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Publisert 16. mars 2000 | Oppdatert 16. mars 2000

Die Reise Papst Johannes Pauls II. ins Heilige Land hat spirituellen Charakter, aber die Politik kann nicht ausgeklammert werden - "Kathpress"-Korrespondentenbericht von Johannes Schidelko

Jerusalem, 16.3.00 (KAP) Nach der "virtuellen" Pilgerfahrt zum Gedenken Abrahams und der ägyptischen Etappe auf dem Sinai ist der Besuch im Heiligen Land von 20. bis 26. März Höhepunkt der päpstlichen Wallfahrt auf biblischen Spuren. Es soll eine rein religiöse Visite werden; auf Grund der politischen Landkarte in Nahost hat sie jedoch mitunter auch Elemente eines diplomatischen Hindernis-Parcours. Zwar hat der Friedensprozess die Erzfeinde aus den Zeiten der ersten Heilig-Land-Reise von Paul VI. 1964 zumindest zu Gesprächspartnern gemacht. Dennoch verlangen politische Empfindlichkeiten, die veränderte Lage Jerusalems aber auch das religiöse Umfeld dem Vatikan-Protokoll ein Höchstmaß an diplomatischem Fingerspitzengefühl ab.

Spirituell und biblisch schließt die Reise genau dort an, wo die Ägypten-Reise endete. Nach Gesetzgebung und Bundesschluss am Sinai und 40-jähriger Wüstenwanderung zog Moses mit seinem Volk Richtung Gelobtes Land. Kurz vor dem Ziel starb Moses auf dem Berg Nebo. Und genau dort, oberhalb des Jordan-Ostufers nahe dem Toten Meer, beginnt die 91. Auslandsreise des Papstes. Zielflughafen ist, wie schon für Paul VI., die jordanische Hauptstadt Amman. Neben einer Messe und einem Höflichkeitsbesuch beim neuen König Abdallah vollzieht der Papst den biblischen Sprung in die Zeit Jesu. Vor seiner Abreise will er die neu ausgegrabene und -hergerichtete Taufstelle Jesu am Ostufer des Jordan in Wadi Kharrar sehen.

Nach der diplomatisch "leichten" Etappe östlich des Jordans beginnen für die Pilger-Papst dann die politischen Probleme. Der Zickzack-Kurs seiner Reiseroute ist Reaktion auf die politischen Gegebenheiten der Region. Konnte Paul VI. noch per Auto von Amman über die Allenby-Brücke nach Jerusalem fahren, fliegt Johannes Paul II. jetzt die 100 Kilometer nach Tel Aviv, wo die offizielle Begrüßung durch den Staat Israel erfolgt. Per Hubschrauber geht es dann die 40 Kilometer nach Jerusalem zurück. Wegen der (völkerrechtlich umstrittenen) Situation der Heiligen Stadt splittet der Papst seinen Jerusalem-Besuch sorgfältig auf. Er bleibt zunächst nur im westlichen (jüdischen) Teil, besucht von hier aus Bethlehem, Nazareth und den See Genesareth - und kommt erst am letzten Tag zu einem Besuch der arabischen Altstadt mit Via Dolorosa und Grabeskirche.

Die Sicherheitsmaßnahmen für den Gast aus Rom sind in Israel enorm. Reichten für US-Präsident Bill Clinton bei seinem Jerusalem-Besuch noch 2.000 Polizisten, sind für den Papst hier 5.000 im Einsatz, ebenso viele werden dann in Nazareth oder bei der Messe auf dem Berg der Seligpreisungen dabei sein, teilte Staatsminister Haim Ramon nach letzten Absprachen mit dem Vatikan in Rom mit. Man werde den Papst beschützen, man habe auch in Nazareth, wo es wegen des Moscheebaus neben der Verkündigungsbasilika zu ernsten christlich-islamischen Spannungen kam, mit Vertretern aller Bevölkerungsgruppen gesprochen und rechne nicht mit Zwischenfällen. Konkrete Drohungen habe es bislang in Israel nicht gegeben. Die Regierung und die meisten Bürger würden den Papst herzlich willkommen heißen.

Die Heilig-Land-Reise soll nach dem Willen Johannes Pauls II. rein religiös sein, dennoch kann auch ein Papst politische Implikationen nicht vermeiden. "In Jerusalem hat jeder Schritt, jede Geste, jedes Wort politische Bedeutung, erst recht, wenn es um den Papst geht", meinte ein Vatikan-Insider. Zudem wird der Papst bei seiner Pilgerfahrt auch die Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit verkünden. Konkret wird er in der Krisenregion sicher zu einem gerechten Frieden, zu Aussöhnung zwischen den Menschen, den Völkern und Religionen aufrufen: zwischen Israelis und Palästinensern, zwischen Christen, Juden und Muslimen. Am gegenwärtigen Punkt des Friedensprozesses wären positive politische Impulse durch den Papst sogar erwünscht, heißt es im Vatikan.

Die umstrittene Jerusalem-Frage

Die spannende Frage ist, wie Johannes Paul II. auf die umstrittene Jerusalem-Frage eingeht. Die jüngste vatikanische Option in einer Präambel zum Rechtsabkommen mit der PLO hat Israel irritiert - und die arabische Welt erfreut. Für die Israeli ist Jerusalem ewige Hauptstadt des jüdischen Staates, für die Palästinenser ist sie Wunsch-Hauptstadt und die Christen wollen sie als "Heilige Stadt" aus dem politischen Alltags-Zank herausgehalten. Der Vatikan verweist auf das letzte völkerrechtlich verbindliche Dokument, den UN-Teilungsplan von 1947, der Palästina zwischen Juden und Arabern aufteilte und Jerusalem internationaler Kontrolle unterstellen wollte - wozu es auf Grund der nachfolgenden Kämpfe nie kam. Allerdings ist der Heilige Stuhl inzwischen von solchen Maximalerwartungen abgekommen und setzt heute auf ein international garantiertes Statut für die Heilige Stadt, das allen Bürger gleiche Rechte, und allen Gläubigen freien Zugang zu den Heiligen Stätten einräumt. In den offiziellen Papst-Reden dürfte dieses Thema nicht im Detail zur Sprache kommen, sicher aber in den Vier-Augen-Gesprächen und in den Kontakten der Vatikan-Diplomaten am Rand der Reise.

Neue Brisanz hat der Papstbesuch zusätzlich durch das kirchliche "mea culpa" vom ersten Fastensonntag erhalten. Auf dem Programm von Jerusalem steht eine Begegnung mit den Ober-Rabbinern (und dem Groß-Mufti) sowie ein Besuch an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Vermutlich wird der Papst - konkreter als in der römischen Vergebungsbitte - die Schuld von Christen für Antijudaismus und Antisemitismus ansprechen.

Schon jetzt zeichnet sich ab, dass die Pilgerfahrt zu den Ursprüngen des Glaubens im Heiligen Jahr 2000 zu den wichtigsten Pastoralreisen des polnischen Papstes zählen wird.

Kathpress

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