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Publisert 13. september 1999 | Oppdatert 13. september 1999

Vatikan verfolgt mit größter Sorge Drama in Osttimor

Papst empfing Bischof Belo zu Privataudienz in Castelgandolfo - Für die Kirche steht die Kontinuität einer der wenigen Enklaven mit katholischer Mehrheit in Asien steht auf dem Spiel

Vatikanstadt-Jakarta, 13.9.99 (KAP) Der Vatikan verfolgt mit größter Sorge das Drama in Osttimor. In dem Territorium ist nicht nur das Überleben einer kleinen Gemeinschaft von 800.000 Menschen, die den Wunsch zur Bildung einer unabhängigen Nation geäußert hat, auf dem Spiel, sondern auch die Kontinuität einer der wenigen Enklaven mit katholischer Mehrheit auf dem asiatischen Kontinent. Nur die Philippinen sind in gleichem Ausmaß wie Osttimor katholisch geprägt.

Papst Johannes Paul II. empfing am Montag nachmittag den osttimoresischen Bischof und Friedensnobelpreisträger Carlos Belo zu einer Privataudienz. Belo landete um 12.30 Uhr von Lissabon kommend in Rom. Das Treffen fand in der päpstlichen Sommerresidenz Castelgandolfo statt. Bei Redaktionsschluss lagen noch keine Einzelheiten über die Unterredung vor.

Mit scharfen Worten hatte der Papst am Sonntag die Gewalttaten auf Osttimor und die dahinter stehenden politischen Absichten verurteilt. In einer Ansprache beim Angelusgebet sagte Johannes Paul II. in Castelgandolfo, in Osttimor herrsche "brutale Gewalt", die auch gegen die katholische Kirche wüte. Es würden schwere Menschenrechtsverletzungen verübt in dem letztlich sinnlosen Versuch, den freien Willen eines Volkes auszulöschen.

Der Papst fügte hinzu, er könne nicht verschweigen, dass er "zutiefst verbittert" sei über diese abermalige "Niederlage jeglicher Menschlichkeit" und darüber, dass in Osttimor "erbarmungslos gemordet und zerstört" werde. Johannes Paul II. appellierte an die "militärisch und politisch Verantwortlichen" und an die internationale Gemeinschaft, den Schrei der Schwachen zu hören und ihnen umgehend zu Hilfe zu eilen.

Kardinal-Staatssekretär Angelo Sodano forderte am Samstag in einem "Repubblica"-Interview ein Einschreiten der internationalen Gemeinschaft, um die Gewalt in Osttimor zu beenden. Indonesien und die Staatengemeinschaft müssten einen Weg finden, um den legitimen Ansprüchen der Bevölkerung von Osttimor zu entsprechen. Sodano kündigte an, der Heilige Stuhl werde alles in seiner Macht stehende tun, um zu einem Waffenstillstand beizutragen.

Der Kardinal rief gleichzeitig die Katholiken in aller Welt zum Gebet und zur Einigkeit im Eintreten für Osttimor auf. Dies sei angesichts der dramatischen Entwicklung auf der Insel das Gebot der Stunde.

Die Äußerungen des aus Dili geflohenen Bischofs Belo, der angesichts der Gewalttaten von einem legitimen Recht der Osttimoresen auf Selbstverteidigung mit Waffen gesprochen hatte, wollte Sodano nicht kommentieren. Entscheidend sei in dieser Situation die Einigkeit der katholischen Kirche, betonte Sodano.

wt: Kampf gegen die Kirche

Der vatikanische Außenminister Jean-Louis Tauran sprach im italienischen Fernsehen von einem "neuen Völkermord, der auch die katholische Kirche nicht verschont". Tauran wörtlich: "Wir haben in den vergangenen Tagen in Osttimor die Verletzung der grundlegendsten Menschenrechte gesehen." Niemand könne angesichts der Massaker gleichgültig bleiben, so der Erzbischof.

