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Publisert 29. mars 2004 | Oppdatert 30. mars 2004

«Entbehrliches Werk», aber «keine pauschale Abwertung» - Positiv ist, dass der Film der Verharmlosung des Kreuzes entgegenwirkt

Bern, 22.3.04 (KAP) Die Medienstellen des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und der Schweizer Bischofskonferenz bezeichnen den Gibson-Film «The Passion of the Christ» als ein entbehrliches Werk, das nicht zu hoch gewertet werden sollte. Historisch sei das Werk unzuverlässig und in weiten Teilen problematisch. Eine pauschale Abwertung sei jedoch nicht angezeigt. Der Film führe mit drastischen Mitteln vor Augen, «dass die Kreuzigung eine bestialische Form der Tötung war». Das Positive daran: Es werde ins Bewusstsein gerückt, dass das Kreuz nicht zuerst ein (womöglich beliebiges) Symbol sei, dessen Herkunft man nicht kenne und auch nicht zu kennen brauche, und schon gar nicht ein Schmuckstück, sondern ein Folter- und Tötungsinstrument. Eine positive Wirkung könne sein, dass der Film die Menschen animiert, sich wieder einmal mit den Texten der Evangelien auseinander zu setzen.

Gegen eine Verfilmung von biblischen Stoffen sei grundsätzlich nichts einzuwenden, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Kirchen in der Schweiz. Die Bibel sei Teil der Weltliteratur. Das Alte und das Neue Testament würden vielfach als Quelle für Verfilmungen gebraucht. Mel Gibsons «The Passion of the Christ» stehe in einer Tradition. Ein Film könne indessen nicht den Anspruch erheben, historisch authentisch zu sein, auch wenn er auf historischen Recherchen beruhe und sich eng an die literarische Vorlage der Passionsberichte halte.

Die unterschiedlichen Passionsberichte der vier Evangelien selber «erheben auch nicht den Anspruch, darzustellen, wie es war», wird in der Erklärung betont. Sie enthielten theologische Deutungen und Akzentuierungen und dürften nicht als Zusammenstellung von Fakten gelesen werden. «The Passion of the Christ» sei die Verfilmung biblischer Literatur, und als solche ein Gemisch von Interpretationen, Fantasie, Ausschmückung, Vergröberung, Auswahl und Akzentuierungen, bearbeitet mit den modernsten technischen Mitteln des 21. Jahrhunderts. Insofern könne auch Gibson nicht den Anspruch erheben, historisch authentisch zu sein.

Verkürztes Christusbild

Theologisch sei der Film daran zu messen, ob es ihm gelinge, die theologischen Hintergründe aufzuzeigen. Christus ist «für uns» in den Tod gegangen, sei der Kern der neutestamentlichen Interpretation des Leidens und Sterbens Jesu Christi. Ob «entkirchlichte», «entchristlichte» und säkularisierte Menschen diese Botschaft verstehen können, sei mehr als fraglich, schreiben die Kirchen. Theologisch problematisch sei die Verkürzung des Christusbildes auf den leidenden Christus. Die Passion sei nicht das einzige Profil, das die vier Evangelien von Jesus zeigen: «Jesus ist auch ein grosser Lehrer und Thora-Interpret, seine Botschaft enthält starke politische und soziale Impulse, er zeigt einen Gott der Liebe und der Vergebung. Es stellt sich die Frage, wem mit einem derart verkürzten Christusbild, wie es im Film dargestellt wird, gedient ist».

Wie viel Gewalt?

Ob die ausführlichen und ins Zentrum gerückten Gewaltszenen wirklich nötig seien, sei eine andere Frage. Das Leiden Christi wurde zu allen Zeiten mit den Mitteln dargestellt, die verfügbar waren, ob in der bildenden Kunst oder in szenischen Aufführungen. Der geschundene und blutüberströmte Christus mit der Dornenkrone aus dem Mittelalter wirke lediglich auf «moderne» Menschen nicht brutal, weil deren Reizschwelle beträchtlich höher sei.

Problematisch an den Gewaltszenen sei, dass durch die Übertragung vom Medium Literatur in das Medium Film mit seinen Eigengesetzlichkeiten eine Vergröberung stattfinde. Die Passionsberichte der Evangelien beschrieben Folter, Gewalt und Leiden mit Worten, und auch das sehr zurückhaltend.

Durch die anschauliche Darstellung im Film werde das in den Texten Angelegte verdichtet, verbindlich konkretisiert und in einer Weise zugespitzt, die keine Alternativen zulasse. Theologisch müsse gefragt werden: Muss ein Mensch, der sich der Passionsgeschichte Christi stellen will, zwingend Gibsons Umsetzung in realistische, dank modernsten technischen Mitteln so echt als nur möglich wirkende Gewaltszenen akzeptieren? Wäre dasselbe Ziel, eine aktive Auseinandersetzung mit Leiden und Sterben Christi, nicht auch - vielleicht besser - mit weniger Gewalt zu erreichen? Eine theologische Legitimation, Grausames realistisch darzustellen, gebe es nicht.

Problem Antisemitismus

Antisemitismus sei dann gegeben, wenn Stereotypen, die sich in der Geschichte als wirksam und gefährlich erwiesen haben, aufgenommen und reproduziert werden. Auch das bloße Zitieren der Bibel könne antisemitisch sein. Von eben dieser Gefahr sei auch der Film nicht frei. Es gebe Dinge, die nach der Shoah nicht mehr gesagt werden dürfen, ohne dass sie gleichzeitig kommentiert, historisch eingeordnet und relativiert werden. Das Argument, es würden in «The Passion of the Christ» nur Bibeltexte verwendet, schütze nicht vor dem Antisemitismus-Vorwurf. Das vulgäre «Christusmörder-Klischee» - «die Juden» sind für den Tod Jesu verantwortlich - sei bis heute nicht verschwunden. Alles, was heute die kollektive Schuldzuweisung an die Juden stütze, sei unter allen Umständen zu unterlassen; auch wenn es im Zitieren von Bibelversen bestehe.

In der Rezeptions- und Auslegungsgeschichte der Evangelien sei über Jahrhunderte hinweg Grausames mit den biblischen Texten legitimiert und gefördert worden. Es sei daher die theologische Verantwortung der Kirchen, solchem entschieden entgegenzutreten und es zu verhindern. Entsprechendes müsse auch für den Regisseur Gibson gelten, wenn er sich mit biblischen Texten befasst. Eine bloße verbale Distanzierung genüge nicht, wenn der Film selber nicht eindeutig genug spricht.

Kathpress
22. mars 2004

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