Der aus Deutschland stammende Arzt Friedrich Joseph Haass war im Russland der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der «Engel der Gefangenen»
München-Moskau, 8.1.02 (KAP) Mit der Bitte um Seligsprechung des in Moskau tätig gewesenen deutschen Arztes Friedrich Joseph Haass (1780 bis 1853) hat sich der Geschäftsführer des katholischen Osteuropa-Hilfswerks «Renovabis», P. Dietger Demuth, an Papst Johannes Paul II. gewandt. Der aus Münstereifel stammende Mediziner habe sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Russland vorbildhaft für die Armen und Unterdrückten eingesetzt und habe damit ein Beispiel der Nachfolge Jesu gegeben, so «Renovabis». Haass ist in Moskau unvergessen, er wird bis heute von orthodoxen und katholischen Christen als «heiliger Doktor» verehrt. Der Schriftsteller Lew Kopelew hat Haass in den achtziger Jahren unter dem Titel «Der heilige Doktor Fjodor Petrowitsch» eine Biografie gewidmet.
Haass war in Moskau Mitglied der Gefängniskommission. Der «tiefgläubige Katholik» setzte sich für eine Humanisierung der Behandlung von Strafgefangenen ein. Für diejenigen, die nach Sibirien deportiert wurden, habe er Erleichterungen erwirkt. So ließ Haass kranke Häftlinge, die von Moskau aus die Reise nach Sibirien antreten mussten, zunächst im Gefängniskrankenhaus gesund pflegen lassen. Er ließ die schweren Eisenfesseln durch die leichteren und mit Leder ausgepolsterten Fesseln ersetzen und erreichte, dass die halbseitige Kopfrasur abgeschafft wurde. Auf sein Betreiben wurde ein Beauftragter für die Gefangenen eingesetzt.
Kathpress
8. januar 2003