Der osttimoresische Bürgerrechtler und Friedensnobelpreisträger Jose Ramos Horta warf dem indonesischen Militär vor, einen regelrechten "Religionskrieg gegen die katholische Kirche" zu führen. Kein Timorese, auch nicht der schlimmste Kriminelle würde einen Priester oder eine Ordensfrau angreifen oder das Haus eines Bischofs abbrennen, erklärte Ramos Horta. Selbst bei der Invasion Osttimors durch Japan während des Zweiten Weltkriegs sei das Bischofshaus nicht angegriffen worden. Nach Ramos Hortas Überzeugung findet "ein Frontalangriff auf katholische Institutionen" statt. Die portugiesische Nachrichtenagentur Lusa bezifferte die Zahl der Opfer unter dem Klerus auf mindestens 40.

Nach Angaben des Apostolische Nuntius in Jakarta, Erzbischof Renzo Frantini, befindet sich der Bischof von Baucau, Basilio Do Nascimento, "in Sicherheit". Derzeit stünde er in Baucau unter Polizeiaufsicht. Do Nascimento musste - so wie Belo - fliehen, nachdem sein Haus gestürmt worden war.

Belo begrüßt Habibies Einlenken

Bischof Belo bewertete am Sonntag in Lissabon die Zustimmung des indonesischen Präsidenten Jusuf Habibie zur Entsendung von Friedenstruppen nach Osttimor als "mutige Entscheidung" und rief die Bevölkerung der Provinz zu Versöhnungsbereitschaft auf. Er hoffe, so Belo, dass die Stationierung einer UNO-Truppe in den nächsten Tagen erfolgen könne. Die indonesische Armee solle sich gleichzeitig aus Osttimor zurückziehen und die Menschen dort in Frieden leben lassen.

Im britischen Rundfunk BBC sagte Belo - allerdings vor dem Einlenken Habibies -, das indonesische Militär sei für das Morden in seiner Heimat verantwortlich. Verteidigungsminister und Armeeoberkommandierender General Wiranto müsse deshalb vor einen internationalen Gerichtshof gestellt werden. Die Gewalttaten in der ehemaligen portugiesischen Kolonie würden von den höchsten Generälen in Jakarta orchestriert. Ziel sei es, "einem historischen Ereignis ein Ende zu bereiten". Wiranto müsse noch vor dem Chef der Milizen verurteilt werden, so der Bischof. Er berichtete, dass er im Kugelhagel aus Dili geflohen sei. Es bedürfe keiner weiteren Beweise, dass das Leben aller Osttimoresen bedroht sei.

Belo war am Freitagabend unter dem Jubel Hunderttausender Menschen nach seiner Flucht in Lissabon empfangen worden. Am Flughafen wurde er vom portugiesischen Präsidenten Jorge Sampaio, Premier Antonio Guterres und Vertretern aller Parteien begrüßt. Bei der Fahrt vom Flughafen in die Stadt jubelten ihm die Einwohner mit weißen Tüchern zu. Es war die größte Menschenansammlung in Portugal seit der "Nelkenrevolution" am 5. April 1974. "Timor stirbt, Portugal weint, Indonesien mordet, die UNO schauen zu" stand auf einem der zahllosen Transparente.

Deutscher Jesuit getötet

Die Indonesische Bischofskonferenz rief die Gläubigen in aller Welt am Sonntag auf, einen "Tag des Gebets und Gedenkens für die Opfer der Gewalttaten auf Osttimor" zu halten. In einer in Jakarta veröffentlichten Botschaft beklagen die Bischöfe die "systematischen Massaker an der Bevölkerung in Osttimor" und die Zwangsdeportationen. Hunderte von Timoresen seien verletzt oder getötet worden.

