Veranstalter sind dennoch optimistisch, dass viele Jugendliche in letzter Sekunde ohne Anmeldung anreisen
Vatikanstadt-Toronto, 11.7.02 (KAP) Die Zahl der Anmeldungen zum Weltjugendtag in Toronto bleibt bisher hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Aus dem Päpstlichen Laien-Rat, der das Großereignis vom Vatikan aus betreut, verlautet in Übereinstimmung mit der Kanadischen Bischofskonferenz, dass sich bis Anfang dieser Woche rund 215.000 Jugendliche angemeldet haben. Ursprünglich war mit mindestens 350.000 Teilnehmern gerechnet worden.
Das größte ausländische Kontingent stellen die USA, von wo 52.000 Teilnehmer in rund 2.000 Gruppen ihr Kommen zugesagt haben. Die größte europäische Gruppe kommt mit 18.000 Teilnehmern aus Italien. Aus Deutschland werden 5.000 und aus Österreich etwa 1.000 Teilnehmer in Toronto erwartet. Insgesamt haben Jugendliche aus 170 Ländern ihr Kommen angekündigt.
Um spät Entschlossenen die Teilnahme zu erleichtern, hat das Organisationskomitee die Anmeldefrist für das am 23. Juli beginnende Glaubensfestival verlängert. Die Veranstalter gehen davon aus, dass zahlreiche Teilnehmer, insbesondere aus den USA und aus der Nachbar-Provinz Quebec, auf eigene Faust nach Toronto reisen werden, um an den letzten beiden Tagen des Weltjugendtreffens Papst Johannes Paul II. zu erleben. Zum abschließenden Papstgottesdienst am 28. Juli werden bis zu 750.000 Menschen in Toronto erwartet.
Der Präsident des Päpstlichen Laien-Rates, der US-amerikanische Kurienkardinal Francis Stafford, ist im Vatikan für die Planung und Durchführung der Jugendtage zuständig, bei denen Johannes Paul II. seit Mitte der achtziger Jahre immer wieder Hunderttausende von Jugendlichen zu Begeisterungsstürmen hingerissen hat. Er lässt sich von den bisherigen Zahlen nicht entmutigen und erinnert daran, dass schon beim Weltjugendtag in Denver 1993, den er damals noch als Ortsbischof mitorganisierte, die Zahl der Anmeldungen zunächst nur bei 200.000 lag - am Ende aber kam rund eine halbe Million Menschen, um den Papst zu sehen.
Ähnlich ging es 1997 beim Weltjugendtag in Paris: Die Medien hatten nach flauen Anmeldungszahlen bereits in hämischen Kommentaren einen Flop vorhergesagt, aber am Ende kam eine Million junger Menschen zum Papstgottesdienst.
Trotz dieser ermutigenden historischen Vorgaben räumen die kirchlichen Veranstalter in Kanada ein, dass ihnen die bisher schwachen Anmeldungszahlen zu denken geben. Christina Parsons, Sprecherin des Weltjugendtags von Toronto, bemühte sich in einem Gespräch mit der US-amerikanischen katholischen Nachrichtenagentur CNS um Erklärungen. Sie meinte, die seit dem 11. September 2001 spürbar zurückgegangene Reiselust habe ebenso zu den niedrigeren Zahlen beigetragen wie die Tatsache, dass viele Menschen bis vor kurzem daran zweifelten, ob der Papst wegen seiner schwachen Gesundheit wirklich nach Toronto kommen werde.
Selbst ungewöhnliche Werbeaktionen (Weltjugendtagsteilnehmer gewinnen Flugreisen nach Europa) und eine erhebliche Verlängerung der Anmeldefristen konnten gegen diesen vorauseilenden Pessimismus bisher nicht viel ausrichten.
Ein weiterer Grund für die vergleichsweise bescheidenen Zahlen ist dieser Tage in Rom zu hören: Der Vatikan selbst habe durch eine nicht ganz durchdachte Reiseplanung für den Papst dazu beigetragen, dass eine ursprünglich erwartete große Teilnehmergruppe aus Mexiko und Mittelamerika nicht nach Kanada kommen wird. Denn die Mexikaner und Mittelamerikaner reisen im Zweifelsfall lieber zu den großen Heiligsprechungs-Gottesdiensten des Papstes in Mexiko und in Guatemala, die unmittelbar nach dem Weltjugendtag am 30. und 31. Juli vorgesehen sind.
K200204983
11. juli 2002