Metropolit Staikos: Bukarest-Besuch des Papstes "Meilenstein"
Kritik an der "Respektlosigkeit, mit der die Regierungen den Aufruf des Papstes zu einer österlichen Waffenruhe ignoriert haben" - Situation in Serbien "deprimierend"
Wien, 9.5.99 (KAP) Der Wiener griechisch-orthodoxe Metropolit Michael Staikos hat am Sonntag im TV-Magazin "Orientierung" den Besuch Papst Johannes Pauls II. in Bukarest als "Meilenstein" bezeichnet. Es sei das erste Mal, daß der Papst ein orthodoxes Land besuche: "Das könnte ein Durchbruch sein". Der Papstbesuch in Rumänien sei besonders wichtig, weil er "Zeugnis für das gemeinsame Europa" ablege; in diesem gemeinsamen Europa müßten auch die Barrieren zwischen den Konfessionen überwunden werden.
Im Hinblick auf die Auswirkungen des Papstbesuchs auf den Balkankrieg sagte Staikos, die Möglichkeiten der Kirchen seien beschränkt. Der Metropolit erinnerte an die "Respektlosigkeit, mit der die Regierungen den Aufruf des Papstes zu einer österlichen Waffenruhe ignoriert haben". Trotzdem müßten die Kirchen immer wieder mahnen und daran erinnern, daß es Prinzipien gibt, die mehr gelten als Machtpolitik und wirtschaftliche Interessen.
Zu seinem eigenen jüngsten Belgrad-Besuch sagte der Wiener griechisch- orthodoxe Metropolit in der "Orientierung", es sei seine Aufgabe gewesen, gemeinsam mit dem Pariser Metropoliten der Kirche Serbiens die "Sympathie und Solidarität nicht nur des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I., sondern der gesamten Weltorthodoxie zu übermitteln". Die Situation bezeichnete Staikos als "deprimierend". Patriarch Pavle I. und seine Gläubigen seien durch die "Bomben der Verleumdung" gegen die serbische Kirche und das ganze serbische Volk womöglich noch mehr getroffen als durch die militärischen Bomben. Der serbisch-orthodoxe Patriarch - der selbst lange Zeit Bischof im Kosovo war - habe ihm gegenüber die Sorge seiner Kirche sowohl um das Schicksal der Flüchtlinge als auch der Bombenopfer betont. Enttäuschend sei für die serbische Kirche, daß es keine konkrete Hilfe von den Schwesterkirchen des Westens gebe.
Er habe den Eindruck, daß die von der NATO ins Treffen geführte "Bekämpfung eines Diktators und die Sorge um die Menschenrechte" Vorwände seien, unterstrich der Metropolit. Tatsache sei, daß "schuldlose Opfer barbarischer Bombardements für die Taten eines Politikers zahlen sollen". (ende)
KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)