Unter den in Osttimor getöteten Priestern und Ordensleuten ist auch der 70-jährige bayrische Jesuitenpater Karl Albrecht. In der Nacht zum Sonntag wurde Albrecht von einem Einbrecher erschossen, der in sein Haus eindrungen war. Albrecht wirkte lange Jahre in Indonesien und war der Gründer der dortigen Caritas; vor zehn Jahren hatte er kirchliche Aufgaben in Osttimor übernommen, zuletzt war er Rektor eines Seminares in Dili. Auch nach dem Abzug der internationalen Organisationen aus der von Milizen terrorisierten Hauptstadt Dili hatte der Jesuitenpater Nahrungsmittel und Medikamente an die Flüchtlinge verteilt. In einer Würdigung des Ordens heißt es, Albrecht sei ein "unermüdlicher Freund, Helfer und Verteidiger der vielen Opfer der Gewalt in Osttimor" gewesen. Die Trauer über seinen gewaltsamen Tod sei tief.

Möglicherweise spielte die Schwerhörigkeit des Paters bei den Ereignissen eine tragische Rolle. Albrecht hatte den Einbrecher nachts gegen 23 Uhr in dem Ordenshaus gestellt. Der Unbekannte forderte den Jesuiten offensichtlich auf, er solle seine Taschenlampe ausknipsen, was dieser nach Mutmaßungen seiner Mitbrüder wohl nicht richtig verstanden habe. Daraufhin fielen drei Schüsse, von denen einer den Pater in den Magen traf. Obwohl er sofort in ein Krankenhaus gebracht wurde, konnte er nicht mehr gerettet werden.

Weiterhin Warten auf UNO-Truppe

Trotz Zustimmung des indonesischen Präsidenten Habibie zur Entsendung von Friedenstruppen nach Osttimor hält der Terror auf Timor - und zwar sowohl in Ost- als auch in Westtimor - an. Die Stationierung der geplanten UNO-Friedenstruppe für Osttimor wird nach australischen Angaben vermutlich rund eine Woche dauern. Zunächst müssten die Vereinten Nationen die Entsendung formell beschließen, sagte der australische Verteidigungsminister John Moore am Montag Medien gegenüber. Die Soldaten der beteiligten Staaten müssten schließlich in die australische Hafenstadt Darwin gebracht werden, von wo aus sie zu ihren Einsatzorten gebracht werden sollen.

Australien will die Führung der rund 7.000 Mann starken Truppe übernehmen und auch das größte Kontingent stellen. Die Aufgabe der multinationalen Truppe wird nach Moores Worten die Friedenserhaltung sein, nicht aber ein Ende der Gewalt erst durchzusetzen. Allerdings würden die Soldaten auch Konflikte mit den pro-indonesischen Milizen nicht scheuen, falls dies zur "Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung" nötig wäre, betonte Moore.

Terror greift auf Westtimor über

Befürworter der Unabhängigkeit äußerten am Montag die Befürchtung, dass die UNO-Truppe zu spät kommen könnte. Bis zu ihrer Stationierung hätten die indonesische Armee und mit ihr verbündete Milizen die Verbrechen an der Zivilbevölkerung vermutlich beendet, sagte Abel Gutteres, der Vorsitzende der Osttimor-Hilfsvereinigung. "Es gibt keine Zeit zu verlieren", mahnte er. Er habe Hinweise auf Pläne der Milizionäre und Soldaten, unter den nach Westtimor verschleppten Flüchtlingen alle männlichen Osttimoresen im Alter von über zehn Jahre umzubringen.

Die Gewalt griff am Montag auch auf Westtimor über, wo zahlreiche osttimoresische Flüchtlinge Schutz suchen. So schossen Bewaffnete Milizen im überfüllten Bezirk Atambua, wo sich etwa 40.000 Vertriebene aus dem 28 Kilometer entfernten Osttimor befinden, um sich. Die indonesische Nachrichtenagentur Antara zitierte Augenzeugen, wonach Milizangehörige gezielt versuchten, in den Menschenmassen Osttimoresen aufzuspüren.

