Bischof Belo bat Papst um Intervention bei Clinton
Vatikanstadt, 14.9.99 (KAP) Der aus Osttimor geflohene Bischof Carlos Ximenes Belo hat Papst Johannes Paul II. gebeten, sich bei US-Präsident Bill Clinton für die Entsendung einer internationalen Friedenstruppe nach Osttimor einzusetzen. Dies sagte Belo bei einer Pressekonferenz im Vatikan am Dienstag. Er fügte hinzu, er hoffe, die internationale Gemeinschaft werde nicht mit zweierlei Mas messen. Wenn sie im Kosovo eingegriffen habe, um Menschen vor Vertreibung und Mord zu schützen, werde sie dies hoffentlich auch in Osttimor tun.
Dringend bat der Friedensnobelpreisträger auch um Nahrungsmittel und Medikamente für sein Heimatland. Der Einsatz von humanitärer Hilfe sei jetzt ebenso wichtig wie die Entsendung einer Friedenstruppe, so Belo. Der Bischof, der dem Salesianerorden angehört, war am Montagnachmittag vom Papst in Castelgandolfo in Privataudienz empfangen worden.
Rückkehr nach Dili mit UNO
Kritik übte der Bischof an der fehlenden Bewaffnung der UN-Beobachter beim Referendum vom 30. August. Das Referendum sei hervorragend organisiert gewesen, doch hätte man die UN-Beobachter angesichts der wochenlang vor der Abstimmung bereits sichtbaren Gewalt nicht "mit leeren Händen" nach Osttimor schicken dürfen. Eine bewaffnete Sicherung der Beobachter wäre nach seiner Überzeugung besser gewesen, sagte Belo.
Der Bischof kündigte an, er werde nach Dili zurückkehren, sobald eine internationale Friedenstruppe einrücke. Für die Zukunft Osttimors setze die Kirche auf Versöhnung auch mit der pro-indonesischen Minderheit.
Meldungen waren verfälscht
Pressemeldungen, er habe die Osttimoresen zum bewaffneten Kampf aufgerufen, bezeichnete Belo als verfälscht. Er habe lediglich von einem legitimen Recht auf Selbstverteidigung in Fällen bewaffneter Angriffe gesprochen.
Ausführlich schilderte der Friedensnobelpreisträger die Umstände seiner Flucht aus der Bischofsresidenz in Dili, wo er gemeinsam mit mehreren tausend Menschen von Milizen belagert wurde. Er erklärte, der Polizeichef von Dili und ein Milizenführer in Baucau hätten ihm die Flucht nach Australien ermöglicht. Auf die Frage, warum er nicht bei seinem Volk geblieben sei, antwortete Belo, er habe angesichts der Situation keine Wahl gehabt. Auserdem habe er nach Rom reisen müssen, um den Papst über die Ereignisse zu unterrichten.
Belo bestätigte ferner, dass der zweite katholische Bischof in Osttimor, Bischof Basilio Do Nascimento von Baucau, verletzt sei. Er befinde sich weiterhin auf Timor, sei aber derzeit in relativer Sicherheit.
Armee gab auch Drogen aus
Schwere Vorwürfe richtete Belo an die Adresse der indonesischen Streitkräfte. Er sagte, die mordenden Milizen seien zum Teil in Trainingslagern einer Spezialeinheit der indonesischen Armee ausgebildet worden. Von der Armee hätten sie auch Waffen sowie Drogen und Alkohol erhalten.
Bereits seit April hätten Miliz-Angehörige schwere Massaker unter der osttimoresischen Bevölkerung verübt, die massive Einschüchterung sei vor und nach dem Referendum systematisch gesteigert worden. Die Gewalt gegen die Befürworter der Unabhängigkeit und gegen die katholische Kirche sei von langer Hand geplant, so Belo weiter.
Gegen die Kirche richteten sich die Angriffe vor allem deshalb, weil sie den Anhängern der Unabhängigkeit Schutz gewährt habe. Die Kirche habe beim Referendum dafür geworben, allein nach dem Gewissen und nicht auf Grund von äuserem Druck zu entscheiden, so Belo.
Deutsche Bischöfe erwarten Belo in Fulda
Die Deutsche Bischofskonferenz erwartet Belo bei ihrer Herbstvollversammlung in Fulda. Der genaue Zeitpunkt steht derzeit noch nicht fest. Die Bischöfe tagen von Montag bis Donnerstag nächster Woche. (Forts.mögl.)
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KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)