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Publisert 5. mars 2000 | Oppdatert 5. mars 2000

Sie eröffnete Johannes Paul II. Türen in die arabische Welt, brach das Eis in den ökumenischen Beziehungen mit den orthodoxen Kopten und stärkte den Katholiken in Ägypten den Rücken - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Rom-Kairo, 29.2.00 (KAP) Den Traum vom Treffen der drei monotheistischen Religionen am Sinai konnte Papst Johannes Paul II. (noch) nicht verwirklichen. Die politischen und religiösen Gräben zwischen den Menschen und Völkern in der Krisenregion Nahost sind noch zu tief, als dass der Schatten des "Gottesberges" sie verwischen könnte. Dennoch wertet man im Vatikan die dreitägige Ägyptenreise des Papstes als Erfolg. Nicht nur, weil die Pilgerfahrt auf den Spuren des Mose doch noch kurzfristig zu Stande kam und nicht nur, weil die orthodoxen Mönche des Katharinenklosters ökumenische Vorbehalte überwanden und den römischen Papst freundlich, zuletzt sogar herzlich willkommen hießen.

Neben dem zentralen Anliegen - der Heilig-Jahr-Pilgerreise - war es auch das zweitägige "Vor-Programm", das die 90. Auslandsreise Johannes Paul II. bedeutsam, und wohl auch erfolgreich machte. Für den Friedensprozess in Nahost und für die Jerusalem-Frage, denen seit jeher das besondere Interesse der Vatikan-Diplomatie gilt, konnte Johannes Paul II. erstmals in dem wichtigsten arabischen Land der Region direkt werben. Das Abkommen des Vatikans mit der PLO, eine Woche vor Reisebeginn unterzeichnet, bot eine gute Ausgangsbasis. Denn so sehr Israel die Aussagen der Präambel zu Jerusalem kritisierte (die Formulierungen im Vertragswerk wiederholen freilich nur die bisherige, auf internationale Dokumente gestützte Vatikan-Linie), so sehr öffnete es dem Papst in der arabischen Welt Ohren und Tore.

Präsident Hosni Mubarak dankte dem Papst für sein Engagement für den Frieden dort wie in aller Welt. Auch Kopten-Papst Schenuda III. und Groß-Scheich Mohammed Said Tantawi von der Al-Azhar-Universität lobten diese Position. Der Papst nutzte die politische Plattform, um mit Nachdruck für Frieden, Menschenrechte und Gerechtigkeit zu werben - und für ein harmonisches Zusammenleben der Religionen.

In die Ökumene zwischen dem Vatikan und der koptischen Kirche brachte die Reise nach längerem Stillstand wieder Bewegung. Schenuda, dessen Verhältnis zu Rom in den letzten Jahren eher distanziert schien, begegnete dem Papst - nach anfänglicher Unsicherheit - mit auffallender Herzlichkeit. Beide Seiten bekundeten gegenseitigen Respekt, Hochachtung und brüderliche Liebe, beschworen die Einheit der Christen, tauschten den Friedensgruß und erteilten jeder Form von Proselytismus eine Absage.

Der katholisch-koptische Dialog, 1973 - nach "Pro Oriente"-Vorarbeiten in Wien - mit einer weitgehenden theologischen Erklärung eingeleitet, soll wieder weitergehen. Ein erster Schritt: Vermutlich im April soll der Sekretär des Päpstlichen Einheitsrates, Bischof Walter Kasper, der den Papst in Vertretung des erkrankten Ökumene-Chefs Kardinal Edward Cassidy an den Nil begleitet hatte, erneut zu gründlicheren Gesprächen nach Ägypten reisen.

Selbst zu den griechisch-orthodoxen Mönchen des Katharinenklosters, die mit gemischten Gefühlen und Vorbehalten dem Besuch des Papstes entgegengeblickt hatten, konnte der Papst einige Brücken schlagen. Ein gemeinsames Gebet mit war zwar nicht möglich. Dazu sei der Graben zwischen den Kirchen noch zu tief, erklärte der Abt des Klosters, Erzbischof Damianos. Wirkten Damianos und seine Mitmönche bei der Ankunft Johannes Pauls II. noch zurückhaltend und distanziert, bewerteten Kenner der Orthodoxie die Begrüßungsrede des Erzbischofs und die weitere Atmosphäre der Begegnung als herzlich und ungewöhnlich freundlich. Damianos schenkte dem Papst die Reproduktion einer wertvollen Ikone aus dem 5. Jahrhundert, und während der Feier tauschte er mit dem Papst und dann auch mit den Würdenträgern aus dessen Begleitung den Friedensgruß.

Für Aufmerksamkeit sorgte auch die erneute Einladung des Papstes an die anderen Kirchen zum Dialog über das Papstamt. Bei dem Ökumene-Treffen in der koptisch-katholischen Kathedrale in Kairo sagte er unter Hinweis auf seine Enzyklika "Ut unum sint" von 1995: "Ich möchte die Einladung an alle kirchlich Verantwortlichen und ihre Theologen wiederholen, mit mir über dieses Argument einen brüderlichen, geduldigen Dialog aufzunehmen, in dem wir uns jenseits von steriler Polemik gegenseitig anhören können, und bei dem wir nur den Willen Christi für seine Kirche vor Augen haben." Und er fügte hinzu: "Hinsichtlich des Amts des Bischofs von Rom bitte ich den Heiligen Geist, uns sein Licht zu schenken, und alle Hirten und Theologen unserer Kirchen zu erleuchten, damit wir gemeinsam Formen suchen können, in denen dieses Amt einen Dienst der Liebe realisieren kann, in gegenseitiger Anerkennung."

Für den Kontakt zwischen Muslimen und Christen, die laut Verfassung in Ägypten rechtlich gleichgestellt sind, war die Reise ebenfalls erfolgreich. Johannes Paul II. besuchte Scheich Tantawi an seinem Amtssitz in der Al-Azhar-Universität, zu der der Vatikan seit zwei Jahren offizielle Arbeitskontakte unterhält - eine Besonderheit, wie sie sonst im islamischen Bereich derzeit nur selten möglich ist.

Auch hier beschworen beide Seiten die Gemeinsamkeiten und forderten zur Zusammenarbeit fürs Gemeinwohl auf. Die Zukunft der Menschheit hänge maßgeblich davon ab, dass die Religionen und Kulturen miteinander in einen Dialog kommen, mahnte der Papst. Tantawi sprach von gleichen Rechten und Pflichten aller Ägypter. Auch hier sollen die Kontakte bald weitergehen. Nach dem Treffen mit dem Papst kündigte der Muslim-Gelehrte an, eine Delegation seiner Universität werde im Herbst zu einem interreligiösen Symposion in den Vatikan kommen.

Für die mindestens 10 Millionen Christen in Ägypten, darunter rund 250.000 Katholiken verschiedener Riten, war die Papstreise eine Aufwertung und Rückenstärkung. "Mit der größte Erfolg des Papstbesuchs war, dass jetzt alle Welt weiß, dass es in Ägypten auch Christen gibt", meinte ein ausländischer Kirchenmann in Kairo angesichts des großen Medieninteresses.

Die Erfolge, die die Reise zweifelsohne gebracht hat, geben Johannes Paul II. recht, dass er sich zum Heiligen Jahr zu der Pilgerfahrt auf den Spuren der Heilsgeschichte entschlossen hat. "Tatsächlich ist aber bei der konkreten Verwirklichung des Geheimnisses der Menschwerdung die Dimension des 'Raumes' nicht weniger wichtig als die der Zeit", begründete er einmal diese Pilgerreisen zu den Orten, die in der Geschichte der Offenbarung eine besondere Rolle spielen. Denn wie es auch im Rhythmus der Zeit noch ganz besondere Momente der Gnade geben kann, so könne auch der Raum von herausragenden Heilstaten Gottes gekennzeichnet sein.

Die erste Etappe seiner Heilig-Jahr-Pilgerfahrt hatte der Papst nur geistig erleben können. Ein Besuch in Abrahams Geburtsstadt Ur war an den politischen Gegebenheiten im Irak gescheitert. So blieb ihm nur ein Gottesdienst im Vatikan, um dieses "Vaters im Glauben" zu gedenken. Ende März steht Johannes Paul II. nun eine seiner wichtigsten und zugleich schwierigsten Reise bevor: ins Heilige Land und damit nach Jerusalem.

Kathpress

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