Bischof kündigt Wiederaufnahme des Portugiesisch-Unterrichts in den Schulen
Dili, 11.10.99 (KAP) Der osttimoresische Bischof Carlos Felipe Ximenes Belo hat von Indonesien eine schnelle Rückführung der rund 250.000 Osttimoresen aus dem Westteil der Insel verlangt. Belo rief am Sonntag in Dili die internationale Gemeinschaft auf, entsprechenden Druck auf die Regierung in Jakarta auszuüben. Die Flüchtlinge in den Auffanglagern in Westtimor, die vor dem Terror pro-indonesischer Milizen geflohen waren, würden "von Indonesiern bedroht", sagte der Friedensnobelpreisträger. Gleichzeitig kündigte er die Wiederaufnahme des Portugiesisch-Unterrichts an den Schulen an.
Nach der Besetzung Osttimors 1975 und der anschließenden Annektierung der ehemaligen portugiesischen Kolonie hatte Jakarta den Unterricht der Sprache verboten.
Belo appellierte an die Bevölkerung, am Aufbau der zu 90 Prozent zerstörten Hauptstadt Dili und des Landes mitzuarbeiten und die Gesetze zu achten. Den pro-indonesischen Milizen stellte er nach einer gerichtlichen Aburteilung der Verbrechen eine Reintegration in Aussicht.
Am 30. August hatten sich fast 80 Prozent der Bevölkerung der ehemaligen portugiesischen Kolonie in einem Referendum für die Unabhängigkeit ausgesprochen. Nach der Bekanntgabe des Ergebnisses war es zu schweren Übergriffen pro-indonesischer Nationalisten gekommen, bei denen den Vereinten Nationen zufolge etwa 7.000 Menschen getötet wurden. Mehr als 260.000 Menschen sollen geflüchtet sein. Ein Großteil der Städte und Dörfer Osttimors wurden systematisch zerstört. Eine multinationale Schutztruppe unter Leitung Australiens soll Frieden und Sicherheit auf der Inselhälfte sicherstellen.
WHO befürchtet Seuchen wegen Regenzeit
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) befürchtet Cholera-, Malaria- und Masernepidemien während der kommenden Regenzeit in Osttimor. Nach der weitgehenden Zerstörung des Gesundheitssystem durch pro-indonesische Milizen würde der bald zu erwartende Dauerregen die Lage zusätzlich verschärfen, erklärten WHO-Mediziner am Montag in Dili. Außerdem hielten sich weiterhin Zehntausende von Flüchtlingen aus Angst vor Gewalt in den Bergen auf. Die Ärzte befürchten zudem die Ausbreitung der japanischen Hirnhautentzündung und des Dengue-Fiebers. Die humanitären Organisationen stünden in einem Wettlauf mit der Zeit, um zumindest eine medizinische Grundversorgung wieder aufzubauen, hieß es weiter. (Schluss)
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KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)