Ein Milizangehöriger sagte, in den Flüchtlingslagern werde nach osttimoresischen Unabhängigkeitskämpfern gesucht. "Wir suchen Ratten, die als Flüchtlinge getarnt aus Osttimor gekommen sind", zitierte Antara den Mann. Die Agentur machte keine Angaben über die Zahl der bewaffneten Milizionäre in Atambua.

Nach Angaben von UNO-Mitarbeitern, indonesischen Journalisten und anderen Informanten dürfte es in Westtimor schon etwa 100.000 Vertriebene aus Osttimor geben. Ein Teil der Flüchtlinge soll gewaltsam von Soldaten und Milizen nach Westtimor verschleppt worden sein. Berichte, Frauen würden dabei von ihren Männern getrennt, lösen bei ausländischen Diplomaten und anderen Beobachtern in Jakarta Befürchtungen aus, ein Teil der männlichen Bevölkerung Osttimors könnte massakriert worden sein.

UN-Mitarbeiter in der von den paramilitärischen Gruppen verwüsteten osttimoresischen Hauptstadt Dili sagten am Montag, indonesische Soldaten würden Flüchtlinge weiterhin gewaltsam nach Westtimor vertreiben. Nach anderen Berichten sollen sich in Westtimor Milizangehörige als UN-Personal verkleiden. Sie deportierten Flüchtlinge auf Boote mit unbekannten Ziel, berichteten Augenzeugen.

UN-Generalsekretär Kofi Annan sandte am Montag einen Sonderkoordinator für humanitäre Hilfe nach Indonesien. Dieser soll eine Erste Hilfe für die Flüchtlinge organisieren. Eine massive internationale Soforthilfe für die hungernden und von Krankheiten bedrohten Flüchtlingsmassen sei das drängendste Problem in Osttimor, sagte UNO-Sprecher Brian Kelly vor Journalisten in Jakarta. In Dili kampierten unter "schrecklichen Bedingungen" Zehntausende aus ihren Dörfern geflohene Landbewohner, meldete Antara am Montag. Bewaffnete Gruppen hätten ihre Häuser angezündet oder geplündert. Sie säßen fest, weil Transportmittel fehlten. Es gebe keine Nahrungsmittel und kaum Trinkwasser.

Appell an Kanzler und Außenminister

Die Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission hat angesichts der Situation in Osttimor in Briefen an Bundeskanzler Viktor Klima und Vizekanzler Wolfgang Schüssel appelliert, sich für Maßnahmen einzusetzen, die "die indonesische Regierung veranlassen, im Zusammenwirken mit den Vereinten Nationen für Recht und Ordnung zu sorgen". Insbesondere fordert die Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz die sofortige Überprüfung und Einstellung sämtlicher bilateraler und multilateraler Kredit- und Militärhilfsprogramme für Indonesien seitens Österreichs, der EU und des Internationalen Währungsfonds. Dass Weltbank-Präsident Wolfensohn derartige Schritte als erste Maßnahme ankündigte, wird ausdrücklich begrüßt.

Angesichts der Gräueltaten, die man mit Bischof Belo nicht als Bürgerkrieg, sondern als regelrechten "Ausrottungsfeldzug" bezeichnen müsse, forderte die Koordinierungsstelle die österreichische Regierung auf, trotz Wahlkampf "Zeichen der Solidarität und des raschen Handelns für die bedrängten Menschen in Osttimor zu setzen".

Appell Patriarch Sabbahs

Auch der Präsident der internationalen katholischen Friedensbewegung "Pax Christi", Patriarch Michel Sabbah von Jerusalem, forderte in Brüssel rasche Maßnahmen der Staatengemeinschaft. Die UNO müsse die indonesischen Verantwortlichen drängen, die Milizen zu entwaffnen und ihre eigenen Soldaten unter Kontrolle zu bringen. "Pax Christi" sprach sich unter anderem auch für eine Langzeit-Friedenstruppe aus, die auf die Ziele Vertrauensbildung und Versöhnung hinarbeiten solle. (Forts.mögl.)

K199905134 / KATHPRESS/Indonesien/Osttimor/Vatikan

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

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