch) und die Klimaunterschiede waren damals allerdings an ihm nicht spurlos vorübergegangen. Der Papst erkrankte in der folgenden Woche an einer besonders schweren Grippe, und seine Erholung danach war keineswegs zufrieden stellend. Ärzte hatten damals auf die großen Gefahren eines schnellen Höhenwechsels ohne ausreichende Akklimatisierung hingewiesen.
Kathpress
31. mai 2002