Moskau, 24.1.03 (KAP) Neun Monate nach den ersten kirchlichen Hinweisen auf den Missbrauch einer Wohnung im Besitz der Minoriten als Bordell hat die Moskauer Polizei die fragliche Immobilie besichtigt. «Sie wollten eben zeigen, dass sie etwas tun», sagte der Anwalt der russischen Minoriten, Anatoli Pschelintsew, der katholischen US-Nachrichtenagentur CNS. Er glaube allerdings nicht, dass es noch zu weiteren Ermittlungen komme, zumal die Prostituierten die Wohnung auf Klagen des Ordens hin bereits im Oktober verlassen hätten.
Der Obere der Minoriten, P. Grigorij, mutmaßte, die verspätete Aktion stehe in Zusammenhang mit einer formellen Anordnung der russischen Staatsduma. Staatsanwaltschaft und Polizei waren laut CNS zu keiner Stellungnahme bereit.
Die Tageszeitung «Komsomolskaja Prawda» und der Fernsehsender «Kanal eins» hatten Anfang Oktober berichtet, in einer ordenseigenen Wohnung sei mit Duldung der Minoriten ein Bordell eröffnet worden. Fotos von einer leicht bekleideten vermeintlichen Nonne sollten dies belegen. Tatsächlich hatte die Gemeinschaft die Wohnung im Sommer 2001 nach eigenen Angaben an eine Privatperson vermietet, die erklärte, die Räume für karitative Zwecke nutzen zu wollen. Nachbarn hätten sich kurz darauf beschwert, dass dort ein Bordell betrieben werde. Im April 2002 habe die Ordensleitung mit Hilfe der Polizei erfolglos versucht, die Bewohner vor die Tür zu setzen.
Rüge des Presserates
Ende Dezember hatte der russische Presserat die betreffenden Medien wegen Verleumdung gerügt und eine öffentliche Entschuldigung bei den Minoriten gefordert. Die Beiträge verletzten offen die Gefühle der Katholiken und vermischten bewusst verleumderische Elemente mit der Realität, hieß es in der Entscheidung. Dies sei renommierter Medien unwürdig. P. Grigorij sagte, das Urteil habe keine rechtliche, aber dafür moralische Bedeutung.
Kathpress
24. januar 2003