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Publisert 29. mars 2004 | Oppdatert 30. mars 2004

Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden in «Furche»-Interview: Mangelnde Sensibilität gegenüber Antijudaismen in Jesus-Film ist «sehr enttäuschend»

Wien, 16.3.04 (KAP) Als «sehr enttäuschend» hat Prof. John T. Pawlikowski, Professor für katholisch-jüdische Studien in Chicago und Präsident des Internationalen Rates der Christen und Juden (ICCJ), die mangelnde Sensibilität vieler Christen gegenüber den Antijudaismen in Mel Gibsons Jesus-Film bezeichnet. «Die Passion Christi» ordne die Verantwortung für den Tod Jesu der jüdischen Führung im Verein mit dem jüdischen Mob zu, Pilatus werde als ein von den Juden erpresster Schwächling dargestellt. «Die theologische Botschaft des Films ist das Jahrhunderte alte Stereotyp christlicher Theologie, nach dem das nachbiblische Judentum eine unauthentische Religion ist», kritisierte Pawlikowski in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung «Die Furche». Bis hin in die «furchtbare» Darstellung «jüdischer» Physiognomien habe der Gibson-Film eine bedauerliche Schlagseite: «Es gibt keine ausreichenden Argumente derer, die behaupten, der Film sei nicht antisemitisch oder antijüdisch».

Für Pawlikowski macht der Film offenkundig, dass die kirchliche Wertschätzung des Judentums und die Absage an den Antijudaismus Früchte des Zweiten Vatikanischen Konzils sind, die in Vergessenheit gerieten: «Ich bin enttäuscht darüber, wie viele Geistliche, die mit ihren Gemeinden in den Film gehen, weder ein elementares Verständnis dessen, was die Kirche heute lehrt, noch ein historisches Wissen über christlichen Antisemitismus haben». Nach Ansicht des Präsidenten des Internationalen Rates der Christen und Juden habe «Die Passion Christi» das Potenzial, das christlich-jüdische Gespräch zu «unterminieren». Weniger auf Grund des Filmes selbst, sondern durch das «beinah weltweite Schweigen der Kirchenleitung» zu seiner Tendenz. Dies würde viele jüdische Führungspersönlichkeiten viel mehr enttäuschen, so Pawlikowski. Sein Fazit: «Wir müssen feststellen, wie wenig die Dokumente des Konzils und die späteren Aussagen über die christlich-jüdischen Beziehungen - sowohl auf katholischer als auch auf protestantischer Seite - wirklichen Einfluss auf die Gläubigen haben».

Der US-Theologe vertrat die Ansicht, dass die Katholiken, die Gibson von Anfang an unterstützt haben, zugleich auch Kritiker des Konzils seien. Somit sei das Echo auf den Film «auch Teil der innerkatholischen Auseinandersetzung über das Zweite Vaticanum und die Richtung des nächsten Pontifikats».

Kritik übte Pawlikowski auch daran, dass die Kirchenleitung hinnimmt, dass Gibson die moderne Bibelwissenschaft «vollkommen desavouiert»: «Auch dazu sagt niemand etwas, obwohl die katholische Kirche die moderne Bibelwissenschaft unterstützt». Jeder Bibelwissenschafter, den er kenne, lehne die Darstellung dieses Films ab. Pawlikowski lehnt auch die ausufernde Gewalt bei Gibsons Jesu-Film ab: «45 Minuten pure Gewalt! So hat das klassische Christentum das Bild Jesu bei der Kreuzigung nicht gezeichnet! Ja, er hat gelitten. Aber es gab wenig Augenmerk auf dieses blutige Zeug, das Gibson darstellt».

Kathpress
16. mars 2004

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