Ökumenische Begegnung Johannes Pauls II. mit den Repräsentanten der anderen christlichen Kirchen im Heiligen Land
Jerusalem, 25.3.00 (KAP) Papst Johannes Paul II. hat die Christen aufgerufen, die Trennungen untereinander zu überwinden. Bei einem Treffen mit Repräsentanten der christlichen Kirchen des Heiligen Landes am Sitz des griechisch-orthodoxen Patriarchen von Jerusalem, Diodoros I., sagte der Papst am Samstagabend, es gebe eine «legitime Verschiedenheit» der Kirchen, die nicht im Gegensatz zur Einheit der Kirche stehe, sondern deren Glanz steigere. Zuvor hatte Johannes Paul II. privat die Basilika von Gethsemane besucht. Er verweilte in stiller Andacht in dem Gotteshaus am Fuß des Ölbergs, jenem Ort, wo sich Jesus der Bibel zufolge vor seinem Leiden zum Gebet zurückzog. Am Nachmittag war der Papst mit den General-Konsuln der traditionell katholischen Staaten - Frankreich, Spanien, Italien - in der Apostolischen Delegation in Jerusalem zusammengekommen.
Johannes Paul II. erinnerte bei seiner Begegnung mit den Kirchenvertretern an das historische Treffen zwischen Papst Paul VI. und dem Ökumenischen Patriarchen Athenagoras I. von 1964. Die damalige Begegnung habe die «Fundamente für eine neue Ära der Kontakte unter den Kirchen gelegt», sagte Johannes Paul II. Sie sei ein «prophetisches Zeichen und eine Quelle der Inspiration für die Bemühungen um die Einheit der Christen» gewesen.
In der Frage der «legitimen Verschiedenheit» nannte Johannes Paul II. im Einzelnen die liturgischen Riten, aber auch die «spirituellen, theologischen und kirchenrechtlichen Traditionen und Institutionen». Diese sprächen für den «Reichtum des von Gott geoffenbarten Erbes der universalen Kirche». Nichts von diesem Reichtum müsse bei der angestrebten vollkommeneren Einheit der Kirchen verloren gehen, betonte der Papst.
Johannes Paul II. erklärte, das Heilige Jahr 2000, in dem die Christen das Jubiläum der Geburt Christi begehen, sei für die Kirchen eine besondere Gelegenheit, gegenseitig um Verzeihung für das zu bitten, was in der Vergangenheit geschehen sei. Er forderte einen intensiveren und fruchtbaren theologischen Dialog zwischen den Kirchen, der sich von einem reinen Ideenaustausch in einen «Austausch der Gaben» entwickeln müsse.
Mit Blick auf die Verschiedenheit der Kirchen im Heiligen Land sagte Johannes Paul II., für die Christen, die dort inmitten von Judentum und Islam mit täglichen Spannungen und Konflikten lebten, sei es «wesentlich, den Skandal zu überwinden, der durch ihre Divergenzen und Streitigkeiten entsteht». Nur wenn sie untereinander versöhnt seien, könnten die Christen ihren vollen Beitrag leisten, um Jerusalem zu einer Stadt des Friedens für alle zu machen. Zuvor hatte Patriarch Diodoros I. - der heute an den Rollstuhl gefesselt ist - in einer Ansprache von der Einheit der Christen gesprochen und daran erinnert, dass der Wunsch nach Einheit zum Vermächtnis Jesu Christi gehöre.
Kathpress