Amman, 19.3.00 (KAP) Mit dem Sechs-Tage-Krieg verlor Jordanien die zwischen 1948 und 1967 ihm unterstellten Heiligen Stätten in Ost-Jerusalem und auf der Westbank, insbesondere in Bethlehem. Verblieben sind einige biblische Orte östlich des Jordans, die vor allem mit der Moses- und Elias-Tradition verbunden sind. Jüngste Ausgrabungen haben im bislang gesperrten Sicherheitsgürtel am Jordan, im Wadi-al-Kharrar, ein seit dem 4. Jahrhundert belegtes Heiligtum der Taufstelle Jesu zu Tage gefördert. Diese Taufstelle wird Johannes Paul II. während seines Jordanien-Aufenthaltes besuchen.
Im Gegensatz zu der auf dem israelischen Jordan-Ufer bezeichneten Stelle, die der Papst von Jerusalem aus aufsuchen will, stützt sie sich auf die Bibelstelle, wonach Johannes «in Bethanien, auf der anderen Seite des Jordan» - von Jerusalem aus gesehen - taufte. Archäologen haben hier einen Kilometer oberhalb des Jordans eine Quelle und frühchristliche Kirchengebäude freigelegt. Derzeit baut Jordanien um diese Ausgrabungen einen Kultur- und Naturpark auf.
Seit dem 4. Jahrhundert wird der 800 Meter hohe Berg Nebo oberhalb des Jordangrabens am Nordende des Toten Meers als Moses-Gedenkstätte verehrt, wo der Höhepunkt des Papstaufenthaltes in Jordanien sein wird. Von hier soll Moses nach dem Auszug aus Ägypten, der Gesetzgebung am Sinai und der 40-jährigen Wüstenwanderung das Gelobte Land gesehen haben, das er auf Gottes Geheiß selbst nicht mehr betreten durfte. Frühchristliche Kirchen- und Klosterbauten auf dem Gipfel-Plateau sind bei archäologischen Grabungen freigelegt worden. In der modernen, von Franziskanern betreuten Kirche finden sich herrliche Mosaike.
In jordanischen Kirchenkreisen wird aber bedauert, dass der Papst nicht in Madaba halt machen wird, wo sich die berühmte Mosaik-Karte von Palästina befindet, eines der wichtigsten Werke der Mosaikkunst überhaupt. Das Mosaik war 1896 unter dem Boden der orthodoxen Pfarrkirche entdeckt worden; es wurde Ende des 6. Jahrhunderts von dem Mönch Salamanios geschaffen.
Kathpress