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Publisert 20. juli 2003 | Oppdatert 20. juli 2003

Neueste Zahlen belegen, dass Euthanasiepraxis in den Niederlanden weitgehend der staatlichen Kontrolle entglitten ist

München, 17.7.03 (KAP) Die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe in den Niederlanden hat nach Ansicht Münchner Wissenschaftler ihr Ziel verfehlt. Statt einer kontrollierten Euthanasiepraxis habe die Duldungspolitik des Staates einen «nicht mehr aufzuhaltenden Missbrauch» bis hin zum Mord in Gang gesetzt, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten Beitrag von Fuat Oduncu und Wolfgang Eisenmenger in der «Süddeutschen Zeitung». Oduncu ist Medizinethiker, Eisenmenger Direktor des Instituts für Rechtsmedizin an der Universität München.

Als skandalös bezeichnen die Autoren die unlängst im Internet veröffentlichen neuesten Zahlen zur Euthanasiepraxis in den Niederlanden. Sie belegten nicht nur, dass die Sterbehilfe weitgehend staatlicher Kontrolle entzogen werde, in vielen Fällen werde auch der Patientenwille missachtet. «In der Praxis ist der schwer kranke Patient dem Arzt ausgeliefert, wenn die Angehörigen nicht einschreiten», heißt es in dem Beitrag. Laut Oduncu und Eisenmenger melden die meisten niederländischen Ärzte ihre Euthanasiefälle nicht und fälschen stattdessen den Totenschein. Dies täten fast alle Ärzte, die öfter als drei Mal im Jahr aktive Sterbehilfe leisteten. Auch werde nur selten ein Kollege konsultiert. Damit würden praktisch alle gesetzlichen Sorgfaltskriterien «rigoros übergangen».

«Unfreiheit zum Leben»

Den Autoren zufolge begünstigt die Freigabe der Euthanasie den Missbrauch, statt ihn zu verhindern. Durch die Legalisierung gerieten zwangsläufig immer mehr unheilbar kranke Menschen und ihre Angehörigen unter Druck. Oduncu und Eisenmenger berichten von einem Fall, in dem eine Frau ihren Ehemann nicht mehr länger versorgen wollte. Sie habe ihn vor die Wahl zwischen Euthanasie und Pflegeheim gestellt. Der Mann habe den Tod gewählt und der Arzt trotz Kenntnis dieser Lage aktive Sterbehilfe geleistet. Ein solches Verlangen nach Euthanasie könnte man nicht freiwillig nennen. Faktisch werde so aus der von den Befürwortern der aktiven Sterbehilfe idealisierten «Freiheit zum Tode» eine «Unfreiheit zum Leben».

Die beiden Mediziner stellen dieser «ethisch nicht zu rechtfertigenden» Praxis das Konzept der Hospize und Palliativmedizin entgegen. Die dortigen Erfahrungen belegten, dass Kranke ihren bevorstehenden Tod um so mehr annehmen, je mehr ihnen menschliche Begleitung und effektive Schmerzstillung zuteil werde. Euthanasie sei daher weniger eine Hilfe als eine Verweigerung medizinischer und menschlicher Zuwendung.

Kathpress
17. juli 2003