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Publisert 3. november 1999 | Oppdatert 3. november 1999

In der georgisch-orthodoxen Kirche gibt es Vorbehalte gegen den ökumenischen Dialog mit den "westlichen" Kirchen

Tiflis, 3.11.99 (KAP) Wenn Papst Johannes Paul II. am 8. November - aus Indien kommend - als erster Papst georgischen Boden betritt, trifft er auf eine kleine, weitgehend isolierte katholische Gemeinschaft: Nur etwa 100.000 der rund 5,2 Millionen Georgier bekennen sich zum katholischen Glauben, die Bevölkerungsmehrheit gehört der georgisch-orthodoxen Kirche an. Beide Kirchen jedoch sind arm und zählen nicht zu den Schwerpunktländern westlicher Hilfsorganisationen.

Der jahrelange Bürgerkrieg im Streit um die Regionen Südossetien und Abchasien, der rund 5.000 Menschen das Leben gekostet hat und zur Vertreibung von Hunderttausenden führte, sowie wirtschaftlicher Niedergang stürzten den kaukasischen Pufferstaat nach der Auflösung der Sowjetunion und der überstürzten Unabhängigkeitserklärung zu Beginn der neunziger Jahre in eine tiefe Krise. In sowjetischen Zeiten hatte das Land vergleichsweise prosperiert.

Erst seit zwei Jahren hat sich Georgien zunehmend beruhigt. Die Auseinandersetzung mit dem nach Selbstbestimmung strebenden Südossetien etwa konnte durch Autonomievereinbarungen zumindest vorläufig beigelegt werden. Ungelöst bleibt jedoch das Problem des territorialen Status Abchasiens. Menschenrechtsorganisationen kritisieren die Regierung unter dem ehemaligen sowjetischen Außenminister und Führer der georgischen Kommunisten, Edward Schewardnadse, immer wieder wegen Menschenrechtsverstöße. Internationales Lob erntete das Land hingegen für die endgültige Abschaffung der Todesstrafe in diesem Jahr. Seit April ist Georgien Mitglied des Europarats.

Die Visite des Papstes erfolgt auf Grund einer Einladung, die Präsident Schewardnadse bereits 1997 ausgesprochen hatte. Der 71-jährige pflegt ein gutes Verhältnis zur georgisch-orthodoxen Kirche. Deren Katholikos-Patriarch, Elias II., hatte den einstigen kommunistischen Parteifunktionär 1992 persönlich getauft. Der Patriarch selbst gilt als offen gegenüber Fragen des religiösen Dialogs. Anfang der neunziger Jahre war er für fünf Jahre einer der Vorsitzenden des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Im eigenen Land wird er deshalb von religiös-konservativen Kreisen kritisiert, die eine Aufweichung orthodoxer Glaubensinhalte durch den ökumenischen Dialog befürchten. Außerdem spielt auch in Georgien die Frage des "Proselytismus" (der Abwerbung von Gläubigen), vor allem durch amerikanische fundamentalistisch-protestantische Gruppierungen, eine große Rolle. Die Skepsis gegenüber der Ökumene führte schließlich auch zum Austritt der georgischen Orthodoxie aus dem Weltkirchenrat.

Auf dem Besuchsprogramm des Papstes steht auch eine Begegnung mit dem georgischen Katholikos-Patriarchen. Der Vatikan misst Dialog und Versöhnung mit den orthodoxen Kirchen hohen Stellenwert bei. Ob es Johannes Paul II. gelingt, ähnlich wie bei seinem Besuch in Bukarest einen ökumenischen Durchbruch zu erzielen, ist allerdings fraglich, weil in der georgisch-orthodoxen Kirche eine überaus skeptische Haltung gegenüber dem Papstbesuch besteht.

Wechselvolle Geschichte

Die wechselvolle Geschichte des Landes ließ die Georgier zusammenrücken. Als einziges der altchristlichen Länder im Nahen Osten erlag Georgien nicht dem Ansturm des Islam. Ende des 18. Jahrhunderts schloss sich Georgien dem Russischen Kaiserreich an. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts kam es aber zu starken Spannungen, als St. Petersburg die eigenständige georgisch-orthodoxe Kirche durch Verordnung in die russisch-orthodoxe Kirche zwang und sogar das Kirchenslawische als Liturgiesprache durchsetzen wollte. Erst im Rahmen der bürgerlichen Februarrevolution von 1917 konnte die Autokephalie (Selbstständigkeit) der georgischen Orthodoxie wiederhergestellt werden.

Die Wurzeln der katholischen Kirche des Landes - es gibt in Georgien Katholiken des lateinischen, des armenischen und des chaldäischen Ritus - reichen ins Mittelalter zurück. Nach der "Wende" suchten auch georgische Intellektuelle nach geistiger Orientierung bei der katholischen Kirche. Jedoch kommt das Gemeindeleben nach 70 Jahren Staatsatheismus nur langsam in Gang. Schritt für Schritt versucht eine Hand voll Priester und Laien die oft multinationalen Gemeinden - bestehend aus Georgiern, Armeniern, Polen, Deutschen und Chaldäern - zu reaktivieren. Dies funktioniert nur mit ausländischer Hilfe. Das internationale Hilfswerk "Kirche in Not" zum Beispiel hat seit der Unabhängigkeit Georgiens rund 7,5 Millionen Schilling für Projekte in Georgien aufgewendet: Hilfe für die Caritas, Unterstützung beim Bau einer Kirche in Tiflis oder Hilfe für Ordensschwestern, die sich der Versorgung von Obdachlosen widmen. In einer ungewöhnlichen Geste hatte der Papst dem kriegsgeschwächten Land im vergangenen Jahr ein Krankenhaus für die Hauptstadt Tiflis geschenkt. Beim Aufbau dieses Krankenhauses arbeiteten die Italienische Bischofskonferenz und der Kamillianer-Orden zusammen. (Ende)

K199906291

KI/KAP (KathPress/Katolsk Informasjonstjeneste)

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