Bischof in Saratow verweist auf «schwierige Situation» durch das neue russische Ausländergesetz
Moskau, 8.1.02 (KAP) Der katholische Bischof im südrussischen Saratow, Kliment Pickel, rechnet mit weiteren Schwierigkeiten für die Katholiken in Russland. Bei der Umsetzung des seit November geltenden russischen Ausländergesetzes gebe es eine «gefährliche Lücke», sagte Pickel - der selbst deutscher Staatsangehöriger ist - in einem Interview mit der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. Für die nächsten Wochen erwarte er eine «schwierige Situation», da ausländische Priester nach Ablauf ihres Visums ausreisen müssten und die Möglichkeit ihrer Wiedereinreise noch nicht geklärt sei. Ende dieser Woche tritt der neue Vatikan-Botschafter bei der Russischen Föderation, Erzbischof Antonio Mennini, sein Amt an. Pickel zeigte sich zuversichtlich, dass der Nuntius - der früher in Sofia tätig war - als guter Kenner der Orthodoxie «manches wieder in die Wege leiten» könne.
Pickel sprach von «Funkstille» im Verhältnis zwischen Rom und dem Moskauer Patriarchat. Schon zwischen einfachen orthodoxen und katholischen Geistlichen gebe es «so gut wie keine Kontakte», da dies für orthodoxe Gesprächspartner «offensichtlich ein Risiko» bedeute. Für jemanden, der nach Einheit und Dialog der Christen suche, stehe deshalb «alles auf Null». Der 41-jährige Bischof berichtete, zum vergangenen Weihnachtsfest und Neujahrstag zum ersten Mal überhaupt keine Glückwünsche von Vertretern der russisch-orthodoxen Kirche bekommen zu haben. Das sei «wahrlich kein gutes Zeichen».
Der aus der Diözese Dresden/Meißen stammende Pickel sagte, er sei als Bischof vor den Behörden Russlands «praktisch niemand», da seine Diözese staatlich nicht registriert sei, obwohl ihre Geschichte ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Mit dem neuen Ausländergesetz habe sich die Zuständigkeit für die Einladung von Ausländern vom Außen- auf das Innenministerium verlagert. Daher sei die örtliche Polizei zuständig, die aber immer noch keine Ausführungsbestimmungen habe. So gebe es noch nicht einmal Formulare, nach denen Ausländer eingeladen werden dürften.
Alle 40 Priester seiner Diözese seien Ausländer und damit auf ein Visum angewiesen. Bei einigen laufe das Visum noch in diesem Winter aus. «Wir wissen nicht, was in den nächsten Wochen passiert», meinte Bischof Pickel. In der Visafrage müsse die Kirche derzeit Kraft vergeuden, die sie eigentlich für ihre seelsorgliche Arbeit brauche.
Kathpress
8. januar 2003