In Tabgha möchte Johannes Paul II. der wunderbaren Brotvermehrung gedenken - «Kathpress»-Korrespondentenbericht von Christoph Strack
Jerusalem, 23.3.00 (KAP) Der rote Teppich ist ausgerollt, die Kirche ist geputzt, die Stühle sind geordnet: Die deutschen Benediktiner in Tabgha am See Genezareth warten auf den Papst - umzingelt von israelischen Sicherheitskräften, die sogar noch auf den Klosterfluren stehen. Trotz der hektischen Vorbereitungen ist der Klosterobere Pater Stefan «überhaupt nicht aufgeregt».
Am Freitag wird Papst Johannes Paul II. auf dem Berg der Seligpreisungen in Korazim eine große Messe feiern, zu der rund 150.000 Katholiken aus dem Nahen Osten und aus aller Welt erwartet werden. Am Nachmittag - nach dem Zusammentreffen mit Premierminister Ehud Barak - sucht der Papst zum privaten Gebet einige Orte am See auf, die für Jesu Wirken von großer Bedeutung waren, auch Tabgha am Nordufer, wo nach der Tradition die wunderbare Brotvermehrung stattgefunden haben soll. Heute leben und wirken hier deutsche Benediktiner von der Jerusalemer Dormitio-Abtei Hagia Maria Zion. «Für Tabgha», sagt Pater Stefan, «wird es eine historische Stunde».
Spätestens seit dem 4. Jahrhundert wird in Tabgha der Brotvermehrung gedacht. Um 350 entstand der erste Kirchenbau, der jedoch 200 Jahre später durch ein Erdbeben fast völlig zerstört wurde. Als vor gut 100 Jahren Archäologen nach den Kirchenresten gruben, fanden sie zu ihrem großen Erstaunen Teile wertvoller Mosaiken. Erst Mitte der dreißiger Jahre entstand eine erste kleine Notkirche, 1982 wurde dann die heutige «Brotvermehrungs-Kirche» fertig, eines der schönsten Gotteshäuser im Heiligen Land. Johannes Paul II., der 1965 als damaliger Erzbischof von Krakau schon einmal auf den Spuren Jesu wandelte, kennt sie noch nicht. Und das Bauen geht weiter. Als Vertreter des Kölner Kardinals Joachim Meisner wird Weihbischof Klaus Dick den Grundstein eines neuen Pilgerhospizes präsentieren, den der Papst segnen wird.
Das wird aber die einzige offizielle Handlung sein, denn Johannes Paul II. will Tabgha «rein privat» besuchen, ohne großes Protokoll und Ansprachen. Der Gast aus Rom soll die Chance zur stillen Besinnung haben, kniend vor jenem Stein, auf dem vor knapp 2000 Jahren Jesus die Brote und Fische gelegt haben soll. «Wir freuen uns, dass der Papst einfach nur hier beten will», sagt der 45-jährige Superior. Schwester Isabel, die neben den deutschen Benediktinern mit fünf anderen philippinischen Benediktinerinnen in Tabgha lebt, kennt den Papst nur vom Fernsehen und von Fotos. «Es ist bewegend», sagt sie, «der Nachfolger des Petrus kommt zu uns».
Familiär soll es werden, wünschte der Vatikan. Doch «Familien» im Heiligen Land sind groß. So kommen Benediktiner aus anderen Klöstern des Landes nach Tabgha, dazu Studenten aus Jerusalem. Und die arabischen Angestellten, die im Klosterladen und in der Küche arbeiten, können ihre Familien mitbringen - alles in allem werden es gut 180 Personen sein, die den Freitag als Tag der Begegnung feiern wollen. Familiär sollen auch die Gastgeschenke sein, die man für den Papst vorbereitet hat: Ein Teller mit einer Abbildung des weltbekannten Bodenmosaiks und ein einfacher Kelch. Pater Bargil Pixner, der archäologische «Entdecker» von Bethsaida, der Heimat des Petrus, will Johannes Paul II. einen Schlüssel schenken: «Ich habe ihn nach einem Original anfertigen lassen, das wir vor einigen Jahren im Haus des Petrus gefunden haben. Es war vielleicht der Schlüssel des Petrus».
Kathpress