Ciudad de Mexico, 31.7.02 (KAP) Als ersten Indio in der Kirchengeschichte hat Papst Johannes Paul II. am Mittwoch in Mexiko den Seher von Guadalupe, Juan Diego, heilig gesprochen. An dem Gottesdienst in Guadalupe, dem bekanntesten Marienheiligtum beider Amerikas, nahmen mehrere hunderttausend Menschen teil. Rund 12.000 Gläubige, Priester und Ordensleute, darunter auch 3.000 geladene Indios, fanden in dem Gotteshaus Platz. Die anderen verfolgten die Feier vom Kirchenplatz aus mit.
Die Heiligsprechung Juan Diegos, dem laut Überlieferung 1531 mehrere Male die Muttergottes erschien war, bildete den Höhepunkt der elftägigen Amerikareise des Papstes. Juan Diego gilt als Symbolfigur für die Verwurzelung der katholischen Kirche in Lateinamerika. In dem Subkontinent lebt heute etwa die Hälfte der 1,1 Milliarden Katholiken der Erde.
Vor dem Gottesdienst war der Papst bei der rund einstündigen Fahrt von der Nuntiatur zur Kathedrale im Papamobil von Millionen von Mexikanern begeistert gefeiert worden. Rund 35.000 Polizisten sorgten für Sicherheit und Ordnung. Mehrere Hubschrauber kreisten ständig über dem Fahrtweg und dem Basilikagelände.
Chancengleichheit für Indios
In seiner Predigt solidarisierte sich der Papst mit den Forderungen der Indios nach Chancengleichheit und Respektierung ihrer Kultur. «Mexiko braucht die Indios, und die Indios brauchen Mexiko», rief der Papst unter dem Beifall der Gläubigen. Die legitimen Ansprüche der indigenen Bevölkerung verdienten Unterstützung. «Gott unterscheidet nicht nach Rasse oder Kultur», sagte Johannes Paul II. und rief alle Mexikaner dazu auf, am Aufbau einer gerechteren und solidarischeren Gesellschaft mitzuarbeiten, um Brüderlichkeit und Versöhnung zwischen allen Bürgern des Landes zu verwirklichen.
Den Heiligen Juan Diego bezeichnete der Papst unter dem Beifall von Tausenden von Angehörigen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen aus allen Teilen Amerikas als ein «Modell der vollkommenen Inkulturation des Evangeliums». Die Marienerscheinungen von Guadalupe hätten die Evangelisierung des Kontinents in einer Weise belebt, die alle Erwartungen übertroffen habe. Dieses Ereignis habe die wichtigen Elemente der indigenen Kultur aufgenommen und ihnen den endgültigen Sinn im Blick auf das Heil des Menschen gegeben.
Kathpress
31. juli 2002