Brüssel-Jakarta, 13.9.99 (KAP) In Brüssel ist am Montag der Name eines weiteren Priesters bekannt gegeben worden, der bei den Massakern in Osttimor ums Leben kam. Wie die katholische Friedensbewegung "Pax Christi International" in der belgischen Hauptstadt mitteilte, wurde der Priester Domingo Soares getötet. Der Ordensmann war vor zwei Jahren gemeinsam mit der Ordensfrau Maria Lourdes Martins Cruz mit dem Friedenspreis der internationalen katholischen Friedensbewegung ausgezeichnet worden.
Auch von Cruz gebe es kein Lebenszeichen, so "Pax Christi". Der timoresische Priester und die Ordensfrau hatten den Preis für ihren friedlichen Einsatz zu Gunsten der von Indonesien unterdrückten Bevölkerung Osttimors erhalten. Soares gehörte auch der Bischöflichen Kommission "Gerechtigkeit und Frieden" an.
Auch nach der Zustimmung des indonesischen Präsidenten Jusuf Habibie für einem Blauhelm-Einsatz ging das Morden und Brandschatzen der vom Militär unterstützten pro-indonesischen Milizen am Montag in der ehemaligen portugiesischen Kolonie weiter. Nach bisher unbestätigten Berichten soll die Terrorwelle nun auch auf die westtimoresische Grenzstadt Atambua übergegriffen haben. Dort befinden sich bis zu 100.000 osttimoresische Flüchtlinge. Bisher ist noch nichts über Befugnisse, Zusammensetzung und den Zeitpunkt des Einsatzes der UN-Soldaten bekannt. Australien, das sich bereit erklärte, die Leitung zu übernehmen, rechnet mit einem Einsatz nicht vor dem Wochenende.
Der europäische Caritas-Dachverband "Caritas Europa" rief am Montag die EU-Außenminister zum Einfrieren der Finanz- und Wirtschaftshilfe für Indonesien auf. Auch die Militärhilfe müsse eingestellt werden, appellierte der Zusammenschluss europäischer Caritasverbände an die EU-Außenminister. Diese wollten am Montagnachmittag über Osttimor beraten.
"Caritas Europa" forderte in dem Schreiben die Minister auf, sich im UN-Weltsicherheitsrat für eine sofortige Entsendung einer Friedenstruppe einzusetzen. Die Dachorganisation der katholischen Wohlfahrtsverbände verlangte zudem, humanitäre Hilfe für die Bevölkerung in Osttimor zur Verfügung zu stellen.
In Osttimor sind "Zehntausende, möglicherweise auch Hundertausende" Flüchtlinge von Hunger und Durst bedroht. Die Flüchtlinge ernährten sich inzwischen von Wurzeln und allem, was sie an Essbarem finden könnten, erklärte UN-Sprecherin Brian Kelly am Montag im Jakarta. Insbesondere Frauen und Kinder stünden vor dem Hungertod. Die UNO wolle Lebensmittel vom Flugzeug aus in die Flüchtlingsgebiete in den Bergen abwerfen. Die Flüchtlings-Hochkommissarin Sadako Ogata sprach in Genf von einem Wettlauf gegen die Zeit, um "Zehntausende Flüchtlinge zu retten, die von blinder Gewalt terrorisiert werden". Das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) sei zu humanitärer Hilfe in der Region bereit. (Forts.mögl.)
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KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)