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Publisert 5. juni 2003 | Oppdatert 5. juni 2003

Seine 100. Auslandsreise führt Johannes Paul II. vom 5. bis 9. Juni auch nach Ostslawonien, wo der Krieg im Gefolge des Zerfalls Jugoslawiens besonders heftig geführt worden war - Reverenz für den Vorkämpfer der slawischen Kircheneinheit, Bischof Strossmayer

Zagreb, 3.6.03 (KAP) Papst Johannes Paul II. bricht am Donnerstag, 5. Juni, zu seiner 100. Auslandsreise auf, die ihn nach Kroatien führt. Bei seiner Visite, die bis 9. Juni dauert, wird der Papst ökumenische Akzente in Richtung der serbischen Orthodoxie setzen und jene Kräfte in Kroatien stärken, die ihr Land möglichst rasch in die Europäische Union führen wollen. Auf dem Besuchsprogramm stehen die Adria-Städte Rijeka, Zadar und Dubrovnik sowie die Städte Osijek und Djakovo in Ostslawonien. Dieses Grenzgebiet war im Bürgerkrieg 1991-95 schwer in Mitleidenschaft gezogen worden.

Johannes Paul II. wird am 7. Juni in Osijek mit Repräsentanten der serbisch-orthodoxen Kirche zusammentreffen. In Djakovo wird der Papst die dortige Kathedrale aufsuchen. Das Gotteshaus wurde von Bischof Josip Juraj Strossmayer (1815-1905) errichtet. Strossmayer hatte als Bischof von Djakovo und geistiger Vordenker des späteren vereinten Jugoslawien im 19. Jahrhundert versucht, eine Einigung von katholischer und orthodoxer Kirche im gesamten Gebiet der Südslawen über den Weg größerer Selbständigkeit der Teilkirchen zu erreichen.

Verfechter der südslawischen Identität

Deswegen trat Strossmayer aus lehrhaften und praktischen Gründen gegen eine Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit auf dem Ersten Vatikanischen Konzil auf. Er sah in der Dogmatisierung ein Hindernis für eine Kirchenunion. Als letzter österreichischer Bischof nahm er das Dogma erst 1872 an.

Der Bischof betrieb als Verfechter der südslawischen Identität auch die Befreiung Kroatiens von der österreichisch-ungarischen Bevormundung. Nachdem er 1860 Mitglied des verstärkten Reichsrates geworden war, trat er für eine föderative Struktur des Reiches und damit auch für eine weitgehende Autonomie Kroatiens innerhalb der Habsburger-Monarchie ein. Von der «Auslieferung» Kroatiens an die Budapester Herrschaft nach dem «Ausgleich» von 1867 war er tief enttäuscht. Sein religiös geprägter Panslawismus brachte Strossmayer in Gegensatz zum nationalkroatischen Politiker Ante Starcevic (1823-96), der ein Großkroatien postulierte. Neben dem Stammland sollte es auch Bosnien umfassen und im Verband der Monarchie mit Ungarn gleichberechtigt sein.

Auf Strossmayer gehen auch die Akademie der Wissenschaften und Künste und die Strossmayer-Galerie in Zagreb zurück. Die heutige Universität in Osijek trägt ebenfalls seinen Namen.

Nach seinem Theologiestudium in Djakovo und Budapest hatte Strossmayer seinen Doktortitel in Wien erworben. Von 1847 bis 1849 war er Kaplan am kaiserlichen Hof und Spiritual am «Frintaneum» in Wien. Im Jahre 1849 wurde er zum Bischof von Djakovo ernannt. Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit Papst Leo XIII. Nachdem dieser am 30. September 1880 die Enzyklika «Grande munus» zu Ehren der Slawenapostel Kyrill und Method veröffentlicht hatte, führte Strossmayer eine Dankdeputation der Slawen nach Rom an. Seine Berufung in das Kardinalskollegium wurde durch das Veto des kaiserlichen Hofes verhindert.

Strossmayers Grab befindet sich in der Krypta der Kathedrale von Djakovo. Der Papst konnte bei seinen bisherigen zwei Besuchen in Kroatien - 1994 und 1998 - Ostslawonien nicht bereisen. Wenn der Papst nun einen «Privatbesuch» in dem Gotteshaus absolviert, kann davon ausgegangen werden, dass er auch dieser bedeutenden Bischofsgestalt seine Reverenz erweist.

Geschichtlich war Slawonien oft ein Spielball der Mächte. Im 17. Jahrhundert verlief quer durch das heutige Slawonien die Grenze zwischen dem habsburgischen Machtbereich und dem Osmanischen Reich. Deutschsprachige und serbische Zuwander bestimmten im 18. und 19. Jahrhundert das kulturelle und wirtschaftliche Leben in weiten Teilen der Region. Sie waren nach der Befreiung von der türkischen Herrschaft von den Österreichern angesiedelt worden. Strossmayer entstammte einer dieser Familien.

Unter dem Zerfall Jugoslawiens hatte Slawonien sehr zu leiden. Der Krieg der neunziger Jahre wütete vor allem in diesem Bereich; Symbolort dafür war Vukovar. Vor dem Krieg stellten die Serben je nach Region bis zu 50 Prozent der Bevölkerung. 1995 wurde Ostslawonien unter dem damaligen Präsidenten Franjo Tudjman von kroatischen Truppen zurück erobert.

Auch heute sind die Wunden nicht verheilt, auch wenn ein - allerdings nur kleiner - Teil der serbischen Familen wieder zurückgekehrt ist. Die katholische Kirche Kroatiens und die serbisch-orthodoxe Kirche setzen seit einigen Jahren bewusst auf Versöhnung. Unter anderem beten im November des Vorjahrs Bischöfe beider Seiten gemeinsam in der Kathedrale von Djakovo und suchten anschließend das Grab von Bischof Strossmayer auf.

Johannes Paul II. wird seine Kroatien-Visite auf der Insel Krk beginnen, wo sich der Flughafen der Hafenstadt Rijeka befindet. Den Weg über das Wasser nach Rijeka wird er auf einem Katamaran zurücklegen. Es ist das erste Mal, dass der Papst per Schiff an einem Reiseziel ankommt.

Nach der Landung im Hafen von Rijeka ist am Donnerstagabend ein Treffen des Papstes mit dem kroatischen Staatspräsidenten Stipe Mesic geplant. Am Freitag wird Johannes Paul II. mit dem Flugzeug nach Dubrovnik reisen. Dort steht die Seligsprechung von Schwester Marija Petkovic im Mittelpunkt. Nach der Visite in Ostslawonien am Samstag folgt am Sonntag eine Heilige Messe in Rijeka, ein Treffen mit dem kroatischen Regierungschef, sowie ein privater Besuch im Marienheiligtum von Trsat über Rijeka. Am Montag schließt ein Zwischenstopp in der historischen dalmatinischen Hauptstadt Zadar mit einem Wortgottesdienst zur Mittagszeit das Programm ab.

Kathpress
3. juni 2003

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