Die Heiligsprechung von Pedro de San Jose de Betancur gestaltete sich zu einer lateinamerikanischen Fiesta
«Kathpress»-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko
Ciudad de Guatemala, 31.7.02 (KAP) Vor der bedrohlich wirkenden Rauchfahne des Fuego-Vulkans nahm Papst Johannes Paul II. am Dienstag in Guatemala eine ganz besondere Heiligsprechung vor. Bei einer Messe mit rund 700.000 Gläubigen im Hippodrom von Ciudad de Guatemala erhob er Pedro de San Jose de Betancur (1619-67), den «Freund der Armen und Entrechteten», den «Zeugen der Seligpreisungen der Bergpredigt», zur Ehre der Altäre.
Mit einer bunten Fiesta mit viel temperamentvoller Musik und fast ausgelassener Stimmung begrüßten die Gläubigen den ersten Heiligen Zentralamerikas und natürlich den Papst. Bange Sekunden gab es, als Johannes Paul II. bei der Predigt angesichts der feuchtheißen Luft plötzlich die Stimme versagte. Aber nach mitfühlendem Applaus der Gläubigen setzte er seine Ansprache fort.
Unbeschreiblicher Applaus kam auf, als Johannes Paul II. den seligen Bruder Pedro zu höchsten Kirchenehren erhob. Viele Gläubige waren mehrere Tage unterwegs gewesen, mit dem Bus, streckenweise aber auch zu Fuß, um dabei zu sein. In Sprechchören riefen sie immer wieder: «Johannes Paul II. - ein Freund - Guatemala ist mit dir». Hinter dem Papstaltar hing das riesige Bild des bärtigen, demütigen Franziskaner-Bruders.
Der Papst bezeichnete das Leben Betancurs, der in Guatemala wie auf den Kanarischen Inseln - seiner Heimatregion - bereits seit langem als Heiliger verehrt wird, als «Einladung zur Barmherzigkeit in der heutigen Gesellschaft». Und dafür gebe es nicht nur in Guatemala viele Betätigungsfelder: Kinder ohne Obdach und ohne Erziehung, alleingelassene Frauen, Elend am Rand der Städte, Opfer von organisierter Gewalt, von Prostitution und Drogen. «Das Erbe von 'Hermano Pedro' darf nicht vergeudet werden», rief er den Gläubigen zu.
Mit seinem 25-stündigen Besuch in Guatemala, mit der Heiligsprechung des «Hermano Pedro», dem Solidaritätsappell für die Nachfahren der Urbevölkerung wollte Johannes Paul II. den Friedensprozess in Guatemala fördern und der katholischen Kirche neuen Rückhalt geben. Trotz des Friedensvertrags, der kurz nach dem letzten Papstbesuch 1996 abgeschlossen wurde und den mit 36 Jahren längsten und blutigsten Bürgerkrieg Zentralamerikas beenden sollte, ist das Land von Normalität noch weit entfernt.
Prominentes Opfer der Gewalt war Bischof Juan Gerardi. Er war als Leiter der katholischen Menschenrechtsarbeit im April 1998 erschlagen worden, zwei Tage nach Veröffentlichung eines Berichts über die Verbrechen der Militärdiktatur während des Bürgerkriegs. Darin wird das Militär beschuldigt, für 150.000 Morde und das Verschwinden von 50.000 Personen verantwortlich zu sein. An das Zeugnis des mutigen Kirchenmannes erinnerte Erzbischof Rodolfo Quezada Toruno von Guatemala unter dem Applaus der Menge in seiner Begrüßungsrede. Manche Messbesucher trugen T-Shirts mit dem Aufdruck «Gerardi - du bist nicht von uns vergessen».
Kathpress
31. juli